B.L.’s 18.12. – Geschehenes ungeschehen machen

19.28
Ich warte auf die Rückkunft meiner Frau, die mit der Schwägerin eintreffen wird. Eigentlich müßte ich den Kohl aufwärmen und dabei noch etwas garen lassen (mit entsprechenden Duftwolken beim Hochheben des Topfdeckels). Aber ich habe das Flämmchen unter dem Topf lieber wieder ausgestellt, damit es im Verlaufe des TB-Schreibens nicht doch noch anbrennt. Wie doch das TB-Schreiben immer wieder eine Alltags-Gehabe ausartet. Was aber sollte es sonst tun? Träume sind diesmal nicht präsent. Der Alltag ist immer insignifikant. Alles, was ein Tagebuch tun kann, ist entweder die Thematisierung des Unbedeutenden oder die Hervorhebung des Details aus dem Unbedeutenden. Keine Details? Vielleicht der umgeworfene Blumentopf vor 10 Minuten, als ich die Fensterläden schließen wollte: Wäre nur eine Pflanze drin gewesen, es wäre ja noch gegangen, aber es waren mehrere Sukkulenten drin, die ich erst einmal aus der Erde heraussortieren und beiseite legen mußte. Dann mit dem Besen und dem Kehrblech (nein, mit der Kehrplastik) die Erde zusammenfegen und in den Topf geben. Die Sukkulenten mit Wurzeln nach unten (wie auch sonst) ließen es sich gefallen, hineingesteckt zu werden, aber ob sie auch die etwas hastige Methode überstehen werden, weiß ich nicht. Der ganze Vorgang subsumiert sich unter dem Stichwort: „Geschehenes ungeschehen machen“. Da gibt es in meiner Kindheit einen Präzedenzfall. Ich hatte einen Hammer, der gelangte in meine Hand, die Hand mit dem Hammer befand sich vorm Kleiderschrank. Die Hand mit dem Hammer spürte den Impuls, den Hammer gegen den Kleiderschrank schnellen zu lassen. Der Hammer schnellte gegen den Kleiderschrank. Ergebnis: Kerbe im Kleiderschrank. Um zu vermeiden, daß die Kerbe im Kleiderschrank auffällt, ließ ich weitere Kerben im Kleiderschrank entstehen. Immer mit dem Hammer. Das Ergebnis dieses Vorgehens entschuldigte zwar die erste Kerbe durch eine Art Enteinzelung und durch das beabsichtigte Verblassen in der Serie, war aber doch sichtbarer als zuvor. Jedenfalls bin ich nie ein guter Kaufmann gewesen, was den Verkauf von Kerben betrifft, geschweige denn alles andere.

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