Arbeitsjournal. Mittwoch, der 7. Januar 2009.

15 Uhr:
[Arbeitswohnung. Jarrett, Nagoya 1976.]

Bittere heftige Auseinandersetzung morgens am Telefon; ich war nicht daheim; dennoch. Riesige Wut, Tränen, Haßausbrüche, Drohungen, Bekundungen von Verachtung. Das ging mir dann nach. Bis mich schließlich sogar mein Anwalt anrief.
Ich schreibe das, damit Sie verstehen, weshalb ich momentan überhaupt nicht zum Arbeiten komme, auch überhaupt keinen Ansatz finde und zwar nicht verzweifelt bin, nein, ich bin ja ganz klar, aber der Schmerz drückt entsetzlich auf die Produktivität. Seit dieser unselige Artikel erschienen ist und dauerhaft im Netz steht, werde ich permanent von Leuten angerufen und gefragt: stimmt das? Ich sag dann aber immer nur noch: Ich habe >>>> in Der Dschungel reagiert und will ansonsten nicht drüber reden. Doch wo ich sonst noch so hingucke, scheint überall ganz genau so ein Zeug zu passieren, und ich selbst hocke mitten dadrin mit meiner Sorge um meinen eigenen Jungen. Und um die anderen Kinder, denen ich so gar nicht mehr helfen, die ich nicht mehr schützen kann.

Dennoch, ich lebe. Und w e r d e gelebt.

(Die Mama eines Klassenkameraden meines Jungen schrieb mir vorhin, auch ihre Ehe zerbeche; sie teilten gerade möglichst gerecht die Wohnung, den Haushalt und die Kinder auf. Das sei ja heutzutage schon beinah normal. Ich bin nicht willens, dies als Normalität zu akzeptieren, sondern halte es für ein Verbrechen an den Kindern. An dem ich nun selbst beteiligt bin: Ob ich es vermeiden will oder nicht, ich werde zum Mittäter. Kein Weg ist, sich nicht auf schwere Weise schuldig zu machen.)

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