Als gäbe es noch Erde. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 26. Juni 2015.


[Arbeitswohnung, 9.16 Uhr]

Stecke tief im >>>> Schirmbeck-Vortrag, den ich heute fertigbekommen sollte. Der geht (fast) ganz andere Wege, als ich anfangs gedacht habe, führt mich in meine „alten“ Themenkomplexe zurück, situiert Schirmbecks – in einem ungewissen Maß aber auch meine eigene – Position, bzw. Positionen innerhalb eines mir jetzt geradezu notwendig erscheinenden Kulturgefüges namentlich Westdeutschlands, des vergangenen. Es sind, so kommt es mir nun vor, aus politischem Schuldbewußtsein hervorgegangene Tabugefüge, die zu Schirmbecks Wirklosigeit zumindest beigetragen haben, und zu seiner heutigen, unter Literaten, Vergessenheit. Unter anderem dies versuche ich darzustellen. Also laßt mich arbeiten:



*

[Gut gegessen gestern abend. Fischgrillplatte. Mit Amélie draußen auf der Danziger gesessen (wieso heißt sie nicht „Gdansker“? jedesmal stößt mir das auf: kaum ein Volk, das ich, seines Freiheitswillens wegen, so schätze wie die Polen; ein Vorurteil vielleicht, aber ein positives; allerdings ist es möglicherweise längst überlebt).
Danach noch zu mir. Ein Klient möchte sie in Herrenkleidung sehen. Also Anzüge ausprobiert, nachts & hier; mit einem ging sie dann wieder. Idee einer Reise von Triest längs nach unten durch den Balkan, bis ans griechische Meer. Europa abgehen und mit Arabien verknüpfen; nur die Türkei sitzt mir dabei, meiner Traumidee einer kulturellen Kontinuität, wie ein Kloß im Hals. Auch darüber sprachen wir gestern. Amélie: elternseits katholisch und orthodox; ihr Vorhaben, Islamistik zu studieren, habe sie ihrer entsetzten Eltern halber fallen lassen.
Schließlich durch Afghanistan reisen, wenn da kein Krieg mehr ist. Durch Persien reisen. Reaktivierte Jungenwünsche -. wie gegen die Entsinnlichung der Welt an, gegen ihre Verabstrahierung an. Als gäbe es noch Erde.]

(13.35 Uhr)
So, die Rohfassung der Vortrags steht. Jetzt Mittagsschlaf, dann einmal durchkorrigieren und neu formatieren, danach die erste Überarbeitung.

2 thoughts on “Als gäbe es noch Erde. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 26. Juni 2015.

  1. Erde … Welt … Reisen Einer meiner “Jungenwünsche” war Peru, insbesondere der Titicacasee. Habe mir diesen Wunsch erfüllt und eine der größten Enttäuschungen meines Lebens erlebt. Manchmal, will mir scheinen, ist es besser, wenn sich Wünsche nicht erfüllen.

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