“Ich hole deshalb so weit aus, meine Damen und Herren, damit sich die sagen wir Uneingeweihten unter Ihnen ein Bild der Probleme machen können, die auf einen Erzähler zukommen, der sich das Internet als ein und möglicherweise sein hauptsächliches Publikationsforum auserkürt.” Das Weblog als Dichtung. (5).

Der Begriff Uneingeweiht ist hier deshalb so entscheidend am Platz, weil die Forderung, auch CyberKultur müsse kulturell vererbbar sein, bevor ihr Rang auch nur ungefähr demjenigen den anderen Künste verglichen werden könne, unmittelbar mit Sakralität zusammenhängt. Wer ein Buch lesen konnte, war eingeweiht, wem eine Legende flüsternd erzählt wurde, auch. Das Internet ist, weil es p r o f a n ist, n o c h profan, sozusagen geschichtslos: Es sind keine Märchen und kollektiven Verheißungen mit ihm verbunden. Genau das ist zu ändern und das Netz insofern von seiner Technologie zu häuten: Wer den Schleier hebt, betritt ein neues Geheimnis:


Nun fand er überall Bekanntes wieder, nur wunderlich gemischt, gepaart,
und also ordneten sich selbst in ihm oft seltsame Dinge.

Auch ich will also meine Figur beschreiben,
und wenn kein Sterblicher, nach jener Inschrift dort, den Schleier hebt,
so müssen wir Unsterbliche zu werden suchen;
wer ihn nicht heben will, ist kein ächter Lehrling zu Sais.

Novalis.

(Etwas weitergeben. Kunst & Tradition.)

4 thoughts on ““Ich hole deshalb so weit aus, meine Damen und Herren, damit sich die sagen wir Uneingeweihten unter Ihnen ein Bild der Probleme machen können, die auf einen Erzähler zukommen, der sich das Internet als ein und möglicherweise sein hauptsächliches Publikationsforum auserkürt.” Das Weblog als Dichtung. (5).

  1. Sehr gut, der Aspekt, ich sehe wieder ein Stück klarer.
    “weil es p r o f a n ist, n o c h profan”

    Ich denke, Matrix hat den Anfang gemacht (kollektive Verheißung, Märchen).
    Wenn man sich nicht nur die Filme anschaut, sondern im Netz auf der Suche danach ist:
    Mehr Sekundäres als über irgendein literarisches Werk je geschrieben worden ist.

    Es hat also begonnen.

    1. Es hat also begonnen. Ja.

      (Gegen The Matrix ist gewiß >>>> einiges einzuwenden, und das geschah >>>> hier ja auch schon – etwa der s t är k s t e Einwand: Cronenbergs eXISTENCe, doch tatsächlich hat diese Trilogie es volksmythisch ‘erreicht‘: also als Trivialmythos – dem freilich längst vielerlei vorausging. Einiges davon findet sich bei Philip K. Dick, anderes bei Gibson vor allem, auch bei Tad Williams. Nur die Hochliteratur und überhaupt die sog. E-Künste zieren sich noch, wobei sie gar nicht merken, daß sie sich damit das eigene Grab buddeln. Tatsächlich realisiert sich im Netz sehr vieles, was die fantastischen, aber auch romantischen HochKünste längst formuliert hatten. Insofern ist der Boden für eine große Mythologie längst bereitet, und zwar auch und gerade vermittels der Tradition. In dieses Tal schmiegt sich >>>> das ANDERSWELT-Projekt*.)

      *) Das mit dem Realismus anhub (DIE VERWIRRUNG DES GEMÜTS, 1983) und über einen volksmythisch-märchenbetonten Elfenroman (ja, so kann man WOPERTINGER ODER DAS BLAU durchaus sehen) schließlich (mit THETIS. ANDERSWELT) an einen Roman Alfred Döblins anschloß und geradlinig in eine aus Realem und Fiktivem computierte Cyberwelt führte: in unsere Gegenwart.

    1. Märtyrer. So geht der Entwurf des Vortrags entsprechend auch weiter, ja:

      Der Cyberraum als der gegenwärtige Tempel zu Sais. Es gibt solche Ansätze bei William Gibson, und imgrunde versuchte auch die MatrixTrilogie, so etwas in Bewegung zu setzen: allerdings in Hinsicht auf zu erzielenden Mehrwert. Dahinter stand keine Vision, sondern eine Bilanz; ebendas entzieht der Dynamik die Kraft. Um es s o herum zu formulieren: Es müssen sich Leute dafür opfern wollen – bzw. wäre von solchen Opfern legendenartig zu erzählen. Opfer meint hier Sucher, also Menschen, die ihre E x i s t e n z an eine Sache setzen. Merken Sie, wie zeitgenössisch wir plötzlich werden und wie unvermutet Technologie mit Al Quaida querschießt? Genau das ist neueste Moderne.

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