B.L.’s 13.2. – Herz : verdreht

18.42
Übler Kopfschmerz! Es muß am Billigwein liegen, anders kann ich’s mir nicht erklären. Wenn so ein Liter nur 0,79 Euro kostet im Sonderangebot, dann darf ich wohl nicht mehr erwarten. Dann vielleicht noch das Rauchen hier im Zimmer, wenn ich die Zügel der Disziplin schießen lasse. Der Gasofen. Die feuchte Luft. (Vielleicht habe ich einfach nur keine Lust nachzudenken, und der Kopf gibt mir den Vorwand dafür). Fieber vielleicht? Will ich doch noch gepflegt und verhätschelt werden? Oder ist der Fuchs schuld, den ich heute Vormittag gegen 9 Uhr meinen Fensterblick durchqueren sah? Ich weiß, ich weiß, ich hätte lieber gleich klipp und klar meine Position behaupten sollen, denn ansonsten verliert man sich stückweise an ein Meer aus lauter Jeins, die weder ein M-, noch ein D- zulassen und direkt zum „Vater Unser“ führen, der du nicht bist. Und Unser schon gar nicht. (Merkt man das eigentlich, daß ich unzufrieden mit mir und all dem Rest bin? – Sollte man eigentlich… (und könnte dem Text tausend weitere Parenthesen zwischen die Worte und die Sätze schieben: Es wär’ nicht anders, als blähte ich ihn, bis er platzt, drum mach’ ich HIER Schluß und nicht unten (sic!, weil ich dieses nach dem geschrieben, was weiter unten schon stand.)). Dennoch wieder mal alles geschafft. Nein, doch nicht ganz: ich muß ja noch den Tag selbst an sein Ende schaffen. Ich beschränke mich ansonsten auf ein Zitat, das mir beim n-ten Anlauf zu einer Vergangenheitsbewältigung meiner selbst untergekommen ist (d.h. ich schreib’ die Tagebuchfetzen (meist dauerten solche Unternehmungen immer nur ein paar Tage, bevor ich’s wieder sein ließ (hier bin ich ja erstaunlich standhaft!)) in verstreuten Heften und Terminkalendern ab). Es stammt von 1994 (nun weiß ich auch wieder die Daten unserer Griechenlandreise):

Das beliebteste spanische Abführmittel ‚Purgyl’ trägt als Schutzmarke das Bildchen vom Allerheiligsten Herzen Jesu und nennt sich auch stolz und fromm: Sagrado Corazón de Jesús. Was man damit andeuten will, weiß ich genau, doch wage ich es nicht zu sagen. Mögen es die fünf Engelchen ausplaudern, die um den Heiligenschein des Erlösers neckisch angeordnet sind. Sie zeigen alle das zufriedene Lächeln irdischer Kreaturen, denen der Heilige Stuhl seine Gnade nicht versagt. Geschäft ist Geschäft – doch wem sage ich das.

Albert Vigoleis Thelen, Der kleine Herr Bahßetup, 53 (damals ausgeliehen aus der Bibliothek des Goethe-Instituts in Rom)

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .