12 thoughts on “Wird Arbeit am Vater zur Arbeit an der Geschichte.

  1. Der Satz sitzt und wird bestätigt, finde ich, durch Sie und den gestrigen TB-Beitrag von Paul Reichenbach.
    P.S. Für den Contributorenstatus, den sie mir einräumen wollen, herzlichen Dank im Voraus. Ich werde ihn nutzen.

  2. privates ihr vater kann aber unmöglich die geschichte sein bzw. werden sie ihm wohl kaum gerecht, wenn sie ihn auf seine historische belastung reduzieren.
    sie können auch nicht an ihrem vater arbeiten, höchstens an ihrer beziehung zu ihm, oder noch besser an ihrem bild von ihm und ihren gefühlen. illusionen und schmerzen ordnen.
    das mit der geschichte ist eine ausrede (pathos! auch eines ihrer großen probleme), und daher bleibt ihre beziehung zu ihrem vater – privat.
    so wie auch ihre beziehung zu ihrem sohn privat ist. auch die zu ihrer “geliebten”: privat. worauf diese auch zu bestehen scheint. und das akzeptieren sie auch.

    1. @ ferromonte. “Arbeit am Vater” ist ein symbolischer Ausdruck und Ihr Einwand insofern banal, da er das Symbolische im Sosein konkretisieren will. Sie haben, Ferromonte, offenbar Schwierigkeiten, symbolische Zuammenhänge als wirkende zu denken. Und Pathos ist nicht mein Problem, schon gar kein großes, sondern w e n n da ein Problem ist, dann hab ich’s mit der sich als Ironie maskierenden Uneigentlichkeit. – Was nun meine Geliebte anbelangt, so finde ich es übergriffig, daß Sie darauf überhaupt zu sprechen kommen (zumal, wenn Sie sie auch noch in Häkchen setzen). Aber egal. Denn w a s ich am Beharren dieser Frau akzeptiere, das ist, daß sie sich verwundet fühlte, überginge ich dieses Beharren. Ich will sie aber nicht verwunden. Unabhängig davon halte ich das Beharren für falsch. Bei Menschen, die ich n i c h t liebe, nehme ich auf so etwas selbstverständlich k e i n e Rücksicht, sondern da geht poetische und sowieso Wahrheit vor, bzw. die Suche nach ihr. Ich habe im übrigen auch mich selbst betreffend nie Rücksicht auf solch ein, sagen wir, Selbst-Beharren genommen, das ich ja a u c h kenne; es ist de facto schmerzhaft, sich o f f e n zu zeigen, weil es selbstverständlich die meisten Menschen so erregt und auch ängstigt, daß sie einen sofort im Privatesten attackieren. Dem muß man sich aussetzen, dem setze ich mich selbst aus davor schütze ich nun aber die Menschen, die ich liebe, sowie sie mich drum bitten. Aber n u r die. So einfach ist das.
      Und eine Ausrede ist das mit der Geschichte in meinem Fall nun wirklich nicht. Aber, ferromonte, Sie können ähnliche Erfahrungen, wie ich sie gemacht habe, de facto selbst nicht gemacht haben – es sei denn, Sie hießen etwa Hitler und wären obendrein verwandt -, also geht Ihnen das Empathische vielleicht sogar natürlicherweise ab. Bitte lassen Sie mich deshalb doch in Zukunft einfach mit Ihren Anwürfen in Ruhe und lesen Sie anderswo. Wir m ü s s e n keine Verbindung zueinander haben; ganz offenbar ist keine weitere Verständigung möglich. Trügen Sie einen Namen, wie ich ihn trage, und wäre Ihr Vater an eben diesem Namen und eben dieser mit ihm zusammenhängenden Geschiche derart schlimm verreckt, Sie wären sehr viel vorsichtiger, ja… schamvoll.
      Im übrigen gilt für einen Künstler insgesamt, daß es Privates nicht gibt, da alles zu Kunst wird: in Gestalt von Reflektion und Formung. Daraus übrigens speist sich eine ganze Wissenschaft der Kunstbetrachtung: auf der Suche nach ihren Gründen.
      Aber lassen wir’s miteinander gut sein, Sie gehen Ihre Wege, ich geh die meinen. (Das >>>> hatten Sie ja auch vor, ich fand das völlig okay. Und versteh deshalb dieses nun-doch-Wieder nicht.)

    2. lieber herbst (ohne anführungszeichen), glauben sie mir, ich wollte sie nicht verletzten oder anwerfen, wie sie es empfunden haben. ich bin offenbar zu banal und naiv für ihre komplizierte denkweise. ich formulierte das oben so, weil es genau um diese worte geht meiner ansicht nach. keine symbolischen und wirkenden zusammenhänge; ich weiß sehr wohl wie sie es meinten und wollte mit diesen worten vereinfachen und sie “auf den boden der tatsachen bringen”, was sie aber nicht wollen und nicht verstehen wollen.
      ich überlass es ihnen, ihr privates unter den teppich zu kehren vor lauter kunst, denke aber, sie betrügen sich selber. (was ich auch an der persönlichen – privaten – betroffenheit zu ersehen glaube, die sie jetzt hochkochen)
      ich will ihnen nichts ungutes, nur zur diskussion anregen. und halte mich ab jetzt an meinen gestrigen entschluss.
      alles gute, trotz aller unserer missverständnisse.

      edit: ich würde, hätten mein vater und ich einen solchen namen (ich weiß nichts über das schicksal ihres vaters), gar nicht in der öffentlichkeit darüber schreiben. aus gründen des hausverstandes.

    3. Wäre eine Kunst nicht bis in Tiefste persönlich betoffen, dann wäre sie keine. Aber genau das, ferromonte, unterscheidet die pathetische Haltung, die ich – unterdessen – in der Tat vertrete, von der ironischen, die an einen “Boden der Tatsachen” glaubt; das ist, mit Verlaub, der Irrtum der linkspolitischen Ideologie(n). Es gab aber auch da Ausnahmedenker, etwa Bloch.
      Auch Ihr Wort von einer “Vereinfachung” finde ich schon im Prinzip falsch und habe seit Jahren gegen das angeblich Einfache angekämpft, das ja gerade in der Literatur solche Urständ feiert und das ich in Zusammenhang mit der Etablierung des Pops, also in ökonomischem Zusammenhang, verstehe. In diesem Kampf werde ich auch weiterhin stehen. Die Sachverhalte sind n i e und nirgendwo einfach, sondern immer, grundsätzlich, komplex. Und ich kehre mein Privates nicht unter den Teppich, sondern behaupte, daß es das Private eben nicht gibt, daß es eine Vorrichtung ist, sich zu schützen, und zwar auch vor eigenen Wahrheiten. Einer ihrer wesentlichen Anteile ist genau die Verdrängung, die Sie mir jetzt, weil ich veröffentliche, vorhalten. Das Private ist nicht von ungefähr eine bürgerliche, also mit der Warengesellschaft verbundene Kategorie; es gab die vorher gar nicht. (Daß es in diktatorischen Zusammenhängen eine heilsame Funktion hat, aus aber denselben Strukturen, bestreite ich dabei durchaus nicht.)

    4. ich glaube wir reden zu 99% aneinander vorbei.
      wir denken auf sehr unterschiedliche art, aber meist verstehe ich sie trotzdem.
      ich würde nicht privat und öffentlich unterscheiden, würden mir die menschen grundlegend mit respekt, sensibilität und liebe begegnen. das tun sie aber in der regel nicht, auch im internet nicht.
      die sachverhalte sind meist einfach, wir machen sie nur unendlich kompliziert. das ist ja auch in der naturwissenschaft so ..
      wenn wir als menschen unsere identität an den beruf koppeln, also “ich bin wissenschaftler” oder “ich bin arzt” oder “ich bin künstler”, laufen wir gefahr, so sehr in unserer rolle aufzugehen, daß wir zu dem werden: zum wissenschaftler, künstler, arzt. sie sind künstler geworden, und jetzt sieht alles anders aus: alles muss für sie kunst werden: “Im übrigen gilt für einen Künstler insgesamt, daß es Privates nicht gibt, da alles zu Kunst wird: in Gestalt von Reflektion und Formung.” vielleicht muss das so sein für einen künstler, vielleicht kann er nur auf diese weise produktiv sein. vielleicht aber auch nicht – ich glaube letzteres, aber jeder wird da seine persönliche wahrheit finden.

    5. “laufen wir gefahr” – ja eben n i c h t! Es ist dann keine Rolle, sondern Beruf und Mensch sind eines. Alle anderen Berufe, die das trennen, sind entfremdete. “Sich austauschen gegen etwas” nennt Saint-Exupéry in seinem g r o ß e n Buch das (und dieses ist n i c h t Der kleine Prinz), in “Citadelle”. Wer sein Beruf w i r d – anders: wer den Beruf nimmt und ihn füllt, den er will, der hat keine Rolle, sondern der i s t überhaupt erst. Das gilt selbstverständlich nicht nur für Künstler, sondern für Ärzte, Wissenschaftlicher, Lehrer, Krankenschwestern und und und ganz genau so, auch für Journalisten, für zahllose Handwerker. Wenn wir uns angewöhnten, den Beruf eben n i c h t nach seiner Bezahlung zu werten, dann wäre erreicht, was Künstler fast automatisch erreichen (und wofür sie es dann meist in ökonomischen Engen aushalten müssen). Die Vorstellung, ein Beruf sei eine “Rolle”, ist an sich schon ungut und für die Berufe sowieso von Schaden. Berufe sind Lebensformen.

      Aber: “die sachverhalte sind meist einfach”…. nein, ferromonte, das gerade sind sie nicht. Das wünscht sich nur jeder – namentlich der Religiöse -, der glauben möchte, Welt sei harmonisch. Auch das ist sie nicht. Sie ist wunderschön. Und sie ist häßlich. Und ist enorm grausam. Und auch darin sowohl häßlich wie schön. Alles immer zugleich. Da ist keine Harmonie im milden Sinn, sondern – ja, Shiwa.

    6. ich bin davon überzeugt, daß man mensch bleiben muss. an erster stelle mensch bleiben (sonst verliert man die gerechte sicht auf die dinge) und dann erst künstler, lehrer, mechaniker .. – nur so kann man verantwortungsvoll handeln, nur so bleibt man das, was man von geburt an ist: mensch. was saint-ex in dem zitat aus der wüstenstadt meint, ist wohl die hingabe. das aufgehen in einer tätigkeit, arbeit, liebe, die auflösung des ego. nicht die aufgabe des mensch-seins.
      mensch sein und bleiben im angsicht der grausamkeiten, der häßlichkeiten, des schönen und wunderbaren.
      (shiva: wo sie doch immer so gegen religion und esoterik wettern?)

    7. Kurzer Zwischenruf >>Das wünscht sich nur jeder – namentlich der Religiöse -, der glauben möchte, Welt sei harmonisch.>>
      Diese Aussage stimmt so nicht. Vielleicht trifft sie auf Esoteriker zu, das ist möglich.
      Nehmen wir mal die Kreuzigung Jesu – für den Nicht-Gläubigen eine schreckliche Sache, für den Gläubigen ebenso schrecklich, aber gleichzeitig ein Beweis für die Liebe Gottes und die Zusage, dass eben doch alles ein Sinn hat. Ich bin keine Theologin, aber ich denke, selbst wenn man sich nur oberflächlich mit den großen Religionen beschäftigt, so geht es nirgendwo darum, ein großes Eierkuchengefühl herzustellen, sondern eine Sichtweise der Welt “zu offenbaren”, die gerade in der Begegnung mit persönlichem Unglück oder einem grausamen Schicksal bestehen und hilfreich sein kann. Shiva wiederum ist im Gleichgewicht der Trinität Schöpfung, Erhaltung, Zerstörung zu verstehen, da kommen noch Brahma und Vishnu ins Spiel – und diese göttlichen Energien beschreiben ja auch ziemlich treffend den Ablauf allen Seins. Was allerdings in der Tat ein sehr schönes und harmonisches Konzept ist, wie ich finde 🙂
      Aber das führt jetzt von Ihrem Grundthema weg, das war nicht meine Absicht. Entschuldigung.

    8. Menschsein, ferromonte, ist doch ebenfalls undefiniert. Mensch i s t man erst einmal sowieso, egal, was man tut. Auch ein Kindsmörder ist Mensch, eine für heilig gehaltene Person ebenfalls, Florence Nightingale war es ganz ebenso wie Mahatma Ghandi und Saddam Hussein oder George Bush. Sie meinen einen emphatischen, moralischen Begriff von Menschsein, der aber in den verschiedenen Kulturen völlig anders gefüllt ist. Sie haben eine Vorstellung im Herzen und im Kopf, offenbar, die sich aus den Quellen des christlichen Verstehens und der Aufklärung speist; das ist eine Haltung, ja, aber ich teile sie nicht. Tatsächlich wettere ich, wenn ich Religionen fokussiere, fast durchweg gegen ihre monotheistischen Formen. Dem sogenannten Heidentum hingegen stand ich immer nah, Spielformen von ritischem Character, der die Bäume beseelt, die Steine, die Wolken, der glaubt (glauben w i l l), daß man es bei alledem mit Geschöpfen zu tun hat und zugleich mit Gewalten, chthonischen Gewalten, und daß man, wenn man sie sich ‘untertan macht’, sich von Schöpfungskraft entfremdet. Der gesamte WOLPERTINGER ist von diesem Gedanken durchzogen, es ist ja immerhin ein Elfenroman; und in ANDERSWELT sind ebendie Geister der Wolpertingerwelt in die kybernetischen Geräte eingezogen, ganz wie Murnau es im Wolpertinger verlangt.
      Nun ist mir die Problematik gerade des sogenannten Neu-Heidentums bekannt, und ich stehe selbst bis zu den Hüften in der abendländischen, eben auch christlichen Tradition und fühle also auch christlich; wogegen ich mich wende in meinem “Atheismus” (“Atheisten” nannten sich die Urchristen Roms, vergessen Sie das nicht), ist der Pakt, den die aristotelische Eineindeutigkeit, die sich im Satz vom ausgeschlossenen Dritten manifestiert) mit dem Monotheismus eingegangen ist. Das war enorm fruchtbar, es ist zugleich aber enorm destruktiv. Fast alle meine Arbeiten versuchen, zwischen dem von mir eben hingeworfenen Heidentum und christlich-jüdischer (also auch islamischer, das ist ebenso wichtig) Tradition zu vermitteln. Überall dort, wo diese Sexualität denunziert, finde ich meine Ansätze: also wenn etwa Frauen während ihrer Menstruation für “unrein” gelten usw. Überhaupt ist mein antireligiöser Impuls einer gegen Reinheits-Vorstellungen. Und auch zu verstehen als Position, nämlich als eine Position unter anderen. Diese Positionen k ä m p f e n, und das müssen sie auch. Formulierte ich meine Position unscharf und wäre sie lau, sie hätte gar keine Möglichkeit, laut zu werden, sondern würde sofort geköpft. Sie wäre, als Gegner u n t e r Gegnern, nicht da. Machen Sie sich meinen Gedanken einfach an der Geschichte der Frauenbewegung klar: Wären nicht zu Anfang entschieden radikale, ja ‘unmenschliche’ Positionen bezogen werden (etwa empfahl eine Ausgabe der Emma vor der Moderierung des § 218 allen Ernstes, ungewollte Schwangerschaften durch Springen vom Tisch abzubrechen), es wäre zu den schließlichen Erfolgen sehr wahrscheinlich gar nicht gekommen. Ähnliches gilt für politischen Widerstand: ohne gewalttätige Auseinandersetungen keine Entwicklung gegenüber Kräften, die gesellschaftlich stärker sind. Ghandi wäre übrigens ein schlechtes Gegenbeispiel: Unter seinem gewaltfreien Widerstand gerieten Hunderttausende unter die Pferdehufe; es ist nicht ausgemacht, ob gewaltvoller Widerstand nicht sogar w e n i g e r Tote produziert hätte.
      Vielleicht differieren wir, ferromonte, in unseren Positionen vor allem deshalb, weil ich Leben als einen K a m p f begreife und weil Kampf für mich ein positiv besetzter Begriff ist, und zwar auch, wenn er Leid verursacht, auch und gerade dann, wenn er den Tod mitbeinhaltet. Er sieht den Tod als ein bewußtes Risiko und holt ihn dadurch in die ihn sonst verdrängende Gesellschaft und damit als einen normalen Teil des Lebens wieder herein. (Wie schon öfter betont, unterscheide ich mit Ernst Bloch zwischen Kampf und Krieg.) Ich halte deshalb Einrichtungen wie die Altersrente für etwas Unerträgliches: die Leute werden aus ihrem Sein geholt und ins Nichtstun verschoben, also vergreisen sie (meistens, sicher; es gibt – bedeutende – Ausnahmen).

    9. @ElsaLaska. Sie haben völlig Recht. Aber gerade die Kreuzigung Jesu als Heilsversprechen ist eine Lüge, insofern sie Heil ins Jenseits verlegt und so tut, als würde nach dem Tod Gerechtigkeit. (Außerdem tut es noch so, als wäre ein Mensch von Geburt an schuldig. Ich war mit meiner Geburt schuldig, Punt. Und es hat schon gar niemand das Recht, mir eine etwaig – später eigenverursachte – Schuld von den Schultern zu nehmen. Wenn ich eine habe, dann tu ich das schon selbst und brauche keinen Statthalter.) Das Modell ist dabei hochgradig geschickt: es macht aus einer Marter ihr gerades Gegenteil. Und es ist – emanzipativ gedacht – reaktionär, indem es das Leben denunziert und das Jenseits als den Besseren Ort vorstellt. Wenn es kein Jenseits gibt (und hier setzt eben Glaube an, oder ob man n i c h t glaubt), dann handelt es sich um einen ungeheuren Betrug. Die Diffamierung des Lebens führt dann zu einer Erwartung, die schlechte Zustände kampflos ertragen läßt. Diesen Weg sind die christlichen Kirchen denn auch gegangen, die jüdische Orthodoxie ging ihn immer. (Ich weiß, ich weiß, jetzt kommt gleich wieder jemand und sagt, die Kirchen seien nicht das Chistentum. Wenn dem so ist, dann frage ich mich, weshalb die Chisten denn nicht gegen diese institutionelle Vertretung Gottes aufstehen und sie dem Erdboden gleichmachen? Es handelte sich dann ja um eine Lästerung. Tatsächlich hat es solche Bewegungen gegeben, tatsächlich sind allesie aber wiederum in Kirchen erstarrt, schon allein über den Gedanken und die Praxis der Repräsentanz in Gestalt von Priestern.)
      Und selbstverständlich gehört Shiva in diese Trinität; nur wird Shiva unterbetont unterdessen, jedenfalls in der westlich-christlichen Tradition; und da überbetone ich Shiva aus dem Bewußtsein (und Gefühl), in einem Prozeß zu stehen, einem Laufen und Fließen, das zugunsten einer Seite die anderen Seiten mit Dämmen versehen und aus Flüssen Kanäle gemacht hat. Kanäle sind zielgerichtet angelegt; diese vorher definierten Ziele stelle ich infrage. Selbstverständlich wäre es grauslich, gewänne m e i n e Position Übermacht; politisch wäre das ganz entsetzlich (sie soll nur ebenso Macht haben wie die andre). In der Opposition aber, im Kampf der Positionen, ist sie mehr als nur notwendig. Ich bin ein schwingendes Teil unter Milliarden anders schwingender Teile. Alle zusammen ergeben dann das, was werden wird, und jedes hat ein notwendiges Recht. In diesem Sinn müßte Ihnen meine Shiva-Betonung einleuchten. Auch hier wieder geht es um Schöpfung und Werden. Die sind mir nahezu Selbstwert, als so großartig empfinde ich sie. Deshalb auch meine Betonung von Sexualität und meine Abwehr jeglicher Eschatologie. Aber auch hierin bin ich widersprüchlich und w i l l widersprüchlich sein. Und widersprüchlich leben.

    10. Aber sie könnte doch auch das Heilsversprechen gar nicht ins… … Diesseits verlegen, sonst funktionierte der ganze Kokolores ja nicht mehr. Das Heilsversprechen und andere Glaubens(sic!)grundsätze *dürfen* auch auf keinen Fall überprüfbar sein, sonst ist es aus mit der Religion.

      Die besagte Diffamierung des Lebens findet sich m. E. nicht zuletzt auch im Buddhismus und wie ich finde noch massiver. Duldsamkeit etc. – wen spricht das alles an? Ich denke, Nietzsche hatte letztlich ziemlich recht mit seiner Kritik der Sklavenreligionen.

      Andersherum kann man allerdings durchaus argumentieren, dass besagte Sklavenreligionen den Gläubigen durchaus ein besseres Leben vergönnt haben, denn sie gaben der so oder so unausweichlichen Knechtschaft, dem Leiden und der Unterwerfung Wert und Sinn. Diese partielle Verbesserung der Lebensqualität wird allerdings in der Folge erkauft durch die Verunmöglichung einer nachhaltigen, «realen».

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