Adam schreibt zu Merz. Gut anwendbar auch anderswo, und über|all der letzte Satz.

[Arbeitswohnung, 6.34 Uhr
France musique contemporaine:
Hans Werner Henze, El cimarron, Die Geister]

 

Es hat ihn empfindlich gemacht und sein ohnehin stark ausgeprägtes Selbstbewusstsein so weit gesteigert, dass es manchen in der Partei zu viel wurde. Die Bonzen, die überall, nicht nur in der CDU, den Ton angeben, achten sorgfältig darauf, dass keiner an ihnen vorbeizieht, der höher hinauswill als sie; und das dann auch noch zu verstehen gibt.
Denn reden kann Merz, besser als die meisten. Der legendäre Bierdeckel, auf dem, wenn es nach ihm gegangen wäre, ein Steuerbescheid hätte Platz finden können, steht für sein Talent, Politik anschaulich zu machen. Er wollte das Steuerrecht so weit vereinfachen, dass sich jeder aus eigenem Vermögen ein Bild davon hätte machen können, ob ihm zu Recht genommen und gegeben worden war; was leider nach wie vor unmöglich ist.
Die Besitzstandwahrer haben sich durchgesetzt und eine Steuerreform, die diesen Namen auch verdient hätte, hintertrieben. Die Leute sollen zahlen, und weil sie das umso verlässlicher tun, je weniger sie von der Sache verstehen, ist alles so geblieben, wie es war*.

Konrad Adam, 19.1.2022

***

[* Weshalb meine Steuer selbst zu ‘erklären’ ich  mir seit Jahren jeweils
selbst erarbeitet habe. Auch hier geht es um Selbstbe- und, was manchen
besonders aufstößt, –ermächtigung. Das Selbst ist bestimmt durch
was uns bestimmt. Darum kann nur gelten, sich niemals abhängig zu machen,
schon gar nicht von, danke, Herr Adam, Bonzen. Zu denen selbstverständlich
Bonzinnen genauso gehören – ein Umstand, den das generische Maskulinum
in Sätzen wie Ihrem tatsächlich einmal unterschlägt.]

***

Und noch so eine, hier schon sozusagen geniale Konradvolte:

In Deutschland, wo der Konsens blüht.

Man muß seine politische Ausrichtung nicht teilen, um zu wissen, er habe hier recht. Man kann nur stolz darauf sein, ihn  lesen zu dürfen.

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