Widerstand der Dinge. PP207, 12. August 2014: Dienstag.

(6.47 Uhr, Arbeitswohnung.
Maderna, Erstes Violinkonzert.)

Verschlafen, Mist. Statt um halb sechs Uhr erst um halb sieben auf. Nicht, daß mir anderer Wille gefehlt hätte. Aber nachdem ich mich in den letzten Wochen habe gehen lassen, fehlt mir die innere Automatik noch, rechtzeitig auch ohne Wecker zu erwachen. Der meldete sich nämlich nicht. Es gibt einen Widerstand der Dinge. Zwar war nach meiner Meinung, ich erinnere mich auch meiner Ansicht, das Ifönchen noch gut geladen gestern nacht, heute morgen indes, als ich aufschreckte, war der Akku l e e r: Die Sperrung, wie meist in meinen Schriften, dient als Intonationsvorgabe. Jetzt lädt er. Sich auf viereinhalb Stunden Schlafs auszurichten, braucht erfahrungshalber einige Tage. Sind sie verstrichen, geht es auch wieder von selbst.
Selbstdarstellung. Ich stelle nicht mich, sondern meine Umstände dar, die meines Schreibens oder Nichtschreibens. Zu denen und zum Widerstand der Dinge gehört seit gestern ein absurdes Problem; ich schrieb also, zunehmend fuchsiger werdend, gestern an M.:Der neue Musikcomputer gibt bei allen Tönen, die von Geräten oder anderen Festplatten stammen, nur Mono aus. Stammen die Töne aber aus dem Netz, etwa von Youtube, läßt er Stereo wiedergeben,
Ich hab das geprüft mit beiden externen Soundcards, sowohl mit der Tascam als auch mit der alten Edirol. Selbes Ergebnis. Ich habe den tragbaren CD-Player angeschlossen. Direkt gibt er Stereo aus, schließe ich ihn an den Computer an, egal, ob über Tascam oder Edirol, dann wieder nur Mono. Ebenso das interne Blue-Ray-Laufwerk, auch hier kommt nur Mono; ein externes CD-Laufwerk verhält sich ebenso. Lade ich nun aber vom Blue Ray oder einer anderen Quelle ins Wavelab hoch und spiele d a n n ab, gibt es wieder Stereo.
Die Frage ist also: da der Computer, siehe Netztöne, eindeutig stereofähig ist, aber schon bei seinem internen Laufwerk (Blue Ray) nur Mono auswirft, welche Einstellung ist da falsch? Ich habe in der Systemsteuerung unter “Sounds” geguckt, da findet sich aber nichts. Logischerweise muß es so sein, daß die Schnittstelle nach außen, soweit es externe Quellen betrifft, auf Monostellung steht. Wo aber finde ich das und kann es ändern?
Die Tascam jedenfalls ist okay.
Wenn Du mir bitte helfen würdest?
(Erste Email.)
… ach ja, und foobar wiederum spielt auch nur Mono ab…
Irre.
(Zweite Email.)
ach so, noch dies, macht die Fehlersuche einfacher:
Dieselben Ergebnisse, wenn ich die interne Soundcard des Musikcomputers verwende und über einen Kopfhörer direkt an der Minibuchse des Computers höre.
(Dritte Email.)
Dann noch, es war unterdessen Nachmittag, und ich stand kurz davor, eine Dummheit zu tun, die folgende SMS:… bin echt nervös, weil ich nicht weiß, wie vorgehen. Darf ich den automatischen Treiberupdate laufen lassen, der von Dir deaktiviert wurde? Das Analyseprogramm sagt, die Treiber müßten aktualisiert werden. Vielleicht würde das Stereoproblem s o behoben werden. Ich will aber an Deinen Einstellungen eigentlich nichts drehen. Hm.Woraufhin spätabends endlich eine Antwort kam; M. gehört zu den von mir in der Tat beneideten Menschen, die direkt neben sich oder in ihrer Hosentasche Telefone klingeln und klingeln lassen können, ohne auch nur versucht zu sein daranzugehen.nix drehen. die anweisung ist bullshit.In derselben Minute, da diese SMS hereinkam, rief ich zurück; nun nahm er auch ab. „Ist es nicht besser, wenn du selbst die Treiberaktualisierung anguckst?“ „Hast du noch >>>> Talisker?“ „Eine Drittelflasche von. Können wir niedermachen.“ „Dann morgen abend.“ Nach diesem Whisky ist, wie Sie sich, Freundin, erinnern möchten, der Held meines kleinen New-York-Romanes benannt:

Momentan läuft alle Musik wieder über den Laptop; ich hab es gestern immerhin hinbekommen, die neue Tascam jetzt so zu installieren, daß es keine Klirrgeräusche mehr gibt. Die hatte sie am Laptop nämlich immer wieder radikal von sich gegeben; unter Kopfhörern reißt einem das quer durchs Gehirn. Ich habe empfindliche Ohren. Und bei den Boxen weiß man nicht, ob die Geräusche nicht die Lautsprechermembranen schädigen. Je feiner ein System, je leistungsfähiger, desto anfälliger ist es. Mit den alten Röhrenradios, ich entsinne mich ihrer noch gut, konnte man schwimmen gehen.
Immerhin hat sich >>>> das „Problem“ mit dem zweiten Monitor gelöst. Nachts kam >>>> Broßmann noch einmal vorbei, um einen Absacker mit mir zu nehmen. „Ich habe noch einen dastehen, der eigentlich wirklich, falls mal Not ist, da herumsteht. Den kannst du haben.“ Damit wäre die Anlage, sowie auch Stereo wieder läuft, perfekt auf meine Hörstückproduktionen ausgelegt. Um so dringlicher wird es, wegen „der Form“ des Kreuzfahrtstücks mit meiner Redakteurin zu telefonieren, die diese Einwände angedeutet hat. Derethalber ich obendrein nervös bin. Denn eigentlich müßte ich noch in dieser Woche, vor Italien also, die Sprecher besetzen und den Studiotermin buchen.
Da ich, >>>> wundnarbenhalber, morgens auch noch bei der Ärztin war, blieb insgesamt für die eigentliche Arbeit nicht sehr viel Zeit; immerhin prokelte ich tatsächlich ein bißchen an den >>>> Brüsten der Béart herum, las darin und führte die verschiedenen bisherigen Versionen zusammen und ging auch noch etwas an den Anfang von >>>> Traumschiff. Von wirklicher Konzentration läßt sich allerdings schlecht sprechen. Nachts, überdies, löschte ich noch einen der kryptischen Kommentare Lobsters, der für sich den Zen-Buddhismus entdeckt zu haben scheint und nun „vom Ich befreit“ ist, das aber zur Beschimpfung des meinen herumdreht. Ich mochte mich nicht ärgen, darum klick-klick-weg. Übermorgen werden die Fäden gezogen, die Ärztin läßt auch noch mal ein Blutbild meines Iches machen, zwei Röhrchen wurden gestern rot. Sie will die nach der OP recht hohen Entzündungswerte gegenchecken. Und ab Freitag soll ich die Narbe massieren, schon aus kosmetischen Gründen, wie sie sagte. Meine Sorge, der Bruch sei wieder offen, zerstreute sie indes. Also ist Italien nicht mehr gefährdet. Immerhinque, wie wir als Pennäler sagten, ein Wort, das damals schon „out“ war. Das ist ja gerade der Witz daran. Hübsch aber, und in meinem Fall so realistisch, daß man zur Schule „Penne“ einst sagte, pennen, schlafen: „wie wir als Schlafstätter sagten“. Schlafstadt, Schlafstädter, das wär nun n o c h etwas andres.
Weiter an die Brüste.

(Sehn Sie? Ich hab mich bemüht, das Arbeitsjournal vor acht Uhr hinzubekommen, so daß Sie es zum Frühstücken vorliegen haben, und es ist mir gelungen, obwohl ich verschlief. Ich versprach es Ihnen und, Freundin, hielt es.)

(Jason Skonieczny, Musik für Elektronik. Privataufnahmen.)
***

(Selbst meine Schwächen sind immer männlich konnotiert. Auch das bringt meine Gegner/innen in Harnisch; daß aber S i e, liebe Freundin, es genießen, tut es erst recht. Ich muß Ihnen auch zu meinem Bart noch etwas schreiben. Aber nicht mehr jetzt. Doch nachmittags vielleicht. Bleiben Sie mir so gewogen, wie Sie’s sind.)
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