Dem nahsten Orient.

hab dein
Lächeln wieder gesehen das
Haar Dein immerwährendes
Lächeln Ist nie ganz
ohne Schmerz Dein Haar und
die Augen, das Lächeln
„ich mag, wie stolz sie“,
sagt eine Freundin,
“die Lider niederschlägt“

zurückgestrichen das Haar

13 thoughts on “Dem nahsten Orient.

  1. Très Proche Orient. Revu ton
    Sourire revu tes
    Cheveux Ton éternel
    Sourire Légèrement lesté
    de douleur Tes cheveux et
    les yeux, le sourire
    “j’aime sa fière allure,
    dit une amie,
    lorsqu’elle baisse les paupières.”

    1. Ich laboriere immer noch an einer letzten Zeile, die, wenn ich sie – wie bei Ihnen übersetzt – weglasse, fehlt. Heute morgen ergänzte ich sie wieder, wie Sie sahen – und offenbar haben Sie das
      gleiche Problem wie ich: Steht die Zeile d a , stimmt sie nicht, steht sie n i c h t da fehlt sie….

      (diesen Briefwechsel würde ich gerne veröffentlichen)

    2. Ja, sehr gerne…. veröffentlichen Sie ihn… …nur, wie Sie sehen, bin ich mit dem getrennten Vers blockiert..
      Aber das kommt dadurch, dass die Idee, die Sie haben, und die ich ahne, ein
      wundervoller Schluss (ein geöffneter) ist. Das Antlitz soll erscheinen, aber darf nicht genannt werden. Ich persönlich bin mit dem Wort “Haar”, nein, nicht durch das Wort, sondern durch seine Stellung gestört… es steht am Ende… nein, es muss am Ende stehen… auch
      in der Übersetzung. Sie haben aber die Zeile mit dem Partizip angefangen… sehr unbehaglich für mich, aber sehr spannend.
      Demnächst, in einigen Minuten, habe ich einen Vorschlag. Bleiben Sie bei der Öffnung der Zeile… ich finde eine Lösung.

    3. Das Problem ist “zurückgestrichen”: ich könnte vorschlagen:
      “Rejetés d’une caresse”, wo “zurück” rejetés ist und caresse kommt von
      “gestrichen”.Aber les cheveux sind nicht mehr am Ende.
      Der Vorschlag wäre nämlich (und er klingt sehr natürlich):

      les cheveux rejetés d’une caresse.Es bedeutet, dass Ihr Gedicht mit streichen (hier”gestrichen”) enden würde… was das Gedicht schliesst, beruhigt, und ich spüre, dass Sie es
      nicht so wollen. Wenn Sie es dennoch so wollen, lasse ich diese Lösung, die schön klingt, schön, aber vielleicht falsch ist…

      Eine andere Lösung mit einem Komma:

      rejetés d’une caresse, les cheveux klingt auch nicht schlecht.

      Eine Schwierigkeit: das Wort Haar ist singular und ich hätte “chevelure”
      wählen sollen, nur das Wort ist von Baudelaire sehr oft gebraucht worden,
      wie Sie wissen, Ausdrücke wie “Un monde entier dans ta chevelure”… usw. ,
      so dass ich diese Imitation des Symbolismus vermeiden musste. Das Wort war
      einfach zu schön, zu belastet. Les cheveux ist viel konkreter und banaler
      und deswegen hier am Platze, wo das Alltägliche der Bewegung hervorgehoben
      werden soll. Les cheveux geht ebenfalls gut mit les yeux.
      Wenn ich eine Wahl treffen sollte würde ich

      les cheveux rejetés d’une caresse lassen… so wie es spontan gekommen ist und obwohl es die Zeile umkehrt. “Caresse” am Ende klingt wirklich zu schön, man kann es nicht vermeiden, es wäre schade.

      Nebengedanke: Cocteau sagte von Marlene Dietrich: son nom commence comme une
      caresse et finit comme un coup de fouet
      (Peitschenhieb). Lassen wir das Gedicht -im Gegensatz zu Marlene – mit dem Streichen enden.

  2. eine sehr nachklingende Lösung bestünde in dem einfachen Satz

    und das Haar

    statt “zurückgestrichen das Haar”, weil das “zurückgestrichen” so bombastisch wirkt. mein Lösungsvorschlag arbeitet mit dem Nachhall, zumal Haar durch das ganze Gedicht weht.

    überlegt m.

    1. @mandragul (und für Prunier). Ihre Lösung ist sehr schön, sie hat aber das grammatische Problem, daß wegen des Bezugs auf die dann vorletzte Zeile das Haar niedergeschlagen würde. Vielleicht “zurückgenommen” wählen, da dann mehreres, auch noch einmal die Skepsis dieser Frau, mit anklingt.

    2. nun gerade damit arbeitet ja mein Vorschlag, zumal eine sehr schöne Doppeldeutigkeit mitten im Gedicht entsteht durch

      Lächeln Ist nie ganz
      ohne Schmerz Dein Haar und
      die Augen, das Lächeln

      was man auch wie

      “ist nie ganz ohne Schmerz Dein Haar”

      lesen könnte und wie ich es auch gelesen habe. Damit ist natürlich die seltsame Verbindung von Haar und Schlagen nicht richtiger, aber das kann man – denke ich – in diesem Gedicht schon wagen. “Das Haar niederschlagen” zusammen mit Schmerz und Stolz – pourquoi pas?

      lächelt m.

    3. Hier hilft vielleicht der von Prunier Baudelaires wegen verworfene Ausdruck weiter. “ta chevelure” — nämlich ‘einfach nur’ Dein Haar. Oben wird dann ein “Das Haar” daraus.

      Also:

      Hab dein
      Lächeln wieder gesehen das
      Haar Dein immerwährendes
      Lächeln Ist nie ganz
      ohne Schmerz Das Haar und
      die Augen, das Lächeln:
      „ich mag, wie stolz sie“,
      sagt eine Freundin,
      “die Lider niederschlägt“.

      Dein Haar.

    4. Würde ich nochmals überdenken. Der Punkt, der nun nach “die Lider niederschlägt” dazugekommen ist, setzt natürliche eine Zäsur im Lesen. Er hält den Fluss an, bzw. das Wehen, und bewirkt eine unschöne Bremsung.
      Und: die persönliche Hinwendung des lyrischen Ichs an das Du im Gedicht an einer Stelle, die zuvor im Ungefähren blieb, stellt das Gedicht auf den Kopf, bildlich gesprochen, weil es wieder “nach oben greift”, statt auszufließen, oder in einem Bild von wehendem, hängendem Haar zu enden (und gleichzeitig – natürlich – zu öffnen).

    5. ho visto di nuovo
      il tuo sorriso i tuoi
      capelli come sorridi
      di continuo mai del tutto
      senza dolore i capelli e
      gli occhi il sorriso poi:
      “mi piace l’orgoglio”,
      dice un’amica,
      “con cui abbassa le palpebre”.

      i tuoi capelli raccolti nella mano

      Ich hab’s auf italienisch probieren wollen. Was insofern interessant ist, als ich zu noch anderen Lösungen komme. Zunächst „wiedersehen“, das ist „rivedere“ e „vedere di nuovo“, erneut gefiel mir besser, weil da etwas Neues ist, und kein wiederholen. Lächeln kann ich als Substantiv übersetzen oder als Verb, ich entschied drum „wie du immerwährend lächelst“. Ein „poi“ wurde hinzugefügt, dem Blick folgend: von den Haaren über die Augen zum Lächeln (des Mundes). „Abbassare gli occhi“ ist wie „die Augen niederschlagen“ – dagegen ist nichts einzuwenden, eine Art, seine Befangenheit auszudrücken, wenn nicht gar die Scham. Der letzte Vers bringt die Hand mit ins Spiel, die das Haar in sich „sammelt“, sozusagen auf dem Kopf mit den Haaren darin fotografiert wird. Also kein Partizip, sondern etwas, was geschieht.

    6. S o: Dem nahsten Orient

      hab dein
      Lächeln wieder gesehen das
      Haar Dein immerwährendes
      Lächeln Ist nie ganz
      ohne Schmerz Das Haar und
      die Augen, das Lächeln:
      „ich mag, wie stolz sie“,
      sagt eine Freundin,
      “die Lider niederschlägt“

      zurückgenommen das Haar

      ______________________
      [Ich schriebe gerne “noch zurückgenommen das Haar”, aber dies, obwohl der Rhythmus es ebenso möchte wie ich, wäre eine Interpretation, die sich in Hoffnungen kleidet. Poetisch unlauter also.]

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