40. Tag des Jahres ZwanzigZehn

Traumloses Schlafen. Keine Bilder im Moment, manchmal Unruhe und einen gereizten Magen.
An Laufen ist nicht zu denken, ein paarmal bin ich schon gefallen auf dem Eis und jedes Mal, wenn ich rutsche, zieht es mir, im Adrenalinrausch, den Magen zusammen. Gestern noch war ich mir sicher, das läuft auf eine handfeste Gastritis hinaus. „Handfest“, was ist das überhaupt für ein Wort. Die ist „handfest“, hat der Meister auf dem Schlachthof über mich gesagt, als ich auch schon um fünf Uhr morgens Rollmops aß. Ich kann immer und überall schlafen, ich kann zu jeder Tageszeit alles essen. Grundfesten sind das. Eine Unerschütterlichkeit, vielleicht müsste man auch Unerschrockenheit sagen, die viel mehr wert ist, als ich je gedacht habe. Gleichzeitig will ich aber nicht alles um jeden Preis in meinen Mund gestopft bekommen, daran sind schon so viele gescheitert. Die Enttäuschung ist dann immer groß, im Vorfeld oder im Moment der Weigerung. Gibt es nicht genug anderes Schönes, muss es Fellatio sein? Vielleicht suchen die Männer dort, was ich auch suche, wenn ich will dass sie mich ficken. Aber wenn es etwas von Zwang und Gewalt hat, dann bekommen Sie nichts von mir. Keine Hingabe, keinen Rhythmus, keinen Klang. Sie meinen, mich damit etwas zu lehren, aber das habe ich ganz anders gelernt.
Unterdessen führte eine Unterhaltung an einem anderen Ort, man könnte sagen, sie hatte Züge eines Verhörs, zu weiterer Erkenntnis. Warum hat mich das damals so geprägt? frage ich mich heute. Ich glaube, es war die Ausnahmslosigkeit, in der sich damals unsere Körper ineinander fügten. Ich habe das nie vergessen, ich glaube, es war der Moment, in dem ich begann, Dinge in Gold zu fassen. Ich sammle sie ein, die Männer, sie bleiben in mir und ein Paar suche ich immer wieder raus und nehme sie in mich auf, wiege mich in den Schlaf mit ihrem Rhythmus.