Determinismus der Geschlechter. Gender (ff).

>>>> Aber das Argument, dass Gehirnunterschiede Unterschiede im Verhalten oder in den mentalen Fähigkeiten produzieren grenzt an den biologischen Determinismus. Einen Unterschied einer „biologischen“ Ursache zuzuschreiben impliziert, dass er unveränderbar und permanent ist, was aber nicht der Fall ist. Biologische Faktoren und persönliche Erfahrungen führen in ihrer Kombination zu einem bestimmten Verhalten.

Ilka Sommer, Biologische Erklärungsansätze.

So aufschlußreich dieses Hypothesen und empirische Ergebnisse summierende Referat auch ist, gegen Ende schiebt sich auch hier ein unklares Denken hinein, das >>>> enthymemisch moralpräformiert ist. Denn tatsächlich sind „persönliche Erfahrungen“ ebenfalls Faktoren von Determination des je Einzelnen, der zu seinen Erfahrungen ja durchaus nicht aufgrund einer sog. freien Wahl gekommen ist. Daß soziale Determination eine biologische modifiziert, ist unbestritten; zusammen e r g e b e n sie aber überhaupt erst das Netz der Determinierung – zusammen allerdings mit, wie ich es nenne, fiktiven Determinanten, nämlich kulturell wirkenden wie etwa der Vorstellung (= dem Glauben daran), man verfüge über einen ‚freien Willen’. Die Kehrseite davon ist die Ergebung in ‚Gottes Ratschluß“.
Unnötig, hoff ich, darauf hinweisen zu müssen, daß diese Bemerkung >>>> hiermit eng verschränkt ist. Allein die unterdessen erwiesene Tatsache, daß Frauen sich ihre männlichen Geschlechtspartner je nach dem gerade zu befriedigenden Bedürfnis aussuchen (für Affären und oft auch als genetische Väter Männer mit hohem Testosteronspiegel, für eine Beziehung und soziale Väter aber eher solche mit einem niederen*), zeigt auf wechselweise Determination. Zeigt auch die Ausgeliefertheit von Männern mit hohem Testosteronspiegel an die Triebe, und zwar je nachdem, wie hoch ihr „sozio-ökonomischer Status (SES)“ ist. Hierbei ist zusätzlich zu berücksichtigen, daß es Männer von erblich präformierten sehr unterschiedlichen Hormongraden gibt.

[*) Wozu auffällt, daß Männern, die geheiratet haben, der Testosteronspiegel signifikant sinkt, ebenso wie bei Männern, die Väter wurden. Selbstverständlich handelt es sich dabei um statistische Mittelergebnisse; es gibt auch Männer, deren Testosteronspiegel – sogar bis ins Alter – vergleichsweise hoch b l e i b t; das sind dann diejenigen, die gesellschaftsmoralisch die Arschkarte ziehen. Eine Moral, die derartiges nicht mit ins Auge faßt, kann mitnichten als moralisch angesehen werden, sondern besteht rundum auf zum Teil bewußt inszenierten (und internalisierten) Vorurteilen, die das Gesellschaftsinteresse, nicht aber ‚wirklich wirkende’ Dynamiken im Auge haben.]

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