Pankower Kreuzung. (Mariae Heimsuchung).

1

Jetzige Pankower Stunde, letzte
abendliche Sitzung beim Wein
an der Kreuzung, Maria, im
falben Sommer licht sein,
da falbe Busse heimwärts fahren,
gelbe, gefolgt von gelben Trams:
Wie plumpe Insekten die Autos
und daß mich Frauen erwarten,
den Wunden, dessen Melancholie
grauschwarze Krähen nach jedem Ampelgrün
auf die geleerte Fahrbahn hüpfen läßt
vor jedem nächsten Rot –

2

Wie oft noch die rosenlippigen Wolken
Schamrosenlippig Mit einem Mal
gestern abend
erschreckend leise das Niemehr
über Beine, von Frauen, gesprochen,
den schmalen Wie oft noch Wie
plötzlich das Nu,
wie allerletzt von Begehren
Oh hohler Geist ohne Körper
Oh Leib, den Wunden nicht ehren
Oh Irrtum:

Diese Straße in einem Gedicht

3

Wein trinken statt in Italien beim
Italiener an der Kreuzung Schlechte
Malerei doch groß
an der rosanen Wand gegenüber
und daß „rosan“ kein Wort ist, indes
ein erlaubtes Genaues dem Raucher,
dem Furcht vor Karzinomen
eher, Maria, den Tod ruft als sie

Drüben das schräge
eklektizistische Dach
ist reine, zu Leere gesäubert,
Seele

3 thoughts on “Pankower Kreuzung. (Mariae Heimsuchung).

  1. Heimgesucht Aus i h r e r Perspektive war die Heimsuchung stets die Bestätigung dessen, was ER vermag: ihren Leib besitzen und besetzen – ungefragt. Die Bilder zeigen bisweilen das Erschrecken der beiden Frauen, das die Worte (der katholischen Männerbande) zudecken wollten. In Pankow blinken die Lichter. Fahl. Keine Befruchtung. (Was für ein Glück?!) Kennen Sie auch die hier: Die andere Maria
    http://gleisbauarbeiten.blogspot.de/2010/12/die-andere-maria-1.html
    D e r begegnete die Heimsuchung vor der Verkündigung.

    1. @MelusineB: Großartig ist diese Bildanalyse, die Sie dort vorgelegt haben, und großartig Ihr (un)moralischer Schluß: “… und entreißt sie auf diese Weise dem sentimentalen und verlogenen Mitleid, das fortan Frauengestalten wie sie in Literatur und Film auf sich ziehen werden”.

      “Mariae Heimsuchung” bei mir bezieht sich allerdings schlichtweg auf den Ausgangsort der drei Gedichte, der nicht eigentlich “der Italiener” war, auf dessen Straßenterrasse ich die Verse skizzierte, sondern eben >>>> das Krankenhaus, eine sehr helle, sehr jugendliche fast und überaus freundliche Einrichtung der Caritas; katholisch also, dennoch weltlich. Tatsächlich lautet der Name “MariaHeimsuchung”; ich habe ihn, um den Anspielungsreichtum zu vergrößern, ins grammatisch richtige Latein versetzt. Bin ich nun – ist es mein lyrisches Ich – der, der sie heimsucht? Sie könnte auch ein Heim in mir suchen, in meinem lyrischen Ich, das sie ja direkt anspricht – und nicht ohne einen freilich hier nur melancholischen Impuls der Verführung: schamrosenlippig.

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