B.L.’s 7.2. – sotto tono

17.20
Ich bin erst seit etwas mehr als einer Stunde wieder zu Hause. An Arbeiten ist heute nicht mehr zu denken. Auch das Lektüreprogramm lasse ich sauses: im Zug nach Rom habe ich mein Pensum eh’ erreichen können. Das Haus war verlassen bei der Rückkehr. Ich weiß nicht, ob es absichtlich geschehen ist, aber ihr Terminkalender lag offen auf dem Küchentisch: 15.00 U… (es geht um die neulich erwähnte Konsolidierung des Hauses (mit mir selbst hat sie nie ein Wort darüber geredet (wahrscheinlich geht sie mittlerweile davon aus, daß ich eh’ keine Besitzansprüche mehr habe, und das Haus also von ihrer alleinigen Entscheidung abhängt))), 16.00 Gymnastik. Um Peinlichkeiten nicht erst entstehen zu lassen, vertrödelte ich heute meine Zeit in Rom. Denn ich hätte schon sehr viel früher hier sein können. Zeit vertrödeln heißt für mich immer durch die Straßen schlendern mit einer Buchhandlung als endgültiges Ziel. Heute war’s nach langer Zeit mal wieder der Gang durch die Porta Flaminia über die Piazza del Popolo (auf der ein unpassender Leierkasten leierte à la Berliner Hinterhof) und im nieselnden Regen die Via del Corso entlang, beschallt von den neuesten Schlagern der italienischen Hitparade (was halt so aus den Geschäften auf die Straße drang). Meine Stimmung war heute sehr gedrückt. Eigentlich nahm ich nur widerwillig all diese Eindrücke in mich auf. Sie evozierten heute nichts. Und auch die Remittenden-Buchhandlung an der Piazza San Silvestro, in der ich schon lange nicht mehr war, ließ mich zwar Zeit verschwenden und auch einige Bücher blätternd in die Hand nehmen, aber entscheiden konnte ich mich für nichts. Wollte ich eigentlich auch gar nicht. Wenn ich mich entscheide, dann geschieht das spontan mit einem „Das will ich!“. Oft passiert es nicht. Aber wenn, dann drängt es. Da habe ich sogar mal eine Rückfahrkarte nach Berlin riskiert, als ich noch nicht mit ihr zusammenlebte und ich sie damals in Florenz besucht hatte. (Es handelte sich um Rovani „Cento anni“, den ich dann sogar anfing zu übersetzen). Dann fuhr von der Piazza Barberini noch eine U-Bahn-Station weiter, schaute noch bei Feltrinelli rein. Kaufte zwei Lyrikbändchen einer Reihe, die ich derzeit sammle. Unangenehm waren wieder die Afrikaner mit ihren afrikanischen Publikationen vor der Buchhandlung. Nur um mir etwas von den Büchern anzudrehen, wollte ein Afrikaner mir an die Hand greifen, um sie zu schütteln: „Begrüß mich doch wenigstens.“ Würde ich ja gern machen. Aber er will ja nur verkaufen. Also reagierte ich genervt. (Also, ich hab’ nichts gegen Afrikaner: meine Zwillingsneffen haben einen afrikanischen Vater: Nicht darum geht es!) Draußen dämmert’s mitterlweile.

Dem Dschungel-Herrn, Ihnen also, lieber Alban, viel Glück zu Ihrem Geburtstag! (Morgen gehe ich ganz bestimmt zur Post, und es wird dreimal soviel sein, als ich ankündigte: Ich guckte heute noch mal und fand!).

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