Omisätze (7).

 

 

Es ist immer etwas,
das den Himmel hält.

 

(Ein Satz, der sein Gegenteil meint: daß der Himmel
stets wieder — einstürzt. Ein Teil des Himmels jedenfalls)

Gewidmet den Damen*
Else Eggers (1903 – 1995)
Alma (1915 – 1981)
Emilie Hamel (1901 bis späte 70er Jahre)
Eva Berwig (1910 – 1998)
Hermine Mathilde Bretter (1846-1938)
Kreszentia Libiseller (1915-1992)
Doralice Graf geb Müller (1918-2007)
Rosa Balwer ca.1898 – 1971
Anna Hilser, geb Storz ( 1899-1986)

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9 thoughts on “Omisätze (7).

  1. Rigoroser war da meine Oma: Was du HEUTE kannst besorgen, das verschiebe nicht auf Morgen. Ihr verdanke ich auch drei russische Wörter: “stoj”, “punjemaj?” und “rabota!” (halt, kapiert? und arbeite!). Also eine eher illusionslose Welt nicht weit hinter der Grenze in der “Ostzone” (als Kind und Heranwachsender öftere Reisen dorthin). Kurz vorm Mauerbau die Flucht in den Westen über Berlin. Aber es blieb in 15 km Entfernung immer noch etliche DDR-Verwandtschaft. – Etwas, was ich nie verstanden habe: Das Verbot der Oma, zwischen Weihnachten und Neujahr Wäsche zu waschen. Es bringe Unglück. Aber wie sie es genau formulierte, entgeht mir mittlerweile völlig. Später entdeckte ich die “nemontemi” der Azteken: “Am Ende des Jahres folgen noch 5 unnütze Tage (nemontemi), die als unglücklich angesehen und in denen größere Aktivitäten vermieden wurden.” Aber das wird wohl meine Hamel-Oma nicht unbedingt in eine Azteken-Oma (die Gesichtszüge dazu hätte sie allerdings gehabt) verwandeln, selbst wenn sie am Ende alles Wiedererkennen von Personen und Orten verweigerte, die ihr eigentlich hätten vertraut sein sollen.

  2. nun, meine Mama hatte eine spezielle Art, über Sprüche zu spotten, indem sie diese verdrehte. Da sie zu meiner Geburt damals ungewohnt alt war, füllte ab meines Erwachsenseins sie eher die Rolle einer Omi  aus (heute sind ja 42-jährige Mamas nicht so selten), und wir verstanden uns prächtig, je älter sie wurde und die alte Schwester drängelte sich in die Mutterrolle rein, darüber spotteten wird dann gemeinsam, Mama und ich, sie wollte immer “erziehen”, die olle Schwester, lol.

    Deswegen bringe ich hier gelegentlich meine Mama bei den Omisprüchen unter. Gestorben ist sie 1984.

    Sie stammte aus Schlesien und den Aberglauben, zwischen Weihnachten und Neujahr keine Wäsche zu waschen, um Unglück zu vermeiden, der kommt nicht aus der DDR, der kommt eher aus Schlesien, vermute ich, ich beachte ihn bis heute.

    Genauso: wie man den Neujahrstag verbringt, so wird das ganze Jahr – den Aberglauben habe ich auch geerbt und glaube fest daran.

  3. oh… “der ist aber schön…”, wollte ich zuerst schreiben… aber mit der Erhellung – – – bedeutet also, eigentlich ist der Himmel dem Untergang geweiht und eine klapprige Konstruktion. Und nur ein einziger Balken, an den man sich klammert, hält die Wolkenschloss-Pappkulisse… hab den Satz noch nie gehört.

  4. @Franz Summer

    “zwischen den Jahren”, in den “Rauhnächten” keine Wäsche zu waschen, ist ein sehr weit verbreiteter, archaischer Brauch, über Schlesien hinaus. Wikipedia zum Ursprung:

    “Die vier wichtigen Rauhnächte galten mancherorts als derart gefährlich, dass sie mit Fasten und Gebet begangen wurden. Im Haus durfte keine Unordnung herrschen, keine weiße Wäsche auf der Leine hängen (welche die Reiter stehlen würden, um sie dann im Laufe des Jahres als Leichentuch für den Besitzer zu benutzen). Es durften keine Wäscheleinen gespannt werden, da sich in diesen die Wilde Jagd verfangen könnte. In einer anderen Version ist dies besonders (jüngeren) Frauen verboten. Durch das Aufhängen von weißer (Unter-)Wäsche würde die Wilde Jagd angelockt und dann über diese Frauen „herfallen“.

    Das rituelle Begängnis der Rauhnächte mit allem Zinnober inclusive der strikten Tabuisierung die Waschmaschine anzuschmeißen, hat seit ca. zwanzig Jahren eine Renaissance durch heidnisch-esoterisch etc. spirituell orientierte Gruppierungen erfahren. Das wird orthodox durchgehalten.  Ich wasche auch in den letzten beiden Wochen des Jahres Wäsche, bzw. lasse waschen. Macht ja die Maschine. Ist auch Hexenwerk 😉

  5. ja, danke, smile, Wkipoedia, da gehen aber auch so macnhem Erklärbären die Fantasie durch, wilde Pferdejagten, geraubte Frauen, getötete Männer, und die weiße Wäsche… ich denke auch, das war nicht nur schlesicher Brauch, und schon gar nicht DDR-Brauch gewesen, sondern hat etwas zu tun mit Weihnachten, eine Zeit wie Ostern, da hatte alles reinlich zu sein und die Arbeit ruhte, aber es macht auch Spaß (für mich) es dann Aberglauben zu nennen, vielleicht am besten einen christlichen Brauch.

    In den Erzählungen meiner Mama war auch oft von Rübetahl die Rede, einem Riesen, der in den Bergen wohnte und nachts herum stampfte, ob er auch die Wäsche auf der Leine… 🙂

     

  6. Morgen kommt wieder ein Tag von Triberg her.

    Anna Hilser, geb Storz ( 1899-1986)

    Das kann auch noch morgen erledigt werden, meinte die Großmutter meiner ersten Frau damit.  An Arbeit mangelte es auf dem Bauernhof in dem Schwarzwaldort Tennenbronn nie. Doch für die humor- und wundervolle Anna Hilser, die zehn Kinder gebar, eine Unzahl Enkel und Enkelkinder hatte, immer guter Dinge war, ging, wie freudig oder leidvoll der Tag gewesen war, am am darauffolgenden Morgen, aus Richtung Triberg kommend, immer wieder die Sonne auf.

     

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