Berlin, 11 Uhr, Ankerklause

Sie, ganz Berlin-gestylt, ein bisschen 50ties an den Füßen, ein bisschen 60ties der Mantel, die Haare ein kurzer blonder Wuschelkopf. Die Ohrringe Anlehnung an Art Deco.
Was ist das für ein Dekolleteé? Wie viel Haut zu sehen ist, sie bewegt sich, sie sitzt in der Sonne, öffnet den Mantel, etwas ihr ist warm, ah… jetzt kann ich es erkennen, ein Kleid, Spaghettiträger, lässt in der Mitte viel frei, bedeckt nur knapp die Brüste, die weit, sehr weit auseinander stehen.
Sie kommt nicht aus Berlin, das ist offensichtlich.
Die Provinz liegt Ihr im Blick, eine zu spitze Nase, zu dunkel geschminkte kleine Augen schauen unter dem Blond hervor, ein Grübchen im Kinn, vom Vater?

(Sie redet über Fernsehserien. Warum können diese Frauen sich nicht ausdrücken? Dumm ist sie nicht, aber die Sprache hakt, da fehlen Vokabeln, werden immer und immer wieder Floskeln aneinandergereiht.)

Der ihr gegenüber sitzt, ist zu Besuch in der Stadt, das ist offensichtlich. Lange Finger, große Füße, wenn er aufsteht bestimmt zwei Meter groß, dunkles Haar mit Silberfäden. Hat den Kopf in die langen Finger gestützt, spricht mit zu heller Stimme für so einen großen Mann.

Sie spielt mit ihrem Strohhalm, ist unsicher, plappert – deshalb.