5.4.08 19:29 – Sa – 15°C – von der Sonne modellierte Landschaft

Gestern schrieb ich überhaupt nichts, was selten vorkommt (die Rede ist ja nicht nur vom Tagebuch): der vierte April läßt eine Lücke. Auch hinsichtlich der Mails gab es nur Arbeitskontakte. Bis abends spät peitschte ich das heute Abzuliefernde noch voran, um dann doch müde den Arm zu senken, den Wecker auf 5 zu stellen für heute. Und das waren dann vier Stunden Streß und Unzufriedenheit mit dem Ausgangstext und meinem dann folglich auch, denn um einen schlechten Ausgangstext besser zu machen, braucht man mehr Zeit. Man hängt eben doch von ihm ab, um sich dann erst langsam von ihm zu lösen. Und immer sind’s die sich verzweigenden Übersetzungen eines Wortes, die Glatteis schaffen: wenn nämlich a mit b oder c oder d übersetzt werden kann, oder wenn a und b und c ihre Entsprechung nur in d haben. Ein altes Lied. Ich weiß. – Lieber wäre ich schon bei >>> Paul Reichenbach gewesen, mich um ganz andere Übersetzungen zu kümmern. – Kalt ist mir. Ich habe aber auch keine Lust, mich in die Wohnungskluft zu werfen, die aber auch nicht viel wärmer sein wird. Immerhin fuhr ich im Sonnenschein am frühen Nachmittag zum Einkaufen. Ging sogar zu einem entfernter liegenden Geschäft, das Pflanzen verkauft: ich wollte einen Blumentopf mit einer Peperoncino-Pflanze kaufen. War aber noch zu, das Geschäft. Tatsächlich habe ich die Heizung grad angestellt, als ich das Thermometer von der Fensterbank holte. Und da ich wußte, daß ich mich im Sonnenschein bewegen würde, zog ich mich entsprechend an, und so sitze ich hier noch. – Daß ich vorgestern in Rom war, liegt schon sehr weit zurück im Zeitempfinden. Ich nutzte die Gelegenheit, mir die Beine zu vertreten, besuchte Orte, an denen ich schon lange nicht mehr: Viale Regina Margherita, Piazza Verdi mit dem Sitz der Elektrizitätsgesellschaft, wo ich einst jahrelang Deutsch unterrichtete. Sah sogar einen meiner alten Schüler, erinnerte mich aber nicht an den Namen, sprach ihn deshalb auch nicht an: er war mit sich selbst und seiner Aktentasche beschäftigt, ein Rentner mittlerweile. Erst später fiel mir der Nachname wieder ein: Alfieri. Bei dem die Lektionen so abliefen, daß ich meistens die Unterschrift auf die Anwesenheitsliste bekam, aber ohne Lektion, da im letzten Moment immer irgendeine Verhinderung eintrat. Leicht verdientes Geld (müssen wohl so 18.000 Lire gewesen damals vor zehn und mehr Jahren). – Die Abende wieder mal Kontaktbörse: nur Enttäuschungen. Der einzige Erfolg bei einem 30jährigen Mann aus Viterbo, mit dem ich aber keinen Kontakt aufnahm, obwohl er mich zweimal zum Chat einlud und einmal per Nachricht mein Konterfei ganz toll fand. Der letzte Kontakt betraf eine, die aktiv in einer Gruppe religiöser Charismatiker tätig ist. Je nun. Die zweisprachige Venezianerin hingegen kam gleich mit dem Modalverb „soll“ im ersten Satz, der ein Fragesatz war. Nee, sollen muß keiner was. Und ich bin nicht der Papa. Also alles Quark, den ich mal wieder breit trete. – Ach ja, sagte ich schon, daß vorgestern mein Sofa gekommen ist? Nein? Es ist gekommen. Und gestern sogar ein Bücherpaket aus dem Heimatdorf mit weiteren muffig nach Keller riechenden, vor über 20 Jahren erstandenen Büchern (darunter die nie gelesene „Phänomenologie des Geistes“).

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .