Nach START. Ein Rückblick im Arbeitsjournal des Montags, den 12. März 2018. Dazu Silke Herrmann und Leonhard Horstkotte zur Anderswelt-Trilogie.

[Arbeitswohnung, 8.04 Uhr
France musique contemporaine: Salvatore Sciarrino, Erste Klaviersonate]

Um fünf hoch, gegen Mitternacht hatte ich im Bett gelegen, war aber schon seit meiner Rückkehr aus Halberstadt einigermaßen erschöpft. Meine Seminaristinnen und ich hatten tatsächlich in Hochdruck gearbeitet, morgens, nachdem vortags klar geworden war, daß unsere Performance diesmal keine Texte zu Bildern, sondern den Fragetext zum Inhalt haben würde, von dem ich mir sicher war, er würde seine Wirkung nicht verfehlen. So war es denn auch.

Jedenfalls habe ich den Text heute früh, nachdem ich mir gestern die Genehmigung der jungen Damen eingeholt hatte, hier in Die Dschungel eingestellt; mein Kommentar darunter beschreibt die Aufgabenstellung. Sie müssen sich, liebste Freundin, aber vorstellen, daß sie, die Seminaristinnen, zur Bearbeitung der Vortragsversion nur knappe anderthalb Stunden zur Verfügung hatten; mit mehr Zeit hätten wir auch noch Rhythmen unterlegt und vor allem Skandierungsmöglichkeiten erprobt: Wo hebe ich Sätze besonders hervor, wie spiele ich mit den Bedeutungsebenen, wo interagiere ich vielleicht sogar mit dem Publikum direkt? – Die Idee, sich um das Publikum herum zu gruppieren, es gewissermaßen zu umzingeln, stammte übrigens von den jungen Damen selbst. Einen noch ungleich stärkeren Effekt hätte sich gewiß ergeben, hätten die Fragen memoriert vorgetragen werden können – also tatsächlich als Art Theaterstück.  Und wir hätten ganz sicher noch hier und da gekürzt. Erfahrungsgemäß ergibt sich vieles aus den Proben. Doch für die zeitliche Gedrängtheit, mit der wir umgehen mußten, war das Ergebnis ganz superb; außer einem Durchlauf gab es Proben gar nicht.

Enorme Erleichterung, nachdem unser Text über die Plenumsbühne des phylliskiehlschen Seminarraums gegangen war; ich glaube, Sie sehen’s uns deutlich an:

(v.l.n.r.:) Angelika, Kalee, Patricia, ANH, Ha Mi, Aylin

Wirklich pünktlich stellte sich da auch der Frühling ein. Tatsächlich waren an einem Randbeet die Schneeglöckchen gesprossen und ließen vereinzelt bereits die weißen Schellen klingeln.

*

Nun also wieder in die “normale” Arbeit zurück. Bei dem Tonbandprotokoll für das Familienbuch der Contessa habe ich das Problem, daß ich die weiblichen Stimmen namentlich nicht zuordnen kann, was ich aber tun muß, wenn ich die erzählten Geschichten verarbeite. Mit der Contessa Vater werde ich das heute – erstmal telefonisch – zu lösen versuchen. Erst danach kann ich weiterschreiben. Und die Gedichte für den im Frühherbst erscheinenden neuen Band müssen an meine Lektorin hinaus; ich denke, daß ich im April nach Wien reisen werde, damit wir Stirn an Stirn und Aug in Auge arbeiten können.

Es war gestern so warm, daß ich bei Rückkehr darauf verzichtete, den Ofen neu anzuheizen. Jetzt spiele ich mit dem Gedanken, ihn überhaupt auszulassen; allerdings soll es in der Woche wieder kühler werden. Andererseits bin ich ja stur und pflege sowieso zum Frühlingsanfang “abzuheizen” – kalendarisch in diesem Jahr am 20. März. Die acht Tage bis dahin werde ich wohl durchstehen können. Dann kann auch meine Schaufensterpuppe wieder auf den Ofen zurück. Mit anderem Damenbesuch ist momentan ohnedies nicht zu rechnen, jedenfalls keinem, der eine behagliche Klimatisierung sich wünscht.

Ah, stimmt! Uwe Schütte schickte mir gestern einen Auszug aus Silke Horstkottes und  Leonhard Herrmann Einführung in der Gegenwartsliteratur; es gibt in dem Buch eine recht angemessene Darstellung meiner Andersweltromane.  Ich packe Ihnen die zwei Seiten hierunter in den Kommentar.

Sò, und weiter geht’s.

ANH

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