flussleuchten

am abend auf der straße eine begegnung mit einem jungen mann, der mich unvermittelt ansprach: haben sie mich gerufen?- nein, habe ich nicht.- nein? mir war so, als hätten sie mich gerufen. – nein, h a b e ich nicht.- entschuldigen sie bitte, das sollte keine dumme anmache sein, ich dachte wirklich, sie hätten mich gerufen.-ist schon okay.- nein, wirklich, es tut mir leid. ich finde sie aber dennoch sehr hübsch. kann ich vielleicht ihre telefonnummer haben?-nein, ich gebe meine nummer nicht mehr auf der straße hinaus.-kann ich ihnen denn wenigstens meine nummer geben?-ja, das können sie tun.
seither spukt dieser mann in meinen gedanken herum. ich kann mich nicht lösen von dem gefühl, daß vielleicht doch i r g e n d e t w a s in mir ihn angerufen hat. ich glaube ja an so was.
als er mir seine nummer aufschrieb, auf dem boden sitzend, da schrieb er sie mir drei mal ab, weil sie ihm nie sauber genug geschrieben war. er war nervös und erklärte mir das…
als ich am fluss saß heute nacht, habe ich ihm eine nachricht geschrieben, nun hat er also auch meine nummer und es liegt nicht mehr nur bei mir mich zu melden.

als ich dort am fluss saß, die beine baumeld, dem wasser lauschend, erschienen ein paar türkische jungs, die mich ansprachen: hallo. geht es ihnen gut? sie wollen sich doch nicht etwas antun?- nein, nein, ich sitze hier bloß und schaue aufs wasser…-
ganz alleine?-ja .- und was soll das? sie sind wohl ein hippie?- nein, ein hippie bin ich nicht. ich bin am meer aufgewachsen und ab und zu muß ich ans wasser, und sei es “nur” ein fluss… mir tut das gut.-
sie setzten sich dann zu mir und fragten mich aus. sie waren freundlich und neugierig und ich empfand es als äußerst entspannend, mich mit ihnen zu unterhalten.

als ich meine flasche wein ausgetrunken hatte und die jungs gegangen waren, schrieb ich eine flaschenpost:

ich wünschte ich könnte dir verstehen machen,
was s mir bedeutet, daß du diesen fund in deinen händen hälst: es bedeutet mir ALLES. Es bedeutet, daß das, was ich herausgebe, i r g e n d wo ankommt. IMMER.

4 thoughts on “flussleuchten

  1. “Das Gedicht kann […] eine Flaschenpost sein [..] Sie kann irgendwo an Land gespült werden, an Herzland vielleicht […] Es sind die Bemühungen dessen, der, überflogen von Sternen, die Menschenwerk sind, zeitlos auch in diesem bisher ungeahnten Sinne und damit auf das unheimlichste im Freien, mit seinem Dasein zur Sprache geht, wirklichkeitswund und Wirklichkeit suchend.” (Paul Celan)
    dran gedacht und endlich dann hier zitiert gefunden: http://www.uni-stuttgart.de/ndl1/celan1.htm
    als kon- und resonanz zum ganzen. und gruß auch von Bruno Lampe.

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