Arbeitsjournal. Freitag, der 24. Juli 2009. Mit Buñuel und abermals Béart.

7.57 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Sitze an dem Gedicht. Die Brüste der Béart. Hab es vornachts noch aufgeheizt: Chats mit devoten Frauen, Verführung in Sprache, die irgendwann umkippt und genau d e r Ernst wird, den ich für das Gedicht suche: ergriffener Ernst. Zwei Gesichter, Brandings im Herzen, jedenfalls in der Brust: angerührt sein und Achtung und Verlangen. Muß aufpassen, daß ich mich heute nicht abermals im Netz verhuddel, der Suchtfaktor ist hoch: die alte Sucht, die mich befähigt, aus dem Netz den Durchbruch ins, wie Aragon es nennt, wirkliche Leben zu finden. Die Hand in einen Spielfilm stecken und das Begehrte materiell herausziehen. Wie in Buñuels, glaube ich, obskurem Objekt der Begierde der Postbote im Traum des Mannes auf einem Fahrrad durchs Schlafzimmer fährt, stoppt, einen Brief aus der Posttasche nimmt, ihn dem Schlafenden auf das Bett wirft, und morgens, als der Mann erwacht, liegt der Brief tatsächlich auf der Decke über seinem Bauch. Er öffnet ihn und liest ihn dann wirklich.

Aber ich muß nachher wieder rüber und weiter aufräumen bei meinem Buben im Zimmer; drei Stunden hab ich da gestern verbracht, und noch ist kein Ende abzusehen.

20.11 Uhr:
[Wieder in der Arbeitswohnung. Milchshake mit frischem Pfirsisch.]
Bis etwa halb zwei >>>> an den Brüsten der Béart gesessen, auch weit gekommen, der erste Teil von mehreren steht fast fertig als Entwurf, >> ein wenig davon stellte ich heute morgen schon ein. Αναδυομένη kam kurz vorbei, ich las ihr vor; bis auf den Anfang, den sie „schwierig“ finde, war sie fast berauscht. Kaum war sie weg, rief LH an: was ich da eingestellt hätte, sei noch viel zu kopflastig. Hm, dacht’ ich mir und erzählte erst mal, welches Ausmaß das Ding haben soll. „Dann kann man ja noch gar nichts sagen“, sagte er. Kann man schon, finde ich. Αναδυομένη: „Du schreibst eine Liebeserklärung an alle deine Frauen.“ Eine Stunde lang war ich auch am Cello.
Dann rüber Ans Terrarium, weiter das Zimmer meines Jungen auf Vordermann bringen – „ausmisten“ wäre der richtige Ausdruck; gestern schon drei Stunden, heute fast sechs, knappe neun Stunden also; allerdings war auch das Jungen-Doppelbett dringend wieder zu reparieren, es war wirklich am Zusammenfallen. Schrauben, Muttern, Flügelmuttern, den E-Bohrer. Wenigstens sechs große Mülltüten brachte ich gestopft hinab. Dann endlich war das Zimmer fertig, also ran an den Staubsauger; nach zehn Minuten saugte er nix mehr auf. Ich nachgeguckt: klar, der Saugerbeutel platzte schon fast. Gab es neue? Nein. Darum werd ich mich am Montag kümmern, auch eine neue Deckenlampe muß her; die alte, ein Ballon aus Ikea-Papier, hängt in Fetzen. So geht das nicht. Die Schreibtischlampe zusammengebrochen, wirklich gebrochen an der Halterung, die nackten Kabel lagen bloß. Auch entsorgt. Auch da muß eine neue Lampe hin. Meine Güte. Das aber dann Montag. Bettzeug hab ich auch abgezogen und in die Waschmaschine gestopft. Den Segelnachmittag hab ich gecancelt, entweder heute segeln oder morgen bis Sonntag an den See; eins ging nur.

Vielleicht geh ich jetzt wieder etwas an das Gedicht; aber vielleicht lese ich auch einfach nur meinen Faulkner weiter.

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