Krebstag 11, Körperspannungs Morgennotat.

[Arbeitswohnung, 5.38 Uhr
Ramirer, inversus REMIX]

Einbildung? Nein, ich spür es ja (und habe es, noch liegend und die Decke bis unter die Knie zurückgeworfen, einige Zeit lang betrachtet):

Interessant, wie sich die Anatomie meines Körpers quasi herausschält – in solcher Schnelligkeit kenne ich es bislang nur von intensiven Phasen des Sports. Dort wird von “Definition” gesprochen; die Struktur und Plastizität der Muskeln ist damit gemeint. Nun aber sind es die Grundformen des Körpers selbst, die sich besonders unterhalb des mit jeder Rippe deutlich konturierten Brustkorbs ausdefinieren: Die Bauchdecke wird flach, geradezu eben; es gibt einen wunderschönen Hautbogen – ein glatter, von gestriemtem, dunkel schimmerndem Seidenhaar überzogener Hang – von den unteren Rippenbögen bis zum Nabel hinab.

Selbstverständlich hängt die spürbare Veränderung mit meiner neuen Eß-, das heißt wenigEßgewohnheit zusammen; einerseits bin ich trotz großen Appetites jedesmal enorm schnell satt, andererseits wirkt लक्ष्मीs strikte Keine-Kohlenhydrate-Diät (prinzipiell nur Fett und Proteine*). Auch hängt die nunmehr aus mir erschimmernde Schönheit, daß die Wandlung also in keiner Weise krank aussieht, sicherlich mit den ständigen frischgepreßten Gemüsesäften zusammen (Sellerie, rote Beete, Karotten), die ich über den Tag verteilt zu mir nehme (niemals zuvor habe ich → so gesund gelebt wie jetzt) – obwohl das Wort “herausschält” zurecht betont, daß an dieser Wandlung das Messer meines ständigen Bauchschmerzes, mithin der Tumor selbst, zumindest mit herumschnitzt.
In vier Tagen dreieinhalb Kilo verloren. Auch das kenne ich nur aus Zeiten exzessiven Sports, den ich aber momentan nicht treibe. Trotzdem fühlt es sich gut an, sehr gut, fast ein bißchen autoerotisch. Ich mußte sogar denken (immer noch im Bett), das ist dein Lohn für Schmerz, und meine Beobachtung bekam etwas Religiöses. Tatsächlich empfinde ich eine Art sich lösender Klarheit. – Nüchtern gesehen, allerdings, leite ich den “Lohn” aus dem dem Nikotinentzug abgerungenen Erfolg her, daß ich nunmehr den siebten Tag nicht mehr rauche und Rauchentzug “eigentlich”, indem sich der Stoffwechsel umstellt, zu einer Gewichtszunahme führt, der sich normalerweise nur über Sport entgegenwirken läßt. Was nunmehr statt dessen mein Krebs tut – ein für mich sehr deutlicher, zynisch kommentiert, → sekundärer Krankheitsgewinn.

{*) लक्ष्मीs Diät:
morgens und abends je ein Glas puren Selleriesafts | über den Tag verteilt einen Liter Rote-Beete-Saft plus gelegentlich ein Glas Karottensaft (Ölzugabe nicht vergessen); dito Aufguß aus geschnetzelten Ingwer- und Kurkuma-Wurzelstücken mit 1/2 Zitrone und Honig,  mind. einen Liter | morgens und abends je eine Pipette THC-Öl sowie in Wasser gelöste Heilerde |
kein Wein, kein Nikotin, keine Süßigkeiten; Ausnahme: ; 25 gr schwarze Schokolade (> 80 % Kakao)
kein Obst; Ausnahmen: Himbeeren, Erdbeeren, Heidelbeeren
kein Brot, keine Nudeln, kein Reis
kein “rotes” Fleisch; – erlaubt: Fisch, Kalb, Huhn, Pute usw.
Gemüse, Gemüse, Gemüse und – zu meinem Segen – Käse.}

[Ramirer, ORGANICS in C-Dur]

6 thoughts on “Krebstag 11, Körperspannungs Morgennotat.

  1. Dazu fällt mir ein: Anthroposophen sagen, Krebs sei eine “Krankheit” zur Rettung der Seele, was immer das heißen soll.

  2. Besser hätte ich den Diätplan auch nicht zusammenstellen können. Ich wäre sogar noch weiter gegangen, indem ich eine kurze “EntgiftungsFastenzeit” mit eingeplant hätte…bei allem was ich schreibe, möchte ich auf keinen Fall belehrend wirken…lg….. RIvS

  3. Sehr brav – lach – allerdings wundert mich, das es CannabisÖl mit THC gibt – wo sie doch alles auf runterrezeptiert haben, auf das Nötigste…lg..RIvS

  4. Sehr brav – allerdings wundert es mich, dass es CannabisÖl mit THC gibt, sie haben doch extra den Rauscheffekt wegrezeptiert..was ausserordentlich bedauerlich ist..lach..lg…RIvS

  5. zu Hüttenkäse:
    wichtiger Hinweis für den Feinschmecker, da ich sämtliche Hüttenkäse-Sorten auf dem deutschen Markt durchprobiert habe: bester Geschmack (nicht so säuerlich in Abgang wie einige Sorten), „JA!“ von Rewe, zufällig auch am preisgünstigsten. Auch die Bio-Sorten konnten in Sache Geschmack nicht mithalten. Aber ist natürlich Geschmackssache

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