Torf.

Frauen sind ausdauernder und grausamer.
(femme100têtes).

Ich sah die Mutter noch sich räkeln
mich in der einen Hand, in ihrer andern
andre, die – ein Sand, der sinkt – sich regten,
– wie man in Haufe Hirse beißt,
aß sie vom Wimmeln in der Hand;

so schwärmten wir, entleerten
den Samen, den der Wind bringt;
der trieb den Regen übers Land;
es fiel der Sturm auf sie,
die mit uns fruchtbar war –

Und wir, von denen sie empfing
fielen von ihr, die uns,
bis ich den Sparren brach,
entsetzte, um aus dem fetten Moor
– alleine ich erhob mich –

uns einen Torf zu stechen.

9 thoughts on “Torf.

  1. Torfstich Vorausgesetzt ich habe ihr Gedicht richtig verstanden, beschreibt es nicht nur die Körperwerdung duch Fruchtbarkeit, es erzählt von der Ohnmacht im Angesicht des Gebährens, die sich in der patriarchalen Entmächtigung der Mutter ausdrückt?
    Von der matriarchalen Rückführung zum Torfstich durch Entwässerung zur Energiegewinnung “brennbarer Erde” oder von der Göttin Undine hin zur Frau Mutter, aber nicht als Umgehung des Körpers sondern der Körper als “Heizmaterial”?
    “Lassen sich nicht dichte Körper und Licht gegenseitig ineinander verwandeln und empfangen nicht die Körper viel von ihrer Wirksamkeit durch die in ihre Zusammensetzung eintretenden Lichtteilchen? Alle festen Körper senden erhitzt Licht aus und das Licht seinerseits hält inne und haftet an den Körpern, wenn seine Strahlen auf die Körperteilchen stossen. Ich kenne keine Substanz, die weniger geeignet wäre, Licht auszustrahlen, als Wasser, und doch verwandelt es sich, …, durch mehrfache Destillation in eine feste Erde, welche eine genügende Hitze auszuhalten im Stande ist und alsdann leuchtet, wie andere Körper.”
    Isaac Newton

    1. @Zibebe. Anlaß des Gedichtes ist selbstverständlich das Ziel des im Motto versteckten Links. Fahren Sie einfach mit dem Cursor darüber, Sie werden sehen. (Den “versteckten Link” habe ich in letzter Zeit ein wenig vernachlässigt; es gibt darüber in der >>>> Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens” ein paar Kapitelchen, zum Beispiel >>>> dieses.). Ich kann Ihnen aber die Bildwelt, falls Sie das wollten, nicht ohne einen Rest erklären, der mir selber nicht zugänglich ist; ich könnte nur Absichten erzählen.

    2. Kein tertium non datur, der Kosmos ist die Fuge Der Kitt, die freien Zwischenspiele sind das Verbindungsmoment. Verlinkung der Ganglien als Linksetzung, die das Innengespiegelte an die Oberfläche holt. Daher auch Ihre Aussage: Kunst ist Archäologie! Mir wird gerade selbst klar, dass die Bedeutung um einiges umfassender ist, als man vermutet. Komisch, ich musste, in dem Moment als ich das, von Ihnen gesetzte Beispiel zur kleinen Theorie des Literarischen Bloggens las an den Begriff der Zentrifugalkraft denken! Nur besteht die fliehende Kraft bei einer Fuge aus dem Sog in die Tiefe. Die Absicht liegt demnach in der Verbindung, die wiederrum aus der Wahrnehmungstiefenästhetik durch Linksetzung hervorgeht.
      Der Anlass des Gedichtes ist also die Absicht, insofern danke ich für den kleinen Einzelunterricht! Dass dieses Gedicht aus dem Geschlechterdiskurs entstanden ist habe ich gelesen. Und dennoch, auch wenn immer ein Rest bleibt, Bilder sprechen aus sich, da ein Bild Welten aufnehmen kann, die selbst von innen nach außen spiegeln. Und umgekehrt. Daher auch meine Ergänzung, der physikalischen Sichtweise – anderes Bild und doch inhaltlich verwandt.

  2. zu Torf und peat “Herr” Herbst, DIESE Replik lasse ich mir gefallen! (Im doppelten Sinne des Satzes.)
    Zumal das engl. Wort für Torf, “peat” über die altkeltische Wurzel *pett- mit engl. “pet”, dem kleineren Tier zusammenhängt (so zuminest eine sprachhistorische Theorie). Daraus machte dann ein gewisser F. Scott Fitzgerald “petting”, wie es sich heute noch in vielen Spielarten findet, ohne daß die petter an’s “Torfstechen” sich erinnern würden. – Sie tun dies in diesem Gedicht!

    Allerdings würde ich Ihre weibliche Urgründin gern um die Große Mutter aus Susan Streifelds >>>> Female Perversions ergänzen. (Kennen Sie den Film, wissen Sie, was ich meine; kennen Sie ihn nicht, ändern Sie das!)

    Weiter >>>> hier

    1. @femme100têtes. Poetische Eigenbewegungen. Danke für die erweiternde, tatsächlich erweiternde Interpretation. An “peat”, wiewohl Malt-Liebhaber besonders von “peated” Whiskies, habe ich überhaupt nicht gedacht; was Sie schreiben, bindet aber tatsächlich zurück und “erklärt”. Was mich wieder darin bestätigt, daß es poetische Eigenbewegungen gibt, die eine Dichtung außerhalb zumindest des Bewußtseins des Schriftstellers quasi selbstregulierend mitbestimmen; er wird da tatsächlich zum Medium – was bis dahin reichen kann, daß sich etwas gegen seine Absicht hindurchschreibt. Unter Hernahme alter Rollenmuster, an denen ich ja – als symbolische Aussagen – hänge, läßt er sich dann tatsächlich weiblich begreifen: er wird Matrix (“Mutter”).

      [Poetologie.]

      Den Film besorge ich mir wahrscheinlich gleich nachher noch. Ich kenne ihn tatsächlich noch nicht. Was damit zusammenhängt, daß mich lesbische Szenarien immer nur dann interessiert haben, wenn es eine Chance gab, als Mann mit (!) einzudringen. Die Neigung vieler meiner Geschlechtsgenossen, lesbo-erotische Darstellungen erregend zu finden, teile ich so wenig, wie ich mir Dildo-Szenen ansehen mag oder devote Männlein unter den Stiefeln von Dominae. Ich hab nichts dagegen, es berührt mich nur nicht. Fast wie Fußball. *Lacht.

      (Die Verbindung zu Petting wußte ich übrigens noch nicht. Danke. Sie hat einen ausgesprochenen Witz. Zu Sils und Species weiter >>>> dort.)

    2. @ Herbst; FemPerv Keine Angst, “Herr” Herbst: Der Film ist weniger auf lesbianism gerichtet als mann es angesichts der Regisseurin und Hauptdarstellerin erwarten würde, sondern mehr auf Perversionen in einem Sinne, der, sofern ich Ihre poetologische Auffassung derselben auf die Schnelle recht deute, Ihnen zusagen könnte.

      Sie werden ja sehen.

      Der Querschlag zum “pet” ist sprachhistorisch übrigens unbewiesen und umstritten. Daß er poetisch “funktioniert” zeigt Ihr Gedicht.

    3. @femme100têtes. Off Topic. Haben Sie das “Herr” Herbst jetzt als Macro programmiert oder müssen Sie das echt immer so tippen? Ich schlage vor, Sie ersetzen es durch “Mann Herbst”, dann bleibt ein Doppelsinn auch polemisch erhalten, ohne daß es so aussieht, als hielten Sie mich für ein verkleidetes Weibchen oder für, was schlimmer wäre, eunuch. (“Weib” wiederum ehrte; nur gibt das “Herr” das nicht her)

    4. @ ANH; Macro ^^

      “Mann Herbst” klingt mir zu sehr nach Stammtisch-Interjektion.
      À propos: Sie erkundigten sich vorgestern: Ich meinte in meiner Brandrede “Stamm-“Tisch. Well, a few innuendoes are even lost on subtle people.

    5. @femme100têtes. Stimmt. Klingt danach, wenn ich mir solch einen Stammtisch vorstelle. Das liegt mir nur immer so fern; ich habe eine starke Tendenz, Anreden emphatisch zu besetzen. Stammtische aber haben keine Emphase, sondern sie feixen. Phalli, die es sind, feixen aber nicht: deshalb funktioniert Ihr Bild des Stamm-Tisches nicht; zumal da auch immer noch gehörige Portionen Alkohols mit im Spiel sind, die ihrerseits aus Stämmen Zweige von Trauerweiden machen.

      Lassen Sie sich was einfallen, Hundertköpfige. “Herr” sucks without orgasm.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .