signale

„Irgendwie sind wir alle in den mehr oder weniger deprimierenden Zusammenhängen unserer postbürgerlichen Existenzen verstrickt. Und die Signale die wir uns manchmal senden sind zusammengestückt aus Verlangen und vager Hoffnung und Anflügen euphorischer Erinnerung an Freiheiten, die ihre Strahlkraft verloren haben. Freier Handel und liberale Moralität – das ist alles was übrig geblieben ist von den Kämpfen der Sozialisten, Kommunisten, Anarchisten, die sich weigerten anzuerkennen, dass alles um die Welt zu verbessern bereits getan ist. Es sind keine großen Gründe mehr da zu kämpfen. Die Wildheit, die Dämonie, die Barbarei, all das was ernsthaft Spaß macht, ist umzingelt, niedergemacht und zu einem kulturellen Produkt gemacht worden, das sich eine kastrierte Klasse schlapper Vegetarier und domestizierter Psychofaschisten reinzieht. Aber nicht einmal das können sie verdauen, wenn auf dem Preisschild keine Summe steht, die entschieden zu hoch für sie ist. Wir sind uns zu nahe gekommen. Wir treiben Inzucht mit uns selbst. Das ist die lächerliche Essenz dieser Zeit und ihre Krise. Aber ich will nackt mit den Mänaden tanzen und alles zerfetzen was uns in den Weg kommt. Ich will gekreuzigt werden, rostige Nägel durch meine Handflächen getrieben, gesteinigt und vergewaltigt sein, ich will an Feuern sitzen in Höhlen und Menschenfleisch essen mit Neandertalern, Kelten und Vandalen. Aber der Mythos der Geschichte ist heruntergekommen zu einer simplen Summe unterm Strich…“ Er nahm einen Schluck aus seiner silbernen Taschenflasche. „Nightflights in leeren Maschinen. Chiffren der Transzendenz.“

6 thoughts on “signale

  1. sorry findeiss aber früher sagte man dazu in kreuzberg :
    ” … der papagei im ventilator. “
    schön d’accord mit slotterdjik’s “lethargokratie” – elaborat.

    http://www.youtube.com/watch?v=wIp7t3v0jgE

    mit einem augenzwinkern dem situativen “what we used to be”
    is made since hundred years – our cars !

  2. Ich dachte schon Sie seine verschollen…. Ich weiß was Sie meinen, denn das will ich auch.
    Ich will hinuntersteigen zu den tiefsten Tiefen meiner Seele und aus der verbotenen Quelle trinken, ohne auch nur einen Moment über Moral nach zu denken und ich will mir selber nicht mehr verbieten etwas zu denken, weil es vielleicht nicht politisch korrekt ist, oder die von mir so geschätzten Errungenschaften der Emanzipation in Frage stellt, ja sogar umkehrt. Dies aber immer nur für einen Moment, was es wieder tranzendent macht, denn durch die Umkehr bekommt die Moral und die Emanzipation einen Teil ihre Berechtigung. Ich will dies mit echten Menschen, die genau den gleichen Anspruch daran haben wie ich. Ich will kein Inszeniertes „Wir sind ja so anders“ in einer familiär anmutenden „Community“ von Freaks, die sich den Kink auf ihre Fahnen schreiben, ihn sich um den Hals hängen und am liebsten noch auf die Stirn tätowierten.

    Ich will dem, was da auch noch ist, auf den Grund gehen und ich weiß da draußen sind Menschen die das auch wollen. Ja, Kommerz ist unsere Krise.

    Hannah sagt dazu, und das finde ich an dieser Stelle passend:
    „Was die Verhältnisse in einer Massengesellschaft für alle Beteiligten so schwer erträglich macht, liegt nicht eigentlich, jedenfalls nicht primär, in der Massenhaftigkeit selbst; es handelt sich vielmehr darum, dass in ihr die Welt die Kraft verloren hat, zu versammeln, das heißt, zu trennen und zu verbinden.“
    Wie der Tisch zwischen den Personen, der plötzlich fehlt, der sie zwar trennte, aber auch verband.
    Die Gemeinschaftliche Idee ist aufgegeben, der Tisch ist umgestoßen wir sind getrennt und suchen was uns vereint.

    1. moralisch – zutiefst – ist es doch jemandem anders etwas zu zeigen – nicht ?
      und da haben wir plötzlich ein amoralisches etwas.

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