Es ist ein Haus im Süden.

Und holdselige Mädchen mit großen, herrlichen Augen
Gleich verborgenen Perlen.
Koran, Sure 56, 22/23.

Es ist ein Haus im Süden
das steht weit offen dar
in Fenstern die Gardinen
wehn wie ein blondes Haar

sie wehen übers Meer
da steht es an der Küste
vertraut und innig licht
als ob ich von ihm wüßte

und dächte es mir nicht
als wäre es nicht schwer
ganz nahe den Salinen
den Kopf, den langsam müden,

worin die Kämpfe waren,
und Leidenschaft, bedeckt
im Südlicht aufzubahren
und sinnend zuzuschaun

dem Gehn der leisen Fraun
die tragen ihren Gästen
den Tee auf, um zu testen
ob uns der Tod schon schmeckt.

ersetzt für:

worin die Kämpfe waren
und Leidenschaft, und Not
im Südlicht aufzubahren
und sinnend zuzuschaun

dem Gehn der leisen Fraun
die tragen ihren Gästen
den Tee auf, um zu testen
ob uns der sein Tod schon schmeckt.

26 thoughts on “Es ist ein Haus im Süden.

  1. “ob er schon schmeckt, – -” Das Reimwort liegt mit seinem Artikel so sehr auf der Hand, daß ich mich eben entschlossen habe, die beiden Wörtchen, darin das WORT, aus dem Gedicht hinwegzunehmen. Ich habe das Gefühl, jeder komme unmittelbar selbst darauf, der nur ein wenig semantisches Sprachgefühl hat. Den “Schlüssel” hinzuschreiben, wäre deshalb, denke ich, eine Redundanz, deren Vermeidung gerade hier sehr reizvoll ist, und zwar weil das den Neoklassizismus des Gedichtes völlig aufhebt – und damit n i c h t eine rhythmische Harmonie herstellt, die dem Inhalt des Gedichtes grundsätzlich unangemessen wäre. Außerdem bekommt es so einen Rätselcharacter, der dem Gemeinten ebenfalls mehr entspricht, als nennte man es und bekäme dadurch das Gefühl eines Vertrauten.

    [Poetik/Poetologie.]

  2. Ich schließe mich sturznest an, um den Tod am Ende ist es schade.
    In meinem RSS-Feed las ich gerade noch die erste Version. Die gefiel mir besser, die gefiel mir sogar ganz außerordentlich. Die Neue ist mir ein wenig zu über-raffiniert und dadurch dann zu bemüht. Aber natürlich immer noch äußerst gelungen.
    Herzlichen Dank also für das Gedicht, so oder so.

    b.t.w: ist es Absicht, daß beim Kommentieren der Schriftgrad so entsetzlich klein ist. Ich gucke nicht gerade wie ein Adler, deswegen habe ich große Schwierigkeiten damit.

    1. @sumuze. Ich denke, es mußte n o c h härter gefaßt werden, einfach mit einem Punkt am Ende und k e i n e m Hinweis auf irgend einen Schlüssel. Dann bricht das Gedicht nämlich hinten, wie das Leben, sowohl im dreifüßigen Rhythmus (v – v – v – v, bzw. v – v – v -) weg, als auch im semantischen Hof einer romantizistischen Verklärung. >>>> walhalladadas ‘Tee” gibt überdies etwas Körperloses hinzu etwas geradezu Ätherisches, gegen das das schroffe Ende dann die nötige Härte bekommt.

      Wegen der Schriftgröße: Die können Sie selber in Ihrem Browser unter “Einstellungen” bestimmen. Ich selber brauche kleine Schriften, um arbeiten zu können, auch, wenn meine eigenen Augen sich darüber ärgern. Nur stellt sich mir ein Gefühl für einen vollständigen Text nur dann ein, wenn ich möglichst viel in einem einzigen Blickfeld habe. (Ich kann z.B. keine großgedruckten Bücher lese, weil ich in ihnen wegen der Type immer zwischen den Durchschuß falle.)

    2. ja, ich glaube jetzt auch, daß sie Recht haben. Und die Änderung des Getränks bekommt dem Gedicht (Tee ist für den späten, Kaffee für den frühen Tag) sehr gut. Schön.

      So viel wie möglich eines Textes zu sehen ist auch mein Wunsch, den ich angesichts eines Laptops leider häufig mit Füßen treten muß. Aber die Schriftgröße war so klein, daß ich nichts lesen konnte.

      Danke für den Hinweis mit der Browsereinstellung. Vielleicht werden nun meine Kommentare etwas großzügiger..

  3. Lethe… Ich bin offenbar ein semantischer Vollidiot – auf d a s Schlüsselreimwort komme ich einfach nicht!
    Umso besser, denn offensichtlich bedarf das Gedicht keines ‘Schlüssels’…
    Anzumerken wäre, dass ‘Kaffee’ sich aus alliterativen Gründen auch durch ‘Tee’ ersetzen ließe (, bloß um zu testen), wenn auch dieser nicht das Leibgetränk des hochgeschätzen Schöpfers zu sein scheint.

    1. @walhalladada. Ich danke Ihnen sehr für den Tee. Er löst gleich z w e i Probleme: – ursprünglich hatte ich statt “ihren Gästen den Kaffee bringen” “den Kaffee auftragen” formulieren wollen, aber das ging rhythmisch nicht, obwohl es sehr viel sinnlicher gewesen wäre. Zum anderen meinte ich caffè, also Espresso – ging ebenfalls rhythmisch nicht. Mit Tee funktioniert es nun vollkommen.

  4. Die Anfangsversion noch mal. Da ich dauernd ändere, stelle ich das Gedicht noch einmal so ein, wie es heute früh eingestellt wurde – sonst ist die Diskussion nicht nachvollziehbar.

    Es ist ein Haus im Süden
    das steht weit offen dar
    In Fenstern die Gardinen
    wehn wie ein blondes Haar

    sie wehen übers Meer
    da steht es an der Küste
    vertraut und innig licht
    als ob ich von ihm wüßte

    und dächte es mir nicht
    als wäre es nicht schwer
    ganz nahe den Salinen
    den Kopf, den langsam müden,

    wo meine Kämpfe waren
    und Leidenschaft, und Not
    im Südlicht aufzubahren
    und sinnend nur zu schaun

    es gehn dort leise Fraun
    und bringen ihren Gästen
    den Kaffee, um zu testen
    ob er schon schmeckt.

    1. Wenn ich das jetzt so lese, dann scheint mir ‘der Tod’ im letzten Vers durch seine explizite Nennung zu gebannt. Warum also nicht das Personalpronomen einfach beibehalten…?
      (Ihr französischer Übersetzer hat es einfach; er kann ‘Tee’ mit ‘lethé’ übersetzen 🙂

    2. Ich habe heute nach der Version mit den beiden “–” am Ende und den Fragen nach dem letzten Reim mal das Reimschema notiert:
      ABCBDEFEFDCAGHGIIJJ-
      und festgestellt, daß nur Not (H) keine Reimentsprechung hat. Insofern eckt die Version mit “schmeckt” doch arg an.
      Also ich ließe es leer:
      For the Snark was a Boojum, you see.
      Carroll, The Hunting of the Snark

    3. Hm, lieber Parallalie. “schmeckt” haben aber nun b e i d e Versionen. Und “schmeckt” muß auch bleiben. Nur das mit dem Tod ist für mich ein Problem (und ein paar Füllwörter in der ersten Version waren eines, die keinen anderen Sinn hatten, als den Rhythmus zu erfüllen; aber das ist jetzt beigelegt).

  5. für mein Empfinden sind die letzten Änderungen ein Rückschritt, und mir gefällt eigentlich die Allererste (mit ‘der Tod’) am besten. Dieses kurzsichtige Hin- und Her bekommt dem Gedicht nicht.

  6. Mit der letzten Version fühle ich mich nicht sehr wohl (wem das zu subjektiv ist: nur davon rede ich). ‘Tee’ und ‘sein Tod’ (wessen Tod denn nun?) machen die ganze Sache für mich ‘schwer’, so als wäre es kein Südlicht, sondern Nordlicht, das hier scheint, und die Salinen stünden statt in Südfrankreich in Bad Rothenfelde.

    Die erste Version (für mich sogar die mit: ob er schon schmeckt, der Tod) klang mir stimmiger. Auch wenn das Betonen von ‘Kaffee’ auf der ersten Silbe anfangs irritiert.

    Vielleicht stellen Sie doch bitte noch einmal ihre Urfassung ein.
    Schon mal meinen Dank im Voraus, falls sie’s tun.

    1. @sumuze. Mir geht es, nachdem ich länger als einen Tag nicht mehr daran gerührt habe, anders als Ihnen.

      sein Tod” ist nämlich der des Tees, also der, den der Tee b r i n g t. Was bedeutet, daß die leisen Frauen ihren Gästen Schierlingsbecher reichen. Diese leise Spielart gefällt mir heute noch besser als vorgestern. Zumal “sein Tod” das Pathos sehr sanft zurücknimmt.

      Übrigens betonte ich “Kaffee” niemals auf der ersten Silbe; wozu wären die beiden “ee” sonst da? Dementsprechend wird auch nach den Silben Kaf und fee getrennt. Aber vielleicht hat sich das nach der Neuen Deutschen “Recht”schreibung ja a u c h geändert. “Kaffee” ließ sich in der ersten Version ohnedies nicht auf der ersten Silbe betonen, weil das Versmaß es genau anders, nämlich Betonung auf der zweiten, verlangt.

    2. Mit der Betonung haben sie Recht. Ich spreche leider Kaffee immer wie coffee aus.

      Hm, sein Tod – Tee – Schirlingsbecher – haben sie nicht das Gefühl, ihr schönes Gedicht kann bald vor Kraft nicht mehr laufen?

    3. @sumuze. Nein, habe ich nicht. Es handelt sich ja um eine Interpretation, die expressis verbis nicht im Gedicht selber, sondern zwischen den Zeilen steht.
      Das Problem ist für mich deshalb hier, weil “der Tod” zu schreiben den Kitsch zu stark macht, vor allem aber, weil, in der ersten Version, “ob er uns schmeckt” eine Betonung nahelegt, die gegen den Rhythmus läuft, nämlich auf dem “ob”: – v v – statt v – v -. Deshalb fällt dann das gedachte “der Tod” (v -) beim Lesen weg, und was ich eingangs >>>> hier erreichen wollte, kann sich nicht umsetzen. Das wurde mir erst später klar, nachdem ich mir die Zeile immer wieder am Anschluß der anderen Verse laut vorgelesen hatte.
      Ein Ausweg wäre, die Frauen ein Getränk servieren zu lassen, daß nicht grammatisch männlich ist; dann stünde das “er” in “ob er schon schmeckt” herausgehoben genug, nämlich allein da, um es betonen zu m ü s s e n. Nur habe ich, außer Milch, kein Getränk gefunden, das im Deutschen weiblich wäre – ein interessantes Faktum, fand ich; Milch ist allerdings zu belastet, um hier funktionieren zu können.

    4. oder der Zimmermann hier: All along the watchtower, princes kept the view
      While all the women came and went, barefoot servants, too.

      und zur 2t-letzten Zeile auch noch eine Idee: statt ‘die Gläschen’ – ‘in Gläsern’?

    5. “in Gläsern” @sumuze. Und alle. Das h a t was; aber wirkt dann schließlich, an die bewußt schlichte Rhythmusform gehalten, doch arg manieriert: “Sie tragen” (ohne Objekt) “in Gläsern auf”… Ich bin mal wieder mit dem Diminutiv sehr einverstanden.
      Dennoch hatte ich >>>> heute früh (5.11 Uhr) eine Idee, die den Knoten lösen könnte.

    6. ja, diese neue Version (die letzte?? 😉 ist sehr schön! Ich empfinde sie als angenehm einfacher und klarer nun.

      Nebenbei: Beim Kommentieren bzw. Antworten auf einen Kommentar ist der oberste Beitragstext nicht zu lesen. Ist das Absicht? Ich würde ihn lieber lesen können, statt mir immer noch einen weiteren Tab aufmachen zu müssen.

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