Alfred-Döblin-Preis für Jan Kuhlbrodt. Die Dschungel, anstelle eines Arbeitsjournals, gratuliert herzlich und hochachtungsvoll.

[In der von → Niko Bleutge gehaltenen Laudatio heißt Kuhlbrodts in beiderlei Sinn ausgezeichneter Roman “Krüppeltext oder Vom Gehen”, → der Verlag allerdings nennt ihn in seiner Vorschau und auf dem Umschlagsbild “Küppelpassion“, was ich tatsächlich für sehr viel angemessener halte, gerade weil auch “Passion” einen zweifachen Sinn hat und überdies an den wohl bekanntesten Leidensweg anspielt, den zumindest die westliche Welt kennt. Den sich der Autor – das hat mich am stärksten gefaßt – über den seiner Mutter distanziert. Dieses poetische Verfahren weist stolz jeglich Sentimentales ab. Der Autor hat eine schwere Krankheit, aber läßt sich nicht zum Opfer machen. Absolut imponierend. Alleine dafür gebührt ihm ganz besonders →  d i e s e r Preis.]

 

Allerdings fragte ich mich, als ich gestern zur Preisverleihung → in die Akademie kam, wo denn all die begeisterten Berliner Gratulantinnen und Gratulanten waren, die ihrer Freude vor allem in Facebook einen so gesehen doch recht fraglichen Ausdruck verliehen:

Und auch von den Repräsentanten der anderen wichtigen Literaturhäuser Berlins ließ sich, außer den Vertretern des → LCBs selbstverständlich, von dem der Wettbewerb allerdings final auch betreut wird, sowie der Akademie selbst, gar niemand sehen. Hat Günter Grass nach wie vor recht, daß Döblin imgrunde nach wie vor nichts gilt? Daß wiederum der Kultursenat niemanden schickte, jedenfalls keine und keinen Namhaften, war zu erwarten; etwas andres hätt mich echt schockiert. Aber auch Vertreter meines → PENs Berlin habe ich nicht erblickt, außer → Kuhlbrodt selbst, mir und Sabine Scho. Und hab mich sehr geschämt. Extrem stillos obendrein, daß zwei der anderen fünf → “Finalisten” sich nicht sehen ließen, die den Preis halt nicht bekommen haben. Zum einen wurden auch sie in → Ingo Schulzes Rede noch einmal nicht nur genannt, nein, ausgesprochen geehrt; zum anderen kann mir niemand erzählen, sie hätten alle schon ihre Züge vorgebucht – da sie ja nicht wissen konnten, wer den Preis bekäme; sie selbst hätten es ebenso sein können. Da verweigern nun zweie dem “Sieger” seinen Tag? Pfui.

So schön sie also auch ist, die breite Fenster-Aussicht aus der Akademie, es bleiben die Aussichten schlecht.

(P.S.:
Beim Sektempfang nachher ging ich auf Ingo Schulze zu — er war in der Akademie fünf Jahre lang Direktor der Sektion Literatur — und fragte, ob es nicht allmählich an der Zeit sei, mich als Mitglied der Akademie zuzuwählen. Ging mir schwer von der Zunge, kam über meine Lippen aber leicht. Er, so die Antwort, fände es gut. Doch brauchte ich ein Mitglied, das mich vorschlägt, und dieses benötige zwei oder drei zusätzliche Fürsprecher. –  Soll ich mich jetzt ernstlich auf die Suche begeben? Wenn niemand von allein drauf kommt? Eher wohl ebenso wenig, wie daß ich hätte nachsetzen mögen: “Dann schlag doch d u mich vor.”)

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