Familiengesamt- und Arbeitsjournal. Dienstag, der 20. Mai 2008.

5.36 Uhr:
[Am Terrarium.]
Nun sind wir wieder vollzählig; bis nachts um halb eins erzählen lassen, zugehört; Privates, das hier nicht hineinmuß, aber auch über Amsterdam-selbst. UF hatte abends am Telefon noch gesagt, da möge er auch gern mal wieder hin; ich: „in eine Stadt ohne Hochhäuser? was soll ich da?“; er: „da gibt es Hochhäuser“; ich: „und immer diese putzigen Giebel“; also außer dem Concertgebouv interessiert mich da wirklich nichts so, daß ich hinfahren wollte; denn d a hinzufahren, hieße ja, woanders nicht hinzufahren; im Zweifel entscheide ich mich dann doch für den Süden; oder für richtige Städte, so, wie Bombay/Mumbai eine ist; Kairo steht außerdem noch aus, aber auch nach NYC reiste ich gerne mal wieder.

Bin heute früh noch hier, um mitzubekommen, wie sich mein Junge über die Rückkunft der Mama freuen wird; dann werd ich mit ihm – er zur Schule, ich zur Arbeitswohnung – das Haus verlassen und die Arbeit wieder aufnehmen. Ungeöffnete Post liegt außerdem, immer noch da, das Einschreiben ist noch nicht abgeholt; es heißt einfach: die Hörner ausfahren, Stier, und dann draufpreschen. Immer in der Hoffnung, daß da zwar eine ganze Reihe Toreros mit ihren Blutfähnchen winken, das aber nicht geschickt genug tun… reine Hoffnung, klar, irgendwann läßt allein die Masse keinen Flucht-, geschweige einen Weg erfolgreicher oder auch nur hinauszögernder Attacken. In der >>>> WERKSTATT aber will ich lektorieren und die Zweite Bamberger wieder aufnehmen; meine Scharmützel sind Ablenkungsmanöver vom Eigentlichen.
Bis meine Frau da war, wieder im >>>> Ortega gelesen; sein Optimismus gefällt mir, auch wenn er den bittren Tropfen der Umstände noch nicht geschmeckt hat: „La rebelión de las masas“ wurde 1930 geschrieben und hat die Hitlerei noch nicht im Auge. Doch sowas ist ein Gewinn:Weil die Lebensdauer des Menschen beschränkt ist, muß er die Entfernung im Raum und das Säumen der Zeit besiegen.Er wendet sich hier gegen die, denen die zunehmende Geschwindigkeit, etwa durchs Autofahren, ein Dorn im Auge und das Auge im Niedergang begriffen war.Für einen Gott, dessen Dasein unsterblich ist, hätte das Automobil keinen Sinn.Da hab ich denn doch sehr lachen müssen, ebenso wie hierüber:Für einen Fabrikanten von Bernsteinmundstücken geht es abwärts mit der Welt, weil man nur noch selten aus Bernsteinmundstücken raucht.

8.07 Uhr:
[Arbeitswohnung. Wolf-Ferrari, Cellokonzert.]
Jedesmal, wenn ich für eine Unterbrechung nicht hiergewesen bin, freue ich mich über den Klang dieser ProAc’s; und der Wolf-Ferrari, dieses sein Konzert, das >>>> beim ersten Anhören seit langem einen eher marginalen Eindruck auf mich gemacht hat, entfaltet „plötzlich“, und zwar auch melodische, Schönheiten, und nicht nur, weil ich dieses Arbeitszimmer wie einen Resonanzraum selbst als Konzerthaus hörend nutzen kann. Dazu schmeckt der latte macchiato, ich stimme mich auf die Arbeit ein, mit dem Celloüben beginne ich heute etwas später; ein Gedicht >>>> zu dem will nicht aus dem Kopf, das skizzier ich vielleicht als erstes. Dann das Lektorat fürs Virtuelle Seminar, dann die leidige Post (Rechnungen: „meiner Natur“ nach, möch ich fast schreiben, unbezahlbar), danach dann wieder die Zweite Elegie; über die erste – und weil ich die Freunde um Rat gefragt hatte -, schrieb mir ein hier diesmal Ungenannter: „…“ (kann ich grad nicht zitieren, weil gmail down zu sein scheint). Jedenfalls: man könne sich nicht entscheiden, weil jede Fassung ihre Vorzüge habe, und eigentlich seien es immer völlig andere Texte… nur daß das mit dem „völlig“ ganz sicher n i c h t stimmt.
Wieso ist gmail down? Sowasaberauch!

Ah!…: Coda. Na ja, das ist dann s c h o n marginal. Statt zu dem Schmelz zu stehen

16.59 Uhr:
Mannmannmann, den ganzen Tag prokle ich >>>> an diesem Gedicht herum, komme nicht mal ans Cello, weil auch lauter administratives Zeug aufzuarbeiten ist, will mich endlich dransetzen ans Instrument, s i t z e dran, muß die A-Saite stimmen, stimme sie…. und P L E N G! macht’s. Grrrrrrrrrrrrrrrrrrr.

1 thought on “Familiengesamt- und Arbeitsjournal. Dienstag, der 20. Mai 2008.

  1. Lieber Hugo L., ich habe Ihren Kommentar von 3.28 Uhr gelöscht, weil er – auch mit Formulierungen, die unterhalb der Gürtellinie treffen – Schmähpassagen enthält. An sich habe ich nichts gegen so etwas, aber erwarte, daß, wenn sie schon hier eingestellt werden, das von Leuten getan wird, die ihre Stirn zeigen – also unter Klarnamen und nicht pseudonym. Sie haben zudem keinen Grund genannt, ich kann auch keinen von mir aus erkennen, jedenfalls nicht auf diesen Sites, die ich sowieso ungern zum Austragungsort anderweitig stattfindender oder stattgefundener Zwiste machen lassen will. Da die genannten Schmähpassagen nicht auf mich, sondern auf einen anderen Schriftsteller gemünzt sind, konnte ich den Text, den ich dennoch kopiert, aber nur in meinen Dschungeldateien gespeichert habe, leider auch nicht im >>>> ANTI-HERBST unterbringen. Hinwiederum stimme ich Ihnen in anderen Belangen, von denen Sie schreiben, durchaus zu, so daß ich Sie bitten möchte, Ihren Beitrag um seine Ausfälligkeiten zu erleichtern und dann einfach noch einmal einzustellen.
    Ihr
    ANH.

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