Versuch eines Arbeitsjournals nach mehreren kleinen Katastrophen. Sonnabend, der 13. Juni 2015.


[Arbeitswohnung, bis mittags]

Erst zerbrach mir vorgestern, noch in Frankfurtmain, der mit Café au lait bis zum Rand gefüllte Bol direkt über der Laptoptastatur, so daß sich der heiße Milchkaffee über den ganzen Computer, auch über meine nackten Schenkel ergoß – gut nachvollziehbar, denke ich, daß an weitere Schreibarbeit nunmehr nicht mehr zu denken war. Statt dessen, nachdem ich aufgeschrieen hatte, das Gerät außen trockenreiben, dann öffnen und die Festplatte ziehen, die Göttinseidank noch nichts abbekommen hatte; dummerweise gelang es mir nicht, bis zu den Platinen der Tastatur durchzudringen; bei meinem HP läßt sie sich dummerweise nicht von außen abnehmen. So hatte ich schließlich Glück im Unglück, weil nämlich, jedenfalls bis jetzt, außer ihr nichts von dem Unfall betroffen ist: Nach wieder eingesteckter Festplatte fuhr das Gerät anstandslos hoch und zeigte außer der Funktionstörung der Tastatur keine Einschränkung. So genügte es, nachmittags, nach meiner Rückkehr, mir eine separate Funktastatur zu besorgen – eine so kleine, daß ich sie ohne weiteres mit auf Reisen nehmen kann. Allerdings hat sie den Nachteil derart feiner und eng beieinanderliegender Tasten, daß ich wirklich auf ihr üben muß, um nicht, wie jetzt noch, immer zwei oder gar drei gleichzeitig anzuschlagen: Meine Finger sind ja nicht grade schmal, die Hände, wie mein Herz es ausgedrückt hat, die eines Bauern, wenigstens Bäckers. Außerdem sind einige Tasten teils anders belegt, als ich es gewöhnt bin, so daß ich auch deshalb vorerst noch nicht in der mir eigenen Geschwindigkeit schreiben kann. Nun gut, ich fasse mich in Geduld. – Imgrunde bräuchte ich einen neuen Laptop. Aber dafür ist grad kein Geld da; außerdem hänge ich an meinem xp und würde mich allenfalls noch auf windows 7 einlassen, weil der Musikcomputer damit läuft und ich mir damit meine internen Netzwerkproblemchen ersparte.

Noch immer keine „schlagende“ Nußbaumidee; heute muß da mal was kommen. Der Schirmbeckvortrag wird mir dagegen allmählich deutlich. Dafür ist mir bei dem anderen Auftrag, der ansteht, nicht einmal mehr das Thema klar; ebenfalls bis Anfang Juli abzugeben. Immerhin läuft die Lesungsvorbereitung fürs >>>> Traumschiff ausgesprochen gut; heute morgen trudelte die Einladung zu den Grazer Literaturtagen herein.: 29. 10. – bis 1.11.; der Herbst füllt sich, aber vor allem sind die ersten Wintermonate voll. Insgesamt die Lesereisen werde ich im August annoncieren, bei Erscheinen des Romans. Ich selbst werde da in Paris und Amelia/Umbrien sein, quasi den gesamten Monat oder doch zu seinen drei Vierteln, in Italien vor allem, um den Triestbriefe-Roman in der Rohfassung fertigzustellen, und habe gestern in einem Neuköllner Studio drei Traumschiffszenen, eine elfminütige, zwei dreiminütige, für >>>> Zehnseiten.de eingesprochen; ich schätze, daß die Videos zeitgleich mit dem Romanerscheinen abrufbar sein werden; vorher hätte es wenig Sinn.

Noch in Frankfurt >>>> diese >>>> beiden, und weitere, Haikus skizziert – eine Fingerübung, weil >>>> Phyllis Kiehl solch eine Aufgabe hatte; ich mochte einfach gern mitziehen. Klar, das läßt sich verfeinern, vor allem mit Binnenstrukturen, Alliterationen usw., vielleicht sogar, kulturraumsfieserweise, mit Reimen. Aber da noch ging es erst einmal nur um ein Spiel, das mich dennoch zunehmend meditierend-melancholisch machte. Ich habe in den verstrichenen Monaten ja eh sehr nahe an der Melancholie gebaut.

Ah ja, >>>> der neue Berliner Cesare ist als Inszenierung unterträglich. Ich habe die Kritik zu schreiben auch schon begonnen, aber mochte Verrisse noch nie schreiben. Jetzt weiß ich nicht, ob ich ihn fortsetzen oder einfach beiseitelegen soll. Es ist soviel sinnvolleres zu tun! (Mein Sohn und ich verließen die Aufführung zur Pause, nach etwa zwei Dritteln des gesamten Stücks. Interessant allerdings, und bezeichnend, daß die musikalische Darbietung im Nach/Hören einen sehr viel intensiveren Eindruck macht als während der direkten Aufführung -. so sehr scheint sich die Inszenierung über die Musik zu wölben: Sie erschlägt sie nicht, sondern bleicht sie. Und das bei diesem ariosen Reißerstück, in dem ein „Hit“ auf den anderen folgt, eigentlich.)

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