Tagebuch? Paul Reichenbach etwas leicht angeschlagen

Heute Nacht übers Tagebuch nachgedacht und mich gefragt, welchen Sinn es macht, es in die Öffentlichkeit des Netzes zu stellen. Ich könnte das ja auch für mich allein tun. Sind doch die meisten Überlegungen, die ich so anstelle, nicht abschließend und zu Ende gedacht. Allerdings liegt der Vorteil des TB auf der Hand, der darin besteht, dass ich zum Schreiben in gewisser Hinsicht gezwungen bin. Ohne die Dschungel wäre ich vermutlich zu träge, Gedanken, Ereignisse und persönliche Aktivitäten zu reflektieren. Anderseits bin ich unzufrieden mit vielen meiner Texte, die oft allzu dicht und zu verkopft meine innere Lage und meine Gedanken widerspiegeln, was meist einem Zeitmangel geschuldet ist. Nun gut, es gibt, wie in fast allen Lebenslagen, Höhen und Tiefen. Zur Zeit bin ich halt mal in einem Tief, das sicherlich auch mit meinem kaputten Auto zusammenhängt; kratzt doch so ein selbstverschuldeter Auffahrunfall am Selbstbewusstsein. Eine Unsicherheit, sie kostet mich nun endgültig 2200 Euro, zieht die andere nach sich…>>> Ob Amiel, der manische TB- Schreiber, meine Zweifel verstehen würde, versehe ich hier einmal mit Fragezeichen, aber anzunehmen ist es.
Denn schreibt er doch: „Das Tagebuch ist ein Kopfkissen der Faulheit; es erspart mir die umfassende Behandlung der Themen, es findet sich mit allen Wiederholungen ab, es begleitet alle Launen und Windungen des inneren Lebens, und es setzt sich kein Ziel. Was für eine gewaltige Verschwendung von Zeit, Denken und Kraft! Es wird niemandem nützlich sein, und sogar mir wird es eher geholfen haben, meinem Leben zu entrinnen, als es zu leben.“

Na, ja – morgen ist ein neuer Tag….

Bildquelle: E. Hopper >>>> H I E R

47 thoughts on “Tagebuch? Paul Reichenbach etwas leicht angeschlagen

  1. verschwende deine tugend sehen sie, es war ein bmw und bis auf ein bisschen blech ist niemand zu schaden gekommen. das muss nirgendworan kratzen. schade ums geld. aber alles andere ist alles andere und iss ja noch mal jut goahn. und amiel hat recht. man muss ja nicht annehmen, dass alles gut sei, was man tut, nur weil es dafür auch ein genre gibt. nein, ich glaube, vieles, was ich hier schreibe, ist bullshit, literarisch betrachtet, egal, man muss das nicht lesen, ich habe mich auch noch nie für telenovelas begeistern können, selbst von lindenstraße war ich unaffiziert, bis heute interessiert mich fernsehen nicht, wen das alles hier nicht interessiert, der hält sich sowieso fern. also, das muss sie auch schon mal nicht weiter beschäftigen. die unzufriedenheit an den texten, jo, nun, über die kann man reden, also über die texte, denn sie spiegeln nicht ihre innere lage und ihre gedanken wieder, sondern einen willen zur tagebuchüberwindungskunst, der mir eher mal nicht behagt. sie nobilitieren. das macht natürlich irgendwie jeder, aber es ist die frage, für mich, womit. anna oppermann hat es mit tausenden von kleinen beschrifteten zetteln getan, ein bekannterer: mach kleine überschaubare verkäufliche objekte, bevor ein erzerzmeese eine ödipal verunglückte deutschstunde aus dem prinzip machte. timm ulrichs machte mal eine ausstellung mit seinen schülern: der eine macht dies, die andere macht das. tjo. so isses wohl.
    gestern klage in der hand gehabt, kein schöneres blau unter den büchern. irgendwie ist meine goetzphase aber abgeschlossen, dachte ich bislang. ich weiss nicht mehr, wann es war, während des studiums, wir reisten extra für goetzens festung nach hamburg, die ich im kabu, kakaobunker der uni münster, las, und darüber zu spät in sps seminar kam. das war die stunde nach meinem referat, und ich kam zu spät mit einem komolitonen: wir standen in der tür und sp sagte diesen satz: soso, und ich dachte schon, sie handeln nach dem prinzip, der mohr hat seine schuldigkeit getan, bekam eine knallrote birne und schlich an meinen platz. ich hätte ihm sagen sollen, goetz ist schuld. die frage wäre, was ich heute mit klage verpassen würde. ich glaube, ich muss das testen.

    1. komolitonen lesen hilde lange wurdest du um die türelosen
      räume der hochschule gejagt
      du fliehst und streust
      doch verwirrte namen
      hinter dich

    2. Klage, unbedingt lesen! Für mich der beste Goetz seit Kontrolliert, natürlich völlig anders, ganz anders auch als Abfall. Meine Goetz-Phase endet nie, ich muss gestehen, dass das der wahre Grund ist, mich ab und zu durch Die Dschungel zu wühlen: es ist nur Ersatz, weil Klage nicht mehr bloggt. Dschungel-Methadon gegen den Goetz-Entzug….

    3. Beziehen Sie es weniger auf sich, es ging mehr gegen den Herbst, der mich eben nur manchmal kickt mit dem Arbeitsjournal, oft dagegen langweilt mit den endlosen Opernexzessen und dem Hochkulturgerede. Der trägt das oft so weihevoll vor sich her wie eine Monstranz, da wünsche ich mir dann immer den Goetz zurück, der auch mal eine Schilleraufführung verbal zerschlug in Klage, Schiller einen mittelmäßigen Erfolgstypen hieß und mir damit aus der Seele sprach….

    4. @Wolf zu Goetz. Einen “mittelmäßigen Erfolgsmenschen”? Im Vergleich zu wem? Zu Ihnen, Herr Wolf?

      Goetzens Problem ist, und vielleicht weiß er es, daß er die Affen füttert, obwohl er selbst keiner ist. Er dient ihnen aber, etwa Ihnen. Haben Sie was vorzuzeigen gegenüber Herrn Schiller (dem ich Goethe übrigens sehr vorziehe, um von Kleist zu schweigen)? Es ist sehr schwierig, schrieb Nietzsche, einem Größeren auf den Kopf zu spucken. Goetz gibt seinen Lesern das Gefühl, sie könnten es. Das ist Goetzens Verrat. Macht ihn aber nicht zu einem der Schlechteren. Nur viele seiner Leser gehören zu denen. Zum Beispiel Sie. Nein, ich bin gewiß nicht Ihr Methadon, ich helfe Ihnen nicht, es ist rein vergeblich für Typen wie Sie, hier zu lesen. Der Jammer der Gegenwartsautoren ist, daß sie versuchen, ihre Leser so zu bekommen… oder daß ihnen nichts anderes übrig bleibt (daß sie das glauben, man sie hat das glauben machen). In jedem Fall ist Goetz besser als Tarantino. Was freilich nicht schwer ist. Dennoch, man muß ihn vor seinen Lesern schützen. Ich schütze mich vor den Lesern durch Hochkultur.
      Ihnen aus der Seele gesprochen. Armer Rainald. “Poor Robin”, poor Robinson Crusoe.

    5. Jetzt mal ganz langsam, Herr Herbst, ganz ruhig durchatmen. Ich wollte niemanden diskreditieren und niemandem ans Bein pissen. Ich bin nur ein kleiner Leser, kein großer Autor, habe aber dennoch eine Meinung zu dem, was ich lese, und da fiel mir die Methadon-Metapher eben mal so ein. So finde ich es eben: ich habe tatsächlich Klage mit mehr Freude und Gewinn gelesen als Die Dschungel, und habe nur versucht, diadorim gegenüber ganz knapp mit dem Schillerbeispiel dies zu begründen. Dass Sie mich hier als einen Affen beschimpfen, kränkt mich ehrlich. Immerhin lese ich Ihr Blog und nicht nichts, und habe sogar schon Bücher von Ihnen gekauft für echtes Geld. Die Goetz-Bücher habe ich dennoch lieber gelesen. Muss ich noch bessere Bücher selber schreiben, um dies sagen zu dürfen? Ich glaube nicht.

    6. wie gut du mich begriffen hast/mit deiner engelshand das präservativ der hochkultur mag sie/
      vor den lesern schützen nicht/
      aber vor der engel hände

    7. ich schlug klage auf und stolperte in accatone rein. punkt für goetz. und an einer stelle blieb ich hängen, die mich an die zeit erinnerte, als man las, ohne autoren zu treffen, noch je treffen zu wollen. diese zeit ist vorbei, seitdem ich selbst schreibe, was man beklagen kann, so oder so, was ich aber nicht wirklich beklage, nein, im gegenteil. allerdings macht es die texte weder besser noch schlechter, wenn man die autoren kennt. genaugenommen sind sie ihren autoren völlig fremd, oder sie ihnen. stimmt auch nicht ganz, wenn ich mich mit einigen autoren treffe, habe ich das dumme gefühl, hinterher gescheiter zu schreiben. also, meine texte macht es besser, glaube ich. menschen, die einem das denken erleichtern, ja, darum geht es, nein, es überhaupt ermöglichen, und so ein buch, anders als ein blog, plongt ja manchmal nur inwendig zurück, wenns bei mir plingt, und rückschlag-sportarten haben manchmal auch was ziemlich dämlich autistisches. und das blau ist ein kaufgrund.

    8. Nicht Sie sind angegriffen worden sondern schillers schaffen. herr herbst, arroganz ist kein feiner zug, das wissen sie, der doch durch seine anzüglichkeit zu bestechen versucht, am besten.
      herr herbst, jemand der die hand beißt, die ihn füttert, jemand, der seine leser nicht für vollnimmt und sie herabsetzt, nur weil sie ihrem hochkulturellem hype abgeneigt sind, den halte ich für einen dummdummen menschen.
      schriftstellerisch dürfen sie so viele kerben ins treibholz der literarischen geschichte hauen wie sie wollen. solange sie ihre leser nicht ernst nehmen und in dieser art beschimpfen, werden sie ihrer eigenen kunst nicht gerecht.
      und d a s ist wirklich geradezu erbärmlich, meinen Sie nicht auch?

    9. Nein, Wolfsmädchen, das meine ich nicht. Wenn Sie eine “Kunst” möchten, die Ihnen nach dem Mund redet, dann sind Sie beim Pop gut aufgehoben. Davon genau lebt er nämlich. Ist ja nicht schlimm, die einen möchten, daß man ihnen sagt, was sie hören wollen, die anderen sind an Abenteuern interessiert und l e b e n sie dann auch. Arrogant reagiere ich übrigens nur auf das, was ich meinerseits als dumm erlebe; hier war der Auslöser Wolfs Formulierung von “den endlosen Opernexzessen und dem Hochkulturgerede”. Es i s t für mich eben kein Gerede, sondern ich lebe es und durchlebe es mit Hirn, Herz und Geschlecht. Und zwar mit jedem Risiko, das es gibt, wenn man gegen den Strom schwimmt.
      Niemand, übrigens, muß mitschwimmen. Ich zwinge keinen, hätte ja auch gar keine Macht dazu und will sie auch nicht. Wovon ich erzähle, sind aber die Begeisterungen und Räusche und die Erkenntnisse, die das mit sich bringt. Es wäre mir ein Anliegen, davon einiges zu vermitteln. Und mir gelingt das auch oft. Das Allerschönste an der sogenannten Hochkultur ist, daß sie süchtig macht. Wer je die tatsächlich noch bis in die Fünfziger Jahre des 20. Jahunderts verpönten letzten Streichquartette Beethovens mitdurchlebt hat, weiß ganz genau, was ich meine. Und wer, ohne aufhören zu können, Pynchons Gravity’s Rainbow las, auch – und Nabokovs Ada, Th. Manns Faustus und und und.

    10. das ewig weibliche zieht uns hinan… es macht mir gar den anschein (und ich danke für die antwort schon), daß sie den scheinbar weiblichen mitschreibern milder, ja geradezu nachsichtiger antworten. empfinden Sie das auch so?

      *
      im übrigen will, so glaube ich fest, jeder, dass man ihm sagt, was er hören w i l l!
      auch SIE sehnen sich danach, da bin ich mir sicher.
      das ist rein menschlich. das, was wir nicht hören w o l l e n, das hat eine lange, beschwerliche reise durchs ohr ins herz, ins hirn.
      ich sehe es dennoch so, dass sie sich als eine exponierte person betrachten, die anderen, niedereren, nicht der hochkultur v e r f a l l e n e n lesern tagtäglich ein intelektuelles schnippchen schlägt und sich daran aufgeilen kann, dass man selbst mehr weiß als der andere. doch das wiederum macht denjenigen eigentlich zu einem niederen, triebhaften männschen.
      wenn sie aber so argumentieren: wollen sie auch nicht, dass eine masse sie liest, eine masse sie kauft?

      PS: Ich wünsche Ihnen einen pop-besessenen Sohn von ganzem Herzen. (damit es Ihnen ein Abenteuer wird, so wie sie es sich wünschen).

    11. @Wolfsmädchen (ff). Weshalb sind Sie so garstig, meinen Sohn da mit hineinzuziehen; empfinden Sie das n i c h t als einen unlauteren Übergriff, als einen unmenschlichen sogar? Und: Nein, ich will nicht, daß man mir sagt, was ich hören will. Ich wollte das tatsächlich nie.
      Witzig hingegen ist, daß Sie, wenn jemand mehr weiß – in Wirklichkeit ist es ja wohl nur “anderes weiß” – als Sie, ihm daraus den Strick drehen, er geile sich an seiner Wissensmacht auf. Ist es Ihnen wirklich so fern, daß man Wissen einfach als G e n u ß erlebt, und auch, zu Wissen zu gelangen? Und daß man L u s terlebnisse damit hat, von denen man erzählt, die einen auch auf Gedanken und Gefühle bringen, ja sehr vieles befreien, anstelle uns in den Mainstream zu binden und unser Hören regredieren zu lassen? “Dafür haben wir keine Ohren bekommen, damit sie mit Kleister verstopft werden” – so ähnlich hat die Junge Deutsche Philharmonie einmal groß plakatiert.
      Geben Sie einfach Ihre Hand und lassen sich ein wenig leiten, wenn der Durchgang (noch) dunkel aussieht, lassen Sie ab von dem banalen Vertrauten.

      Übrigens haben Sie recht: Den meisten Frauen gegenüber verhalte ich mich anders als gegenüber den meisten Männern. Das liegt an der Achtung, die ich gegenüber Frauen habe. Außerdem erregen mich Frauen, sie schaffen das Wunder meiner Erektionen. Daher meine Bewunderung. Männer, auch mich selbst, empfinde ich oft als zu tumb. Achtung heißt aber nicht, ich hätte den Geschlechterkampf aufgegeben; im Gegenteil.

    12. Danke, wolfsmädchen, für die unerhoffte Fürsprache. Ich schließe mich dem an, Herrn Herbst einen pop-begeisterten Sohn zu wünschen, und meine das auch gar nicht garstig, sondern eigentlich in seinem Sinne, als ein Abenteuer für ihn. Und da er sich ja Autoren wünscht, die ihren Lesern nicht nach dem Munde reden, sollte er sich auch Kinder wünschen, die ihren Vätern diesen Gefallen nicht tun.

      Der eigentliche Witz ist, dass ich die von Herrn Herbst so genannte Hochkultur ja auch kenne, studiere, konsumiere, was auch immer. Ich würde mich nur nie zu einer solchen Formulierung versteigen, diese Hochkultur zu LEBEN. Aber da auch ich die späten Streichquartette Beethovens kenne und mir durchaus auch mal die Große Fuge auflege, da auch ich den Doktor Faustus gelesen habe und als wesentlich konstruierter und letztlich schlechter als Buddenbrooks oder Zauberberg einstufe, da auch ich Pynchon gelesen habe (Gravity´s Rainbow zwar nicht, aber das Leben ist ja noch lang…) – weil dem so ist, maße ich mir an, einiges von Herbst zum Thema Hochkultur Geäußerte als ein Gerede zu klassifizieren. Neulich hieß es z.B. die ganze Popmusik sei letztlich ein Bastard der Wiener Klassik, wenigstens was die harmonische Struktur angehe. Diese Äußerung verkennt einerseits die harmonische Komplexität der Wiener Klassiker – nicht erst der späte Beethoven hat harmonisch Kopf und Kragen riskiert, sondern auch Haydn und Mozart konnten mehr als nur von der Tonika zur Dominante zu modulieren – andererseits versteht Herbst nicht, dass harmonische Simplizität eben das bestimmende Formprinzip der Popmusik ist.

      Andererseits: die Formulierung mit den Bastarden ist vielleicht gar nicht so falsch: sind doch die Bastarde oft vitaler, eigensinniger und selbständiger als die langweiligen ehelich geborenen Kinder. In diesem Sinne interessieren mich die Strokes als Bastarde Beethovens mehr als Stockhausen, seine eheliche Retortengeburt.

    13. naja, wenn sie wollen :
      vergleichen sie mal einen maj7 akkord mit einem reinen dur akkord – ich würde mal sagen, der major ist weicher ( obwohl das intervall #7 zum + grundton ein disharmonisches ist und über die terz und die quinte erst harmonische bindung
      erhält )
      nehmen sie zur #7 noch die 9 so bekommt der akkord fast schon einen transzendierenden charakter.
      was ich eigentlich sagen will ist : beide wären auch popakkorde.
      mich interessierte mal, warum der maj7/b5 akkord nie salonfähig wurde.
      er ist zu lasziv und zu keck, dachte ich mir – was man durchaus mit der dominante
      in verbindung bringen kann.
      bringt aber halt nichts, weil kaum jemand die lydische tonleiter mag.
      stockhausen träumte übrigens eines seiner stücke im schlaf und schrieb es dann auf.
      ( trans )

    14. @Herr Wolf. versteht Herbst nicht, dass harmonische Simplizität eben das bestimmende Formprinzip der Popmusik ist.Doch, das verstehe ich. Aber gerade, daß es so ist, finde ich furchtbar. Dahinter steht eine Ideologie des kleinsten gemeinsamen Vielfachen, das dann zum größten möglichen Umsatz führt. Genau darauf zielt der Pop ab, deshalb ist er d i e Kunstform des zumal demokratischen (d.h. nach Masse, nämlich Quote) organisierten Kapitalismus. Gar keine Frage. Pop ist Kalkulation.
      Im übrigen bin ich in der Kunst seit je gegen sowohl Simplizität als auch Harmonie gewesen; beides sind nicht >>>> Lügen, nein, sondern Verleugnung. Was etwas prinzipiell anderes ist, weil für sie die Mechanismen der Verdrängung gelten und die Gefahren. Gelogen hingegen wird bewußt.

      [Übrigens wäre das schon in Ordnung, würde mein Junge ein begeisterter Anhänger des Pops. Das wird so wohl auch kommen, spätestens, wenn er sich von mir wird ablösen wollen und müssen. Wir werden dann jene heftigen Krachs miteinander austragen, die zwischen Kindern und Eltern noch in jeder Generation ausgetragen wurden. Das wird fetzen. Ich würde ihn aber auch weiterlieben, wenn er Soldat würde, was für mich etwa ebenso schlimm ist – nicht, weil ich Pazifist wäre, das bin ich nicht; sondern weil der Soldat Befehlen zu gehorchen hat, und wer Soldat wird, w i l l Befehlen gehorchen; nicht anders als der Pop-Begeisterte den Befehlen des harmonisch Versimpelten der Kulturindustrie gehorcht – und eben auch gehorchen w i l l.]

    15. wissensaneignung an und für sich… Ist es Ihnen wirklich so fern, daß man Wissen einfach als G e n u ß erlebt, und auch, zu Wissen zu gelangen?


      wenn ich darüber nachsinne: nein. wenn es keine projektionsfläche gibt (ein ding oder ein wesen), dann ist wissen für mich brachliegende materie.
      ich erfreue mich, kann mich aufgeilen an wissen, sicher, ja doch.
      hirnorgasmen-danach sehne ich s c h o n,

      »das wunder ihrer errektionen«
      das stößt mir sauer auf.
      wir frauen finden das gar nicht so wunderlich, im grunde ist es sehr simpel.

    16. son nein, ich fand es weder garstig noch unmenschlich, aber eine typische reaktion ihrerseits, die ich verstehe.
      so wenig wie SIE ihn heraushalten, so wenig muß ich es tun.

    17. An die Trolle und Zwerge in diesem Blog Da dreh ich mich doch glatt aus meinem Sarg, wenn ich hier lese…

      Ihnen zu Ehren einige der schönsten Sätze aus meinem Wortlabor :

      Die Zwangslage

      Wie rächen sich die Zwerge
      an den Riesen?
      Sie machen sich über die Berge
      oder Psychoanalysen.

      [Die Fackel)

      Der Zwerg will nur Zwerge sehen! Bin ich Zwerg, so sollst Du es auch sein!

      [Die Fackel )

      Und dann noch dieses:

      Wenn die Sonne der Kultur tief steht, werfen selbst Zwerge einen Schatten.

      Einen schönen Tag!

    18. @wolfsmädchen es stimmt mich traurig zu sehen, dass Sie offensichtlich schlechte Erfahrungen mit Männern gemacht haben.
      Ich empfinde eine männliche Errktion keines wegs als Bedrohung, mehr eigentlich als Kopliment.
      Ich lese aus Ihren Texten, dass Sie offensichtlich vieles nicht verstanden haben und eins verstehe auch nicht und das ist warum Sie hier herumpöbeln.
      Es kann Ihnen doch ganz egal sein was Herr Herbst für Kultur(-Gut) hält. Er zwingt ja niemanden seinen Blog zu lesen, geschweige denn seine Meinung zu teilen.
      Aber er stellt einen ganz großen Wissenschatz dar und auch zur verfügung (wenn man/frau nur will) der gelegentlich angezapft werden kann/sollte. Denn Wissen ist Macht! Und nichts wissen macht nix im Sinne von “ohne Wissen entsteht nichts Neus”.
      Guten Tag!

    19. ich erkenn hier nix von trollerei oder pöbelei.
      ob wissen macht ist, tja – darüber könnte man recht lange diskuieren – wissen
      kann nämlich auch lähmen.
      ich wollte eigentlich nur das zu herbst dazuwerfen :
      pop komponiert heutzutage saisonal und soziologisch.
      der popkomponist fragt sich im winter, welche musikalischen – & gesellschaftlich
      relevanten – strukturen im darauffolgenden sommer warum auch immer signifikant sein könnten.
      ich halte das nicht unbedingt ausschliesslich für ein angepasstes fragen.
      es stellt sich eher die frage, wo der konsument steht und was ihm fehlt.
      solcherart fragen hat mit der wiener klassik nicht viel zu tun.
      es fragt sich vielleicht eher, wie man ein unten hochzieht, als von oben runterzuziehen.
      wasa mich an der e-musik stört, ist dass sie eigentlich nur handwerk ist – je komplizierter, desto arrivierter – egal ob crossover oder puristisch.
      details stehen wohl kaum zur debatte.
      so kommt mir das irgendwie vor.

    20. @pop pupser artsy interessant! Erklären Sie mir wie man physikalisch, moralisch und soziologisch gesehen von oben runter ziehen kann?
      Lassen Sie mich wissen. Wissen ist Macht und wenn man schon weiß dass Sie auch lähmen kann ist man gar weise.

      Absurd allerdings finde ich dies:

      pop komponiert heutzutage saisonal und soziologisch.
      der popkomponist fragt sich im winter, welche musikalischen – & gesellschaftlich
      relevanten – strukturen im darauffolgenden sommer warum auch immer signifikant sein könnten

      Sehen Sie gar nicht was Sie da sagen? Sie halten das Schielen auf den Kommerz für einen legetimen Mechanismus im kreativen Schaffensprozess.
      Entschuldigen Sie bitte wenn ich das für unmöglich halte. Ich glaube nicht das es wahre Kunst sein kann, ob Pop oder anderes spielt da keine Rolle, wenn man sich von solchen Gedanken leiten läst.

    21. @ anna häusler kunst ist das, was dabei rauskommt.
      manche scihelen halt auf rezipienten – auf freunde, denen sie einen gefallen tun will.
      ob man dann dafür noch bewundert oder geliebt sein will, steht dann noch auf einem ganz anderen blatt.
      ich möchte den künstler sehen – egal ob pop oder e – der nicht kalkuliert :
      den menschen sehen, der nicht abwägt.
      da kommen dann die prämissen ins spiel, die zwecke.
      ob ein rezipient die zwecke erkennt oder die daraus ziehbaren nutzen, kann der
      künstler nicht wissen, da es keine eindeutigen konnotationen gibt.
      man ist mitunter einer entsetzlichen beliebigkeit ausgesetzt innerhalb der konfusion welt.
      man sortiert halt erstmal für sich, klar – weil man das braucht.
      ( weil man sich nicht verlieren will in der enormen fülle an möglichkeiten )
      soll jeder so halten wie er will – ich lege keinen wert auf einseitigkeit.
      ohne fülle gibts keine details, klar.
      ohne details gibts nur konfusion.
      ( einer der gründe warum der jazz an attraktivität verlor – die langen solis auf
      kurze themen wurden zu dominant – sie verlangten nach zu viel aufmerksamkeit
      von rezipienten, die immer selbstbewusster wurden, die selbst der star sein wollten in ihrem leben )
      ganz kurz angerissen, das.
      nix für ungut.

    22. @pop pupser artsy Nichts für ungut?
      Wo sind wir hier? Im Kindergarten?

      Sie sagen es doch selbst: der Rezipient will selbst der Star sein. Da liegt die Krux vieler, die hier pöbeln und trollen. Sie können es nicht akzeptieren, dass über Dinge gesprochen wird die sie nicht verstehen und fangen an es als Arroganz zu werten.

      UND natürlich wägt der Mensch ab, wie der Wolf, ob es sich lohnt das Wild noch weiter zu verfolgen, oder ob er bereits zu viele Kalorien verbraucht hat und diese selbst durch erfolgreiche Jagd nicht mehr rein bekäme.

      Die Frage ist nur nach welchen Grundsätzen man abwägt.
      Ist es der Mammon oder mein Prinzip nach dem ich handle? Das aber kann man Herbst eben nicht vorwerfen, das er seinen Prinzipien nicht treu wäre.

      Was glauben Sie? Hätten wir die Werke Strausss, Bethovens, Bachs und Mozarts wenn Sie nicht geschöpft hätten des schöpfens Willens und nicht um den saisonalen Befindlichkeiten ihrer Rezipienten entgegen zu kommen?
      Deren Werke aber tragen und werden weiter tragen.

      Saisonaler Befindlichkeits Pop wird jedoch nur noch für die eine Rolle spielen, denen er an einem bestimmten Tag im Mai ins Herz fuhr. Die werden die Lieder wieder raus kramen, die verstaubten Platten auflegen, sie anhören und sich die Gefühle von damals zurück holen.

      Das ist legitim, aber nichts für die nächste Generation.

    23. kurze ergänzung @ anna h. der “triebhafte” künstler schafft pools aus denen der analysierende künstler material bezieht.
      zu ihrer frage oben :
      mich zieht eine endlosmelodie ( wagner ) runter.
      mich.

    24. @pop pupser artsy. der “triebhafte” künstler schafft pools aus denen der analysierende künstler material bezieht.Das sehe ich genauso. Nur denke ich, daß es sich zwischen “triebhaften” und “analysierenden” Künstlern nicht so einfach trennen läßt; meist haben Künstler – wie jeder andere Mensch – bloß verschieden gewichtete, bzw. geprägte Anteile von beidem (und von mehr noch). Ich selber bin ganz sicher triebhaft, viele Texte entstanden im Rausch, berauscht, fast besessen, nur sehr wenige entstanden kühl kalkulierend; immer aber, so m e i n e Erfahrung, erfolgt auf den ersten Entwurf eine sehr genaue Bearbeitung, bevor ich schließlich etwas hinausgebe; bei den Romanen sind es mindestens vier Fassungen, zu denen noch das Lektorat kommt. Nur in Der Dschungel lasse ich einiges ganz ungefiltert hinaus, aber beileibe auch hier nicht alles.

    25. @ anna häusler hören sie, chillen sie mal bisschen runter, anna.
      sie antworten doch fast nur mit unterstellungen – glauben sie im ernst dass o.g.
      künstler wie mozart, bach usw. nur naive klimperer oder partiturschreiber waren ?
      und woher wollen sie wissen, was eine nächste generation braucht ?
      es ist schon schwer genug, für sich selbst herauszubekommen, was einem gut tut
      – vor allem aus einem diskurs heraus der von allen seiten nach vereinnahmung schielt.
      schlechter kindergarten. 🙂

    26. @ anna häusler & anh sein sie mir nicht böse, anna, hab nur einen etwas schnippischen tag und wollte
      sie ein wenig anspitzen.
      herr herbst, das ist mir doch klar – ich will doch nicht um des kaisers bart streiten.
      wozu auch.

    27. bildungslücke ich kann (noch) kein latein.
      würden Sie es für mich verständlich noch einmal auf deutsch wiedergeben oder muß ich mich jetzt bemühen, Sie zu verstehen?

    28. @pop pupser artsy Wer hier runter kommen muss sind Sie, aber das haben Sie ja selber schon gemerkt.
      Ich nehme ihre Entschuldigung an.

      Keines Wegs sind das Unterstellungen. Es sind Beobachtungen!
      Was die nächste Generation braucht? Viel mehr als man meint braucht Sie das Verständnis darüber was vor ihr war, gemeinhin Geschichte genannt. Vielleicht verstehen Sie jetzt was ich meine.

    29. Streng genommen kann man das nicht übersetzten… denn ein Ochs ist ein männliches Rind das eben seiner Männlichkeit beraubt wurde, für weilbliche Rinder macht diese Prozedur aus logischen Gründen aber gar keinen Sinn. Ich schlage deshalb “Dumme Kuh” (vacca stulta ) vor in dem Fall.

      Aber mal ehrlich: ohne mindestens verstehen zu wollen, sollte frau auch keine Kritik üben.

    30. @ anna häusler geschichte wird gemacht – frau häusler.
      und wenn sie der ansicht sind, europäische kulturgeschichte hochhalten zu müssen, warum nicht :
      dass sie dabei aber nicht das letzte wort sprechen können ist anbetracht von weltweiten – auch kulturellen – annäherungsprozessen ja klar.
      mir zumindest.
      und da frage ich mich allerdings schon, was das mit e-musik insbesondere zu tun haben kann.
      schätze mal, das wird mir nicht mal ein barenboim oder ein simon rattle komplett
      erklären können.
      wenn das aber nicht auf sozioligische – und zwar interkulturell verlaufende –
      untersuchungen hinausliefe, wäre ich ein wenig perplex.

    31. @pop pupser artsy. dass sie dabei aber nicht das letzte wort sprechen können ist anbetracht von weltweiten – auch kulturellen – annäherungsprozessen ja klar.Wenn das gleichberechtigt liefe, wäre ich auch hier mit Ihnen vollkommen einverstanden; es läuft aber unter den Machthänden der Industrie. Interessanterweise wird, wo deutlich politische Konflikte zu sehen sind, von den gleichen Kräften (Volksbewegungen) gegen die sog. Globalisierung opponiert, die im kulturellen Bereich von einer solchen als “Annäherung” sprechen; das ist in Wahrheit ein Euphemismus. Kulturelle Entfremdung von je Eigenem läßt sich in der ebenfalls sogenannten Dritten Welt auf das scheußlichste beobachten; es handelt sich de facto um kulturelle Enteignung. Etwa eine so große Kunstmusik, wie Indien sie hervorgebracht hat, spielt im öffentlichen Bewußtsein dort kaum noch eine Rolle, sondern auch da hat man sich in den Pop eingeschmiegt – gesteuert im Falle Indiens vor allem über Bollywood. Wenn ich hier stetig auf “Abendländisches” poche, das das “Morgenländische” immer auch mitberührt, so, weil schrecklich deutlich wird, welcher Kulturverlust im Gange ist und bewußt in Gang gehalten wird. Es ist überhaupt nichts dagegen einzuwenden, daß und wenn Kulturen sich gegenseitig befruchten; Tatsache ist aber unterdessen, daß sie sich gegenseitig mit einem Immergleichen befruchten, das so gut wie keine anderen Wurzeln als die der Industrie mehr hat.
      In Deutschland hat diese kulturelle Enteignung zur Hitlerzeit die Form von Selbst-Enteignung angenommen, indem man das Jüdische, ohne das deutsche Kultur absolut nicht denkbar ist, aussondern wollte – und das in sehr vielen Fällen auch geschafft hat. Zum riesigen Unglück dieser Kultur. Die Menschen haben das selber getan; es ist ein Irrglaube anzunehmen, es seien irgendwie nur ein paar rasende Obernazis gewesen; nein, es war “das Volk”. Und ganz ebenso hat sich “das Volk” nunmehr von seiner Kultur auch dort enteignet, wo selbst die mieseste Nazi-Ideologie das nicht geschafft hat. Dabei gehen nicht nur die Künste den Bach runter, bzw. werden verpopt – ich habe mit meiner Kritik nicht nur die deutlichen Pop-Sparten im Auge, sondern auch die sog. Klassik, die von so geschmacklosen Unternehmen wie Klassik Radio völlig weichgeschmiert wird -, sondern auch die Theorie, bzw. die theoretische Anstrengung, wie noch Ernst Bloch, Theodor Adorno, Ludwig Marcuse, ja selbst Habermas sie repräsentierten. Interessanterweise geht das im romanischen Raum offenbar nicht so leicht, wo man, vor allem im Fall Frankreichs, vielleicht ein wenig z u puristisch zumindest auf die Sprache achtet. Wie lange solch ein Widerstand freilich halten wird, ist ungewiß. Es ist hier aber sicher nicht falsch, sich auf die Seite der kommenden Verlierer zu stellen.
      Und unterschätzen Sie >>>> Barenboim und >>>> Rattle nicht.

    32. @ anh selbstverständlich gleichberechtigt, danke.
      herr herbst sie sind halt der meinung, man sollte noch mehr opernhäuser und konzertsäle
      bauen und dazugehörige orchester und vielleicht auch junge komponisten featuren
      und zeitgenössische musik – bin ich doch ganz ihrer meinung.

    33. @häusler, anna und sabineA ich m ö c h t e gar nicht immer über google gehen. ich habe es im gespräch bereits herausgefunden; ich kann nunmal kein latein und hätte er mir das nicht auch, da tote sprache, auf deutsch in klammern setzen können? zuviel erwarten will ich gar nicht. ist in ordnung, bildungslücke erkannt, bildungslücke gebannt und
      anna,
      kritisieren darf erstmal jede(r), nicht? wollen sie jetzt nur die “gänzlich gebildeten” das erledigen lassen? mir scheint die sonne auf die stirn nicht aber aus dem arsch.
      mir sind die emotionalsten kritiken untergekommen, ohne hand und fuß und DOCH trafen sie den kern… unterschätzen sie niemals das menschgegebene gefühl oder sagen wir: den instinkt.
      sie sind keine frau, oder?

    34. @ wolfsmädchen das menschgegebene gefühl hat schon immer die richtige wahrheit gewusst. gesundes volksempfinden und so, meinst du das? in den sechziger jahren in amerika wusste das menschgegebene gefühl ganz genau, was man mit niggern machen musste und in deutschland wusste man das mit den juden so menschenmäßig geil genau. die türken wissen das menschgegeben super mit den kurden, die islams sowieso mit den frauen. alles menschenmässig menschgegeben. alles müller oder was.

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