Finger & Zitronen. Dazu Baden-Powell. Undicesima Ameriana. Am Donnerstag, dem 27. August 2015.


[Traumschiffs Kamintisch,
10.05 h]



der kragende Stein an der Schräge            
Faunus, sirenes,
Stein zur Form gefügt aus der Luft            

Pound, Canto XC


Kam nie noch vor,
daß ich in einer anderen Sprache träume,
doch träumte ich >>>> dies
und ich mußte es aufschreiben gleich nach dem Aufstehn,
es trieb mich hinaus, schon vor die Tür auf die Stufen
zu Kaffee (Zigaretten wieder, in Berlin gewöhn ich‘s mir sofort neu ab)
& Pound: „im Anzug die großen Katzen /
Pardus, leopardi, Bagheera
angelockt aus Waldgründen“ –
Danach für „gelesen“ mein Signum: A.,
                                                  August 2015

und neu an den Traum.
Auch neu, ihn getrennt unter „Gedichtentwürfe“ abzulegen

und gestern abend hörten und sahen wir Baden-Powell:


Welch ein schöner, sinnlicher Mann! Ich wäre als Frau verloren gewesen, ihm, er in mir, für immer verfallen! Dieses vor Leidenschaft kühle Marlon-Brando-Gesicht, die Schmale seiens Körpers, und immer, o über die Correctness!, eine Zigarette zwischen Ring- und kleinem Finger (ja, so spielt er! in jedem Konzert, das wir sahen, steigt von ihm Rauch auf) und ihre, der Finger, Eleganz! Die Stimme dazu…
Es gibt eine Schönheit, die man liebt, weil sie einem selbst versagt ist
Schönheit als Gabe, und weil sie Gabe i s t, spürt man nur Glück, nie Neid,
und man ist dankbar –

Dankbar bin ich auch für Helmuts (>>>> parallalies) >>>> Vercelli-Interpretation und daß er sie mich inszenieren ließ, wie ich‘s wollte, auch wenn er beim nachherigen Ansehn mehrmals „ogottogottogott“ vor sich hingraunzte, was mich an den vergessenen Freund, so lang ist das her, Volkhard App erinnerte, der, wenn er eine Lesung hatte und am Veranstaltungsort aus dem Zug stieg, immer, wirklich immer als allererstes sagte: „Ich reise wieder ab“. In den späten Siebzigern war das.

Ich habe weiter die schwierige Szene in der Loggia zu gestalten, der ich einen Mythos erfinde, den es – meines Wissens – nie gab. Das ist aber nicht das Problem, sondern im Vers die Hände einer jungen Frau zu beschreiben, deren Finger in eine mit geeistem Wasser gefüllte Karaffe eine Zitrone ausdrücken – und diesen Vorgang zugleich als Konkretum zu bewahren, wie ihn mit der gesamten erotischen Aufladung zu versehen, die der Akt, wenn man sich in ihm versenkt, tatsächlich hat: in ein Andres verweisend, das aber da ist – wie ein Geruch, ein Duft, eine Umfangung.

A.,
27 agosto

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