Erotische Literatur, maskulin.

Ich habe, wie Sie wissen, gegenüber erotischen Texten eine höchste, wenn nicht d i e höchste Anspruchshaltung. Wer sich poetisch in diese Gefilde begibt, braucht sowohl die Kraft der Formulierung als auch eine enorme Empathie; er (oder sie) muß sich selbst gefährden, darf nicht “gesichert” in entfremdeten Termini arbeiten, sondern muß versuchen, ohne Ansehung eigenen Vor- oder Nachteils sowohl schonungslos (mit sich selbst) als auch zärtlich und eben obsessiv sich seinem Stoff hinzugeben, als wäre es eine geliebte Frau (oder ein geliebter Mann). – (…) Es geht ja nicht um i r g e n d einen Stoff, sondern um einen, der uns alle am tiefsten faßt und dessen Wirken letztlich unsere ganze Art entstammt. Damit nicht angemessen umzugehen, ist ein Verrat.

(…)
Texte, die sich auf den Sexual-und Liebesakt, gleich welcher Spielart, einlassen, haben das schwierigste, anspruchsvollste aller Sujets… sofern sie nicht auf Konkretion verzichten. Das zu tun, ist ein weiblicher Weg, der Männern, wollen sie nicht heucheln, verschlossen ist. Oder sie sind, wie etwa Proust, mit ungewöhnlich viel Östrogen ausgestattet. Wenn nicht, müssen sie direkt sein – und dann gilt,was ich oben schrieb.
[An eine nahe Freundin.]



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