in diesen tagen…

… mißt das maß der arbeit über alle maßen. es wird zeit, dass ich mir einen ausgleich suche. seit 5 monaten lebe ich jetzt in dieser stadt. es ist immer noch nicht meine, fühle mich sehr fremd, registriere dieses so andere gefühl. also raus aus den vier wänden… oder ins kunstforum, was sich angesichts meiner augenblicklichen arbeitszeiten schwierig gestalten wird. ich habe mich für eine reihe von themenabenden und vorträgen angemeldet. als erstes werde ich den grundschriften der europäischen kultur wieder auf ihren grund gehen, es ist eine veranstaltungsreihe, die sich über mehrere monate erstreckt. wird mir gut tun, das zu wiederholen, wiewohl mein heutiger blickwinkel ein anderer als der damalige sein wird. thema des ersten abends ist das gilgamesh-epos, der älteste erhaltene text der weltliteratur. es wird einfach zeit, mein hirn auch wieder mit anderen inhalten, als denen der arbeit zu füttern.
vom stetigen lesen mal ganz abgesehen, dem eintauchen in die musik… muss ich für solches aber zeit zur verfügung haben. mein chef wird sich daran gewöhnen müssen, dass ich nicht mehr jeden abend bis 20.00 uhr zur verfügung stehe. wenn der neue mitarbeiter, dessen tätigkeit er ja seit monaten in personalunion mit übernimmt, eingearbeitet ist, wird es auch bei uns ruhiger werden, dann kann ich auch mal eher feierabend machen, obwohl „eher“ dann immer noch nicht pünktlich bedeutet. punkt uhr feierabend zu machen, ist undenkbar bei diesem job, wenn die arbeit da ist, muss sie getan werden, aber ich werde es lernen müssen, noch besser zu koordinieren, mir mehr raum für meine mir zur verfügung stehende zeit zu schaffen. je länger ich in diesem job sein werde, desto besser wird mir das gelingen. ich möchte einfach alles unter einen hut kriegen, die freude an meiner arbeit und an meinem leben. ja, ich liebe meine arbeit, hab mein leben lang immer nur das gemacht, woran ich wirklich freude hatte, ich brauchte allerdings auch immer etwas, in das ich mich verbeißen konnte. das ich routine so hasse, kriege ich inzwischen sehr gut geregelt… mit den dingen, die mich privat beschäftigen, die den eigenen horizont erweitern. ein aufsichtsratsmitglied stand heute vor meinem schreibtisch, nahm das kleine alte büchlein in die hand, öffnete die seiten: „können sie adhoc zitieren?“… ich tat’s. er lächelte: „schön ist das, und in der heutigen zeit so selten. wenn sie interesse haben, ich hätte da ein paar sehr schöne alte bücher….“ da musste ich lächeln, ist schon merkwürdig, dass die alten bücher immer mich finden, nicht umgekehrt.
heute abend ist nicht mehr viel passiert, erst spät aus dem büro zu hause angekommen, aß ich nur wenig… mag im augenblick nicht so viel essen, ein kleines glas rotwein wird mich jetzt in die kissen legen. meinem kind geht es wesentlich besser, was mich wieder ein wenig ruhiger sein lässt. allerdings müssen wir es schaffen, dass sie an gewicht zunimmt, sie ist mehr als schlank. wenn ich dann an mir herunterschaue… auch ich habe gewicht verloren, wenn ich mich um mein kind sorge, zehrt das immer sehr. fast alle hosen sind zu weit inzwischen. jeder der mich ansieht: „haben sie abgenommen?“ mein chef auch: „sie müssen mehr essen.“ ich habe hunger, aber wenn ich etwas esse, steht mir schon die kleinste menge unter dem kehlkopf, auch eine art und weise, das letzte halbe jahr wegzustecken. ich rauch zu viel und ich ess zu wenig, ich weiß. ich glaube, ich brauch ein paar tage urlaub… ich muss ans wasser. mal schauen, ob ich einen grünen horizont erblicke, der muss einfach grün sein, grün ist die hoffnung… zumindest in bezug auf die kollegin.