Ein Herr Obama flaniert durch Berlin. Auch dies ein Aschemond. Nämlich im Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 20. Juni 2013.

5.50 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
„Das war >>>> die schlechteste Oper, die ich jemals gesehen habe“, urteilte genervt, und zwar deutlich, der Profi, als wir gestern abend das Schillertheater verließen und zur Strandbar weiterfuhren, er mit dem Wagen, ich mit dem Rad, wo wir noch einen nehmen wollten auf unsern – nein, nicht Schrecken, dazu war das Ding viel zu viel Marshmallow, sondern angeekelten Überdruß. Ich werd nachher dazu schreiben, will jetzt erstmal schwimmen gehen: Laufpause heute, Trainingspause auch für die Muskulatur. Gestern mittag war ich meine zehn Kilometer bei rund 34 Grad C. gelaufen, was der Kreislauf durchaus gemerkt hat; das Krafttraining gleich angeschlossen. Das ist fein im Volkspark, daß es dort einen Pfad mit fest verankerten Sport-Installationen gibt. Als ich heimgekommen war, einen Pfirsich und eine dicke Scheibe Ananas gegessen und ein Glas Wasser getrunken hatte und mich nach dem Duschen auf die Waage stellte, war zum ersten Mal seit Wiederbeginn des Trainings mein Gewichtsziel erreicht, 72 kg. Neun Kilo also habe ich runter. Es war der 23. Tag meines Ramadans. Die Strandbar empfing uns, wie wir es erwartet hatten; als ich ankam, stand der Profi bereits mit dem alkoholfreien Bier, er selbst trank Radler, an der Bar. Nachtschwärmendes Flirren und Schwirren; von der Tanzfläche unten kam die Musi durch die noch immer schwere Hitze zu uns herauf. Das stimmte mich sanft und beglückt, zumal ich tags mit dem >>>> Neapel-Hörstück sehr viel weiter vorangekommen bin und allmählich zu fassen bekomme, was ich erzählen will.

Als Herr Obama spaziert durch Berlin. Auf Schritt und Tritt freut er sich, zum Beispiel über die Kinoplakate. Daß Hollywood den US-amerikanischen Geist, Gunatánamos zum Beispiel, geradezu überall gepflanzt hat, daß es ein europäisches Kino, zum Beispiel, gar nicht mehr richtig gibt. Alles ist „Amerika“. Zum Beispiel auch die Bäckereien, die, daß sie geöffnet haben, mit „Open“ verkünden, nicht etwa mehr mit „Geöffnet“ – das alles ist ihm Ölung. Auf Schritt und Tritt wird er geküßt, jeder Blickschwenk eine Preisung. Dazu der Jubel, den er erlebt.
Aber ich will schwimmen gehen, eine Stunde hin und her. Danach erst sieht mich das Heute bereit.

9.36 Uhr:
Geschwommen eine Stunde strikt durch, dann, nach Rückkehr, kurz bei der Löwin angerufen und dnach sofort zum Waschsalon los. Es wude dringende Zeit: fünf proppevolle Maschinen. Als sie liefen, erst einmal wieder hierher. Der Arbeitslaptop ist auffallend langsam geworden: deshalb jetzt gleich Viren- und Malware-Scanner angeworfen, mit dem zweiten Latte macchiato. Und schon muß ich wieder los; die Trocknerei der Wäsche braucht immer einige Zeit. In der können die Scanner für sich alleine arbeiten; zur Zeitüberbrückung nehme ich meinen Kindle-Leser mit. Bin wieder in der wirklich ausgezeichneten Dauthendey-Lektüre – wozu mir einfällt, daß ich über ihn einmal ein Portrait schreiben wollte; vielleicht bekomme ich das als eines der nächsten Hörstücke unter. Aber an den Schreibtisch werde ich vor dem frühen Mittag kaum kommen; außerdem gibt es heute abend gleich >>>> Récitations, die nächste Oper des >>>> Infektion!sFestivals. (Ich bin mir ein bißchen unsicher, ob ich die Kritik zu gestern schon heute schreiben soll; vielleicht ist, um nicht allzu hart zu werten, etwas Abstand besser – vielleicht in einer insgesamt-Besprechung der Reihe; andererseits, wenn da etwas sehr gut sein sollte, strahlte mein Urteil über Aschemond darauf ungerechterweise aus. Wiederum arbeitete ich ja sehr gerne am Neapel-Hörstück weiter. – Na, warten wir erst mal die fertige Wäsche ab.)

Abgekühlt war es heute morgen. Sogar sehr, von gestern nacht aus empfunden. Aber auch dem Weg zum Waschsalon stieg die Wärme schon wieder an. Was ich ausgesprochen beruhigend finde. Endlich richtiger Sommer.

6 thoughts on “Ein Herr Obama flaniert durch Berlin. Auch dies ein Aschemond. Nämlich im Arbeitsjournal des Donnerstags, dem 20. Juni 2013.

  1. Mit dem richtigen Sommer mit über 30° Grad ist es nächste Woche wieder vorbei, vielleicht kommt dann wieder m e i n Lieblingswetter, 24° Grad, Sonne, weiße Wölkchen, leichter Wind – verdient hätte ich es mir.
    Für die (meisten) Opern allerdings ist eine Sauhitze natürlich grade richtig, so daß ich auch im Moment d e n Wagner-Roman schlechthin lese, nämlich Franz Werfels ‘Verdi. Roman der Oper’, schwitzend auf dem Balkon, während aus der Tiefe der Wohnung der ‘Tannhäuser’ dröhnt.

    1. @Schlinkert. Die sprechen, glaube ich, von Ihrer Vorliebe für den F r ü h l i n g. Für den sind 24 Grad C. auch wirklich akzeptabel. Ein Sommer aber unter 30 Grad gehört in die Arktis.

      (Aber ich weiß schon: Meiner Leidenschaft nach müßte ich in den Tropen wohnen. Da wäre ich das ganze Jahr über glücklich.)

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