B.L.’s 23.2. – Feuer & Asche

17.07
Heute sind die ersten Aprikosen- und Pflaumenblüten aufgegangen, die sich schon angekündigt hatten. Ernten werde ich die so sich meldenden Früchte wohl nicht mehr. Eigentlich sollte ich noch die Bäume beschneiden lassen. Schon im letzten Jahr kümmerte ich mich nicht drum, den Bauer kommen zu lassen, der das sonst machte. Aber seit zwei Jahren fehlt mir jede Motivation. Der Zeitpunkt läßt sich sogar genau angeben: Es war der Tag, an dem Wojtyla starb: 2. April 2005. Ich hatte den ganzen Winter über peu à peu ziemlich viel Holz zersägt und gestapelt. An dem Tag muß irgendein x-tes falsches Wort gefallen sein (nach einem Winter, in dem ihr Mund nur noch das Negative in mir ansprach). In der Art, ob ich nichts Nützlicheres zu tun hätte. Dann sah sie mich auch noch ein Bier bereits am Nachmittag trinken, und da waren dann der Vorwürfe wieder kein Ende. Als es dann dämmerte, ging ich raus, und machte ein Riesenfeuer aus all dem Holz, daß ich da geschnitten, gesägt und gestapelt hatte. Seitdem habe ich keine Motivation mehr, auch nicht zum Gemüsegarten. Es geht mich nichts mehr an. Es ist nicht meins. Das bin nicht mehr ich. Notgedrungen mähte ich ab und zu Gras, aber mehr nicht. An dem Abend starb Wojtyla. Ich war am Ende sturztrunken, traute mich nicht mal mehr ins Haus, wollte erst im Auto schlafen, legte mich auch draußen auf die Steinplatten. Irgendwann klopfte ich dann doch. Am nächsten Tag hörte sie mich sagen: „Ich glaube, ich sollte zu einem Psychologen gehen.“ – „Das ist das Vernünftigste, was du seit langem gesagt hast.“ Seitdem mag es noch unter der Asche geschwelt haben, eine Flamme loderte ab und an, aber es war keine Materie mehr da zum Verbrennen. Ich selbst habe mich ziemlich aufgezehrt in diesen beiden Jahren. Ich wußte manchmal nicht, wohin mit meinem Brennen: Ich steckte Vieles an, auch sie. War leicht entzündbar. Und verlosch dann wieder, oder wurde ausgelöscht. Ein unstetes Feuer. Nahrung hat es keine mehr.

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