Meere, Amazonen & Schnüre. 06.09. 2009. Paul Reichenbachs Energiezufuhr.

ANH’ Lesung ist nur Gutes, ohne alle Lobhudelei, nach zu sagen. aber davon später, hier kurz einige Bemerkungen über den Besuch in der >>>>Galerie Perpétuel vergangenem Freitag, die derzeit einen relativ kleinen Teil von Zeichnungen und Skulpturen der Frankfurter Künstlerin Bea Emsbach ausstellt. Fiktionale „Erinnerungen“ an eine archaische gesellschaftliche Zukunft, die nichts Männliches mehr zu brauchen scheint. Manchmal stolze, manchmal geduckte, wie um Schutz bittende weibliche Figuren, durch allerlei Kabel, Schnüre oder Adern miteinander verbunden, agieren wie Nornen oder faustische Lemuren in der durchweg rot schimmernden papiernen phantasmatischen Welt der Bea Emsbach, in der alles Natur ist, alles Biologie, allerdings jenseits unserer gewöhnlichen Erfahrungen. Die Abhängigkeit des Personals dieser „natürlichen“ Cyberwelten von Energiezufuhr und Kollektivität ist offenbar. Wem zu Emsbach’ Kunst Huxley oder H.G. Wells oder gar Herbst’ „Thetis Anderswelt“ einfällt, liegt nicht ganz falsch und ist doch meilenweit von Emsbach’ warmer, teilweise furchtsamer „Mütterwelt ohne Kinder“ entfernt. Verweist sie doch auf ein mögliches surreales Über – Übermorgen. Viel könnte ich hier schreiben über diese umschlungenen „Rötelnaturen“, die ihre eigenen Mythen erzählen, die oft mit den antiken Mythen nur doch den Namen gemeinsam haben. So kennen wir zum Beispiel Artemis als keusche Göttin der Jagd und als grausam-rächende Schwester Apollons. In der kleinen Skulptur der Artemis von Frau Emsbach dagegen wird uns eine Göttin gezeigt, die des Schutzes, auch um ihrer Fruchtbarkeit willen, bedarf. In dieser recht eigenwilligen Artemis glimmt eine Göttin auf, die, weit vor patriarchalischen Gesellschaften, ihr baubohaftes Tun trieb und nun Zuflucht in den Erzählbildern von Frau Emsbach gefunden hat. Hätte die Künstlerin zu Zeiten Sokrates gelebt, wäre ihr der Schierlingsbecher ebenso gereicht worden, wie dem Philosophen, davon gehe ich aus…
Nun bin ich doch mehr als gewollt auf den Galeriebesuch in Sachsenhausen eingegangen, statt über ANH’ Lesung, supermoderiert von Martin Schwarz vom HR, im vollbesetzten Restaurant Cosmopolitan in Frankfurts Hauptbahnhof zu berichten. Bis zum Schluss, das Zeitlimit wurde weit überzogen, hörte das Publikum konzentriert zu. Die Literarische Matinee war für Besucher, Veranstalter und Autor sonntägliche Bestätigung und Gewinn, zumal nicht wenig Bücher verkauft wurden. Mir hat’s sehr gefallen!

Bildquelle: >>>Bea Emsbach, “Artemis”

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