III, 418 – lapsus linguae e non solo

Fehlleistungen: der Ellenbogen, der das volle Weinglas so umstürzt, daß der ganze Inhalt auf dem Fußboden, aber nichts auf dem Tisch landet, und das Glas dennoch am Fußboden nicht zu Bruch geht. Fast den Schuhsohlenabdruck auf dem Wischtuch fotografiert, aber zur Zeit verlocken Motive eher selten, und wenn ja, dann ist es zu dunkel, denn tagsüber sehe ich eh’ nur den Bildschirm (oder die Tauben gegenüber dem Küchenfenster oder den ständig vollen Parkplatz unten vor dem Fenster des Arbeitszimmers). Auf der Suche nach: Wie, beispielsweise, bekommt man es hin, die Gehörtrompete mit dem Wort Funktion zu verbinden? Das ital. “tubario” kann sich auch auf die Eierstöcke beziehen, aber genauso auf die tuba auditiva. Simpel dann: Tubenfunktion. Eine der weniger leichten Texte. Zwölf Abgaben in den letzten drei Tagen (die Aussage gilt für den letzten Samstag). Heute (dito Samstag) der Luxus, erst um halb zehn aufzustehen und vor dem Aufstehen alle sechs Raumbegrenzungen mit einem Verwünschungskotau zu begrüßen.
Eine andere Fehlleistung bestand darin, in Öl eingelegte, getrocknete Tomaten auf den Teller zu befördern und den Glasbehälter so zu halten, daß sich Öl aufs Darunter ergoß, unter anderem auf die Mayonnaise-Tube, deren Benutzung eine Situation ergab, die mich jetzt daran erinnert:

durch das
ungesalzene brot
tropfte das frische olivenöl
auf meine gespreizten hände
und beim hineinbeißen
fettete es meine federn ein
lang’ schon hatte ich die
katze beobachtet
und machte es ihr gleich
nur, daß meine ungelenke
vogelzunge nicht viel
auszurichten vermochte

Kurzum: fettige Finger. Weitere Fehlleistungen führten stets zum Fallen von Dingen.


Genau vor einer Woche gefiel (fallen – gefallen) es dem Durchlauferhitzer, seinen Geist aufzugeben – allerdings ohne meine Einwirkung à la “zwei linke Hände” – : kalte Heizkörper, nur kaltes Wasser, Samstagabend, nächtliche Minusgrade draußen. Mutatis mutandis eine Art Goethe, der auf einen Widerspruch Eckermanns gegen dessen Farbenlehre reagiert. Am Montag stellte sich heraus, die Elektronik müsse ausgewechselt werden.
Heute am Montag wehen kalte Nordwinde. In solchen Zeiten merkt man die Hinfälligkeit der Fenster. Mich trösteten indes die Beschreibungen Forsters über die Fahrten in antarktischen Gegenden: drei Monate lang nur auf einem Schiff. Wo bin ich anders als auf einem Schiff? Seit zwei Monaten bis jetzt. Dann die südwestliche Ecke am äußersten Ende der Südinsel Neuseelands: Dusky Sounds. Tatsächlich gibt es einen neuseeländischen Wein mit diesem Namen. Angebaut wird er jedoch im äußersten Norden der Südinsel (gut, verrückte Ideen spinnen sich gerade zurecht (nur muß diesmal der Berg zu Mohammed kommen, nicht umgekehrt (das wird dann Ostern der Fall sein))). Und was lange währt, wird scheinbar immer gut: der vorhinnige Gang zur Tabaccaia (der übliche Spruch übers Wetter) ließ mich ein Päckchen entdecken, daß ich vor anderthalb Monaten bestellt und bezahlt: Lukrez in der Binder-Übersetzung. Neulich war hier davon kurz die Rede… ach ja, vom Schlaf:

Und weil nun nichts mehr geblieben ist, die Glieder des Leibes zu stützen, wird der immer schwächer, und alle Glieder verlieren an Spannkraft. Die Arme sinken herab, die Lider senken sich, und schon beim Niederlegen geschieht es oft, dass die Knie nachgeben und einknicken.

IV. Buch. Soviel eher zu meiner Schlafsehnsucht. Man lese aber auch im V. über die Liebe, nämlich “mit Bildchen narrt Venus die Liebenden”. Neckischer Umschlag indes: in der Mitte ein Fenster, in dem der Titel weiß in den roten Einband geprägt erscheint.

III, 417 – Schwoien

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