Untriest 27. Am Montag, dem 16. Februar 2015.

[Arbeitswohnung,
10.55 Uhr.]

Seit morgens um acht am Schreibtisch, Liebste, gestern kaum gearbeitet, immerhin >>>> den Pfaller gelesen, heute früh auch gleich wieder. Dazu der sechste der >>>> Triestbriefe, deren Überarbeitung sich komplizierter gestaltet, als ich gedacht habe. Das quasi-theoretische Räsonnieren hat, spüre ich, einen Überhang, der unser sinnlich-magisches Moment, das ich so gern erfassen möchte, zu stark beschattet. Wie ich das löse, also ändere, weiß ich noch nicht. Dazu kommt eine seit gestern eingesetzte Hustenbölkerei, die es mir nahelegt, heute nicht zu schwimmen. Ich will keinen sich auswachsenden Infekt riskieren, habe sogar die Neigung, den Ofen wieder einzuheizen; wärest Du hier, wär er ja sowieso an. Es ist in meinem Berlin nachts überraschend kalt geworden, nachdem wir doch beinah schon Frühling hatten. Alles grau in grau draußen; dafür, immerhin, scheint in Paris die Sonne; ich telefonierte vorhin mit der Gastfamilie meines Sohns.
Jetzt schwanke ich zwischen Pfaller und Triest, würde am liebsten einfach weiterlesen. Es gefällt mir nicht alles, was er schreibt, aber gerade das ist ein Anlaß nachzudenken, auch eigene Positionen abzuklopfen, bzw. sie mit seinen Thesen in Vereinbarung zu bringen, besonders über das Verhältnis der in erste und zweite Wirklichkeit eben nicht gespaltenen, aber doch gegenläufig organisierten Privatheit zum Öffentlichen Raum, das heißt zu seinen Geboten und wie auch immer säkularisierten Tabus. Auch über Liebe als Realität und Imagination, und zwar beides als notwendig voneinander geschieden, trifft er Aussagen. Die wiederum wirken jetzt deutlich auf die Modi, bzw. Tendenzen ein, mit denen ich unsere bisherigen Triestbriefe ansehe und sie modifiziere. Explizierter äußern möchte ich mich aber erst nach Abschluß der Buchlektüre. Obwohl die Perspektiven noch zu frisch sind, gerät nun allerdings auch insgesamt das Fundament Der Dschungel in eine Art (Ab)Wiegebewegung, und die Pfähle, auf denen der Bau steht, lockern sich. Was daraus folgen wird, weiß ich noch nicht. Ich kann aber nicht sagen, daß mir wirklich wohl damit ist.
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