88. Tag des Jahre ZwanzigZehn

Ich musste extra die Schreibtischlampe anschalten, damit mein Taschenrechner funktioniert. Nicht dass ich nicht auch im Kopf 31+28+29 rechnen könnte, kann ich, aber ich traue mir selber nicht.
Ich habe das hier schon einmal gesagt und ich fürchte es ist ein bisschen langweilig immer nur über mein Zweifel zu lesen, aber mit jedem Mal dass ich es hier hin schreibe habe ich eine Referenz zu der ich zurückkehren kann, so ein „damals hast Du auch gezweifelt, aber deine Zweifel waren unberechtigt“.
Gezweifelt hatte ich, besonders nach Anwars fast brüsker Replik vor vielen Monaten, als es mich fast zerriss, dass eine große Raubkatze durch meine Träume schlich, diese Katze könne nichts für meine Träume hatte er gesagt, den schwarzen Peter mir zuschiebend.
Ich hätte ihn damals beinahe angeschrieen, dass niemand anders etwas dafür könne als diese blonde Frau und das ich genau sehen würde was sie da täte, aber mich zog eine unendliche Traurigkeit in die Tiefen und ich hatte keine Kraft es zu schreien. Mir träumte von ihr, deren Foto mir damals so schonungslos präsentiert worden war und heute als ein ganz anderer Typ erscheint, als ich es damals annahm. Mir träumte wie wir uns verbanden, alles um uns herum vergaßen, wie ich von hinten unter ihren Rock fasste und weil das eine technisch praktisch unmögliche Position war, verlegte mein regisseuriges Ich, noch während des Traumes das Setting auf die Damentoilette. Diese Träume verwirrten mich sehr. Ich hatte noch nie eine Frau begehrt geschweige denn berührt. Ja, ich gebe zu, dass ich einmal ein Gedicht auf eine Frau schrieb und kribbelige Wochenlang ein wenig verknallt war, aber das war nur ein schönes Gefühl, nichts was ich wirklich und ehrlich in die Tat hätte umsetzen wollen und ich weiß heute, dass ich alles tue was ich tun muss, weil es ein Bedürfnis ist. Die Träume ebbten ab, weil ich mich wehrte, nur einmal flammten sie wieder auf und das war kurz bevor ich sie wirklich traf, da aber wunderte es mich schon nicht mehr.
Nun fühle ich plötzlich eine ganz andere Art von Verantwortung. Das Ganze ist viel fragiler als ich ahnte. Zu viel zerfällt um mich herum gerade, auch in Die Dschungel ist Sturm, der mir nicht gefällt, der mich Freunde kosten könnte. Ich muss dringend begreifen, dass ich nicht unbeteiligt daneben stehe, besonders dann nicht wenn ich hier mit scharfem Messer schneide und das nicht tue, um jemanden zu verletzen, sondern um etwas zu sezieren, um mir selber darüber klar zu werden was passiert.
Auch wenn es ein Teil meiner Freiheit war und ein sehr schönes Kompliment, so hätte ich seit damals wissen müssen, dass ich mich auf seine Einschätzung der Situation nicht verlassen kann.

Hinterher fühlte es sich verdammt falsch an.

Hinterher hatte ich ein bitteres Gefühl benutzt worden zu sein, um den Beweis für etwas zu liefern, das nicht mehr zwischen uns ist, von dem ich im Moment an, da er aus der Sonne Afrikas zurück gekehrt war gesagt hatte, das es dafür keine Basis mehr gäbe.

Ich hatte recht. Es gibt auch keine mehr.

Ich ziehe mich zurück.