Paul Reichenbachs Samstag, der 25. November 2006. Countdown II. Treffen in B.

“Hochheimer Kirchenstück: Würziger “erdiger” Duft mit Steinobst und Limetten, im Hintergrund ein Leibnitz Butterkeks. Am Gaumen wieder klare Frucht, cremige Textur, kraftvoll und zupackend, hat Schmelz, Tiefe und sehr feine Struktur, lebendiges Säurespiel und einen langen Nachhall.”

11:00 Uhr

Nach drei Schoppen Hochheimer Kirchenstück und einem Glas Wasser, gegessen wurde Handkäs mit Musik, verließ ich etwas früher am Freitagabend den Stammtisch, um auf dem Weihnachtsmarkt, der gestern eröffnet wurde, noch ein paar Rumkugeln für S. zu kaufen. Ich bin kein Regelfetischist, aber dass Weihnachtsmarkt und Weihnachtsgeschäft nun schon vor dem Totensonntag beginnen, ärgert mich jedes Jahr. Der vis-à-vis des Marktes wohnende evangelische Pfarrer soll aus Protest auf seinem Balkon einen großen Osterhasen gestellt haben, so wurde jedenfalls am Stammtisch erzählt. Hier im Haus herrscht wieder Frieden und Freundlichkeit, und das Herz geht mir auf, wenn sie zum Frühstück extra Holundersuppe kocht und mit in Butter geröstetem Zwieback serviert. Wissen muss man, dass ich die ganze Woche für Essen, Waschmaschine, Geschirrspüler, Wäschetrockner und Bügeleisen zuständig bin, während sie den Haushalt wochenends in der Hand hat. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn Bügeln muss ich immer. Das Bügelbrett, das lange Stehen an ihm, bereitet ihr Rückenschmerzen. montgelas will heute noch vorbeikommen, um für ANH’s Sohn ein Spielzeug bei uns auf dem Dachboden zu suchen. Dort lagern eine Unmenge von Spielsachen, die unserem Jungen die Kindheit zum Abenteuer werden ließ. Meine Frau wird er bitten Kekse zu backen, Ja, wird sie sagen. Mache ich, für Dich jederzeit. Und wird lächeln, wie immer. Versonnen.

17: 30
Sie bäckt Plätzchen, das ganz Haus duftet. m. sitzt in der Küche, ich hörte ihn laut deklamieren, neugierig geworden öffnete ich die Küchentür, und sah ihre und seine Augen glänzen. Bleib hier,sagt sie, und hör, was für tiefe Verse montgelas mir vorliest. Beide konnten sie nicht wissen, dass ich in meinem Arbeitszimmer saß, und ebenso wie sie, die Bamberger Elegien gelesen hatte. Die können sich noch begeistern, dachte ich und spürte Trauer. Mein Zug scheint abgefahren….

” Es wird Winter, regnerischer, Eis kommt,
steif stehen die Allegorien auf ihre Brüstung,…
(Alban Nikolai Herbst. Bamberger Elegien XIII.)

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