Ukraine-Dialoge V: Brief – und nunmehr Offener – an Deniz Yücel, den Präsidenten des deutschen PENs.

[Als ersten Nachtrag → zu gestern.]

Lieber Deniz,

bin grad dauernd, auch und gerade in Der Dschungel, mit dem Ukrainekrieg beschäftigt, wie Du ganz sicher auch. Dabei → korrespondiere ich mit meiner russischen Übersetzerin → Tatjana Baskakova; die vorgestern ihre Befürchtung zum Ausdruck brachte, sie wie ihre russischen Kolleginnen und Kollegen sowie die russischen Schriftstellerinnen und Schriftsteller insgesamt würden für Putins und seiner Oligarchenkumpane Invasion mit in Sippen- und Schuldhaft kommen. Ich selbst und einige Kommentatoren redeten ihr das aus. Erfolgreich hofften wir.
Gestern dann kam das Chaos. Anstatt jetzt hier nochmal alles durchzukauen, schicke ich → den Link.

Es kann nicht angehen, daß pauschal russische Künstlerinnen und Künstler, die sich gegen den Krieg unter hoher Gefahr teils öffentlich wenden – wie Baskakova jetzt eben auch -, dafür mit Isolation, Ausladungen und anderem, was sogar ihre Existenz bedrohen kann, bestraft werden dürfen. Es ist, finde ich, die Aufgabe auch des deutschen PENs, da zu intervenieren. Worum ich Dich, als deutschen PEN-Präsidenten, hiermit sehr bitte.

Von Herzen und grad permanent in Anspannung (so daß Du es sogar durchs Internet schlagen bis zu Dir wirst hören können),

Dein Alban

Gäbe es Gott, schriebe ich jetzt, daß er die Ukraine schützen möge. Geht leider nicht. Aber die Göttinnen, d i e können es. Da es sie gibt.

_________________
Berlin, den 2. März 2022
19.37 Uhr

***

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[Abends noch und dann nachts kamen erste Antworten herein,
die ich aber zurückhalten möchte, bis definitiv ein Ergebnis vorliegt.
Insofern ist dieser Ukraine-‘Dialog’ noch ein bißchen einseitig – in-
des, vorübergehend.

ANH, 3. März, 8.10 Uhr]

[D i e → a u c h?]

2 thoughts on “Ukraine-Dialoge V: Brief – und nunmehr Offener – an Deniz Yücel, den Präsidenten des deutschen PENs.

  1. Auch die ausschließen?

    Russische Studierende und Dozenten kritisieren staatstreue Hochschulen
    In einem offenen Brief haben sich Studentinnen, Absolventen und Dozentinnen zahlreicher russischer Kunst- und Kulturuniversitäten an die Vereinigung von Kunsthochschulen gewandt. Sie kritisieren darin eine Erklärung, in der die Rektoren der Universitäten die Anerkennung der Separatistengebiete in der Ostukraine als “nachvollziehbar” bezeichnet haben.
    “Der Tod friedlicher Zivilisten schmerzt unsere Herzen”, schrieben die Rektoren in einer Erklärung, die von der staatlichen russischen Agentur Tass verbreitet wurde. Allerdings müsse Russland, wie es schon “oft in seiner Geschichte notwendig gewesen” sei, “Brudervölkern einschließlich des Ukrainischen helfen.” Damit übernehmen die Hochschulen die Deutung des Kreml, der den Krieg als “spezielle Operation zur Friedenssicherung” bezeichnet.
    Die Autorinnen und Autoren des offenen Briefs distanzierten sich von der Erklärung: “Es ist uns unerträglich zu verstehen, dass die russische Kultur, die wir lieben, der wir angehören, von nun an von Scham erfüllt wird”, heißt es in dem Brief. “Scham dafür, dass wir das nicht aufhalten konnten.”

    Das menschliche Leben ist unbezahlbar. Krieg ist Wahnsinn. Nein zum Krieg.
    Unterzeichner eines Protestbriefs an Kulturhochschulen

    “Wir sind nicht mit Rektoren aus der Vereinigung von Kunsthochschulen einverstanden, die während des Ausbruchs einer militärischen Tragödie eine Erklärung veröffentlichen, welche die kriegerische Aggression rechtfertigt”, schreiben die Autorinnen und Autoren des Briefs. Bislang haben ihn mehr als 600 Personen unterzeichnet.

    [Quelle: DIE ZEIT → Liveblog online]

  2. Ирина Кравцова
    Дорогая Татьяна, Вам и Alban Nikolai Herbst огромная благодарность! Это очень важная работа сейчас.

    (Irina Kravtsova
    Liebe Tatiana, ein großes Dankeschön an dich und Alban Nikolai Herbst! Dies ist jetzt eine sehr wichtige Aufgabe.)

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