Traumprotokoll des 21.4.2013. Als Grundlage für eine Erzählung.

Ich begegnete meiner Anima, meiner, banal ausgedrückt, Traumfrau. War völlig benommen, sie auch von mir. Es war >>>> die schöne Napolitanerin, die mich durch die untere Kirche von >>>>> S Maria delle anime del Purgatorio ad Arco geführt hat, aber sie sprach Deutsch, oder ich sprach Italienisch, das spielte keine Rolle; Sprache-überhaupt, also welch eine, spielte keine Rolle. Denn wir sprachen s c h o n, viel sogar; ich weiß aber nicht, ob wir die Lippen zum Sprechen bewegten.
Das irritierte mich nicht; erst, als ich darüber nachzudenken begann, wurde es mir seltsam; nicht unheimlich, nur seltsam. Auch daß ich die junge Frau so völlig wiedererstehen lassen konnte, denn ich merkte gleich, daß es ein Traum war. Ich merkte im Traum, daß ich träumte. Die Übergänge vom Träumen-im-Traum zum Wachen-im-Traum waren fließend, aber auch die vom Wachen-im-Traum zum Wachen. Weshalb ich nicht aufstehen mochte, sondern mit der Intention weiterzuträumen weiterträumte.
Es sei gelungen, erzählte mir ein… ich weiß nicht mehr, wer: ein Wissenschaftler war es wohl, mit dem ich befreundet; es sei also gelungen, den Menschen per Projektion ihre Anima aus dem Kopf zu ziehen und in der Begegnung lebende Gestalt annehmen zu lassen. Auf diese Weise würden die Menschen jetzt glücklich gemacht. Ob ich weiterhin an diesem Experiment teilnehmen wolle? Denn man sei sich nicht sicher, ob nicht die Animae sich veränderten und ob nicht auch solche Partnerschaften denselben Veränderungen unterworfen seien wie die – sagte er das? – „natürlichen“. Ob auch hier Alltag, Gewohnheit usw. zerstörerisch einwirken würden. Ich ginge das Risiko ein, mir meine Anima zerstören zu lassen. Nein, das müsse nicht so kommen, im Bereich eines Möglichen liege es aber. Außerdem gefährde man auf diese Weise selbstverständlich die Geburtenzahl; es seien, sozusagen, monadische Partnerschaften. Selbstgenügsamkeit habe gesellschaftliche Folgen, zudem erzeuge diese neue, nun ja, Technologie wie jede andere (!) harte Droge Sucht.
Ich wolle das, entgegnete ich, mit Martina, so hieß sie in meinem Traum oder heißt sie tatsächlich, besprechen; man dürfe wohl auch ihr dieses Risiko nicht vorenthalten. – Und übers Nachdenken über den Traum wachte ich auf. Da war es Viertel vor neun.

[Wache Reflektion zu dem Traum >>>> im Arbeitsjournal.]

5 thoughts on “Traumprotokoll des 21.4.2013. Als Grundlage für eine Erzählung.

  1. DAS finde ich total interessant und faszinierend! Und zwar deshalb, weil ich selbst vor einiger Zeit einen Traum hatte, der mich zum Weiterspinnen der darin begonnenen Geschichte animiert hat. (Wenn Sie mögen, hier der Traum inkl. der bisherigen Fortsetzungen: http://iris-bluetenblaetter.blogspot.de/search/label/Du )
    Eine Anima! Ja! Daran hatte ich bei mir noch gar nicht gedacht. (Meinen Sie Anima eigentlich in der C.G,Jung’schen Definition?)
    Wenn ich meinen Traum unter diesem Aspekt beleuchte, scheint mir manches plötzlich noch klarer. Habe ich mir da einen Animus erträumt? Oder eine Anima, die von ihrem Animus träumt? Denn es handelte sich um einen Traum, in dem wiederum eine erträumte Figur eine Rolle spielte.
    Oh, jedenfalls freue ich mich über die Anregung hier durch Ihren Traum und werde gespannt weiterverfolgen, was Sie daraus weiterspinnen (wenn Sie es denn hier veröffentlichen).
    Ihr Traum-Text hatte übrigens das Potenzial, mich von meiner heute anstehenden Arbeit abzuhalten. Ich war versucht, mich mit dem neu gewonnenen Aspekt gleich wieder auf meine Traum-Geschichte zu stürzen, hab’s dann aber doch geschafft, mich bis jetzt zu zügeln.
    Herzliche Grüße,
    Iris

    1. Träume @ Iris. Danke für Ihren Kommentar. Tatsächlich habe ich auch gleich Ihren verlinkten Text gelesen und hätte, sofern ich ihn denn als Literatur betrachten darf, ein paar Anmerkungen dazu; ich mag aber erst fragen, ob ich sie unter Ihren Text öffentlich einstellen soll oder ob Sie ein, sagen wir, privates Lektorat vorziehen würden. Nicht jede:r hat meine zähe Haut.
      Generell ist das ein sehr schöner Text bei Ihnen, der in der Tat mit meinem hier drüber protokollierten einiges zu tun hat. Ich denke ohnedies, daß wir viele unserer Wahrnehmungen, Menschen generell, teilen, so daß unser seelisch Intimstes nicht selten das Allerallgemeinste ist. Nicht zuletzt deshalb arbeite ich in Der Dschungel immer wieder mit dem sogenannten Privaten.

      Ganz sicher werde ich die Erzählung schreiben und wenn, sie dann auch, wie gewohnt als Enwurf oder Teile von ihr, in Der Dschungel einstellen. Ich weiß nur noch nicht, wann ich die Zeit finden werde, weil ich zur Zeit ins Argo-Lektorat fest engebunden bin, auch den >>>> Giacomo Joyce, zusammen mit >>>> Helmut Schulze, fertigbekommen muß, weil das Büchlein ebenfalls noch vorm Herbst herauskommen soll, bei >>>> etkBooks, und überdies habe ich noch ein großes Hörstück vom Schreibtisch zu bekommen und das nächste zu beginnen. Da ich von meiner Hörarbeit für den Rundfunk lebe, hat auch das Vordringlichkeit.
      Dennoch, Die Dschungel ist ein Reservoir und gut genug behütet, d.h. strukturiert, daß Ideen nicht wirklich verlorengehen, nicht einmal so kurzfristig wie das Du in Ihrem Text.
      Herzlich,
      Ihr ANH

    2. Sehr gerne dürfen Sie Ihre Anmerkungen gleich unter meinen Texten einstellen. Da ich die Kommentare momentan wegen zahlreich eingehender Spams moderiere, kann ich dann immer noch überlegen, ob meine Haut zäh genug ist, um sie (die Anmerkungen) freizuschalten, oder ob ich sie lieber privat behandle. Kritik macht mir übrigens gar nichts aus, das einzige, was ich tatsächlich fürchte, ist Einfluss. Da bin ich (über)empfindlich und manchmal übertrieben in meinem Selbstschutz.
      Also, wenn Sie mögen und wie Sie Zeit haben. Ich würde mich freuen. Bin aber selbst ab jetzt vierzehn Tage lang sehr eingespannt und werde vielleicht nicht sofort detailliert reagieren können.
      “unser seelisch Intimstes nicht selten das Allerallgemeinste”. Ja, nur deshalb traue ich mich (in schrittweiser Annäherung), auch solches zu veröffentlichen.
      Herzlichen Dank,
      Iris

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