Die Löwin auf dem Bett. Die Fenster von Sainte Chapelle, aus der Überarbeitung zum Buch (1). Les Secrets de Paris (12).

„Woher kann der Gräfin wissen, wo wir sind?” fragte ich, als wir wieder auf dem Zimmer waren.
Die Löwin hatte sofort eine Erklärung zur Hand.
„Die SIM-Card. Man kann sowas orten.”
Eine Privatperson konnte das auch? Wie kommt man an so ein Equipment? Wer, um GöttinsWillen, war Le Duchesse ?
Ich brauchte fast eine Stunde, um das Unwohlsein loszuwerden. Durch meinen Kopf jagten die doch nur wenigen Informationen, über die ich verfügte, vor allem die mysteriösen Andeutungen des Profis. Immerhin arbeitete er für die Regierung; aus den Kontakten solcher Kreise war sicher auch der zum Gräfin hervorgegangen. Hatte mein Freund mir etwas verschwiegen, das mit Literatur gar nichts zu tun hat? Momenthaft fürchtete ich ein politisches Netz, wischte den Gedanken, nein: drückte ihn weg.
Prunier aber nahm die Sache nicht ernst, sondern amüsierte sich drüber. War auch fasziniert von ihrer, wie er das ausdrückte, geheimnisvollen Poetik. „Nein wirklich, Herr Herbst! Welch ein Auftrag! Da sage noch jemand, daß die Romantik perdu sei! Ich beneide Sie, glauben Sie mir!”
„Und mich beneiden Sie nicht?” fragte die Löwin, hingestreckt auf das Bett und wie die Salonière süffisant, die für jeden Gast Freund und die Gönnerin ist. Sie hatte die rechte Vordertatze über die linke gelegt, der Kopf ruhte auf den Unterarmen, und in der rechten Hinterpfote spielten ihre Krallen. Sie hätte nur noch mit der zitternden Quaste ihres sehnigen Schwanzes auf den Bettbezug schlagen müssen. Dieses Bild erstand derart deutlich in mir, daß schließlich auch ich lachen mußte und die Anspannung vorübergehend von mir abfiel.
Aber sie reiste ja morgen schon wieder weg, die Geliebte. Die mitten im liegenden Übersprung einschlief. Ich aber bliebe hier. Nein, nicht auch noch Trübsal blasen. Besser, die nächste Flasche Cidre öffnen. Es waren schon einige davon; eine nach der anderen orderten wir die gekühlten Flaschen per Zimmertelefon beim Empfang. Zweimal kam die hübsche Algerierin sie uns bringen. Danach erschien immer ein Kellner. Die ausgetrunkenen Flaschen stellten wir neben die Tür zum leeren Cremant.


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