Arbeitsjournal. Mittwoch, der 24. Oktober 2007.

7.39 Uhr:
[Arbeitswohnung. Jarrett, Osaka Concert, 1976.]
Sagt die Geliebte, als ich die Wohnung verlasse und mir den einen Schal um den Kopf winde: „El’Aurence vom Prenzlauer Berg“ – so wäre denn zum >>>> Tarzan ein weiteres literarisches Geschöpf mit Bewußtsein in diesen Kiez getreten; und ich geb zu, der Satz schmeichelte mir, auch wenn diese Frau hinzufügte: „Damit siehste aus, als hättste einen riesen Kopf…“ und spöttisch auch noch dranhing: „Haste ja.“ Da hätt ich gern die Muezzin-Notierung aufgesungen, die mir vorgestern Zagrosek in einer Partitur gezeigt hat.
Es ist momentan s e h r schwierig mit unseren Zwillingsbabies, so übernehme ich nachts mit die Wacht, und so komme ich morgens nicht rechtzeitig um halb fünf hoch. Wenn das Leben das so will, ist das in Ordnung. Im Zweifel immer für das Leben, so, wie in der Kunst gilt: Im Zweifel immer für den Satz.

Immerhin hab ich gestern ja die Kinderopern-Kritik hinbekommen und außerdem die Klassenlehrerin meines Junges mit der Komischen Oper vernetzt: Nun bekommen die Kinder einen Workshop von dort gratis, incl. Führung und Probenbesuch, und danach können sie alle für sehr leichtes Geld eine Aufführung von Ravels Kinderoper erleben. Unterm Strich ist das a u c h fein. Und heute morgen, nebenbei, aus der Hand, die Elfte Scelsi-Variation komplettiert, die ich im Lauf des Tages in Die Dschungel einstellen werde.
Heut morgen ist erst mal wieder Administratives dran; dringend muß der Heidelberg-Vertrag weggeschickt werden; ich hab das ganz vergessen; eine Mail erinnerte, ja ermahnte mich und droht: Sie bekommen sonst Ihr Geld zu spät. Dann erreichte mich abends noch ein Anruf des Galeristen Jesse wegen der AEOLIA: Plötzlich will er den Text g a n z schnell an die Setzerin geschickt haben, damit das Buch produziert werden kann. Er erzählte von einer weiteren Veranstaltung in Bielefeld, wo wiederum >>>> Gratz‘ Stromboli-Bilder ausgestellt wurden, wo aber vor allem auch diesmal ein Schauspieler aus meiner AEOLIA vortrug – und das muß so etwas wie standing ovations zur Folge gehabt haben. Plötzlich war der sonst eher skeptische Jesse richtiggehend begeistert, und das wohl hat den Eildruck in ihm ausgelöst. So daß ich nun von einem Besuch in Gratz’ Atelier Abstand nehmen und mit dem Künstler die Bild/Text-Folge per Mail arrangieren muß. Also brauche ich vorher von meinen Gegenlesern noch die kritischen Stimmen. >>>> Parallalie hat bereits heute früh ein paar wenige Anmerkungen gemailt und will sich gegen den Abend noch einmal melden. Prunier hat auch schon aus Laon geschrieben, aber nichts gerügt. Jetzt wart ich noch auf LH und >>>> dielmann.

Nach dem Administrativen geh ich an die Zwölfte Scelsi-Variation, danach wieder an den Marianne-Fritz-Artikel, von dem sich annehmen läßt, daß ich ihn im Entwurf bereits heute oder morgen fertighaben werde. Sowie d a s erledigt ist, hör ich ins DAT-Band des Gespräches mit Zagrosek und mach mir schon mal Gedanken um die Präsentation/Form usw. Und ich muß mir die >>>> Anno-1900-Anthologie vornehmen.
Guten Morgen.

11.34 Uhr:
[Jarrett, Redman, Haden, Motian, Johnson: Fort Yawuh (1973).]
Jazztag heute.
Den ersten Haiku meines Lebens geschrieben: Zwölfte Scelsi-Variation. Stell ich aber nicht ein, man muß ja Geheimnisse ausnahmsweise auch mal wahren.
LH mailt, er komme nicht auf die Dschungel-Site. Hat noch jemand Probleme?
Ansonsten ein Hin und Her wegen der AEOLIA sowie eines dickleibigen Veranstalters halber, dessen Bauch tatsächlich noch von seiner Ignoranz übertroffen wird; dann ein Anruf der Vollstreckungsstelle des Hauptzollamtes, nette Frau, die mir riet, den Vollstreckungsbeamten abzuwarten – ich meine, ich wollte die Steuerkasse eigentlich nicht durch unnötigen Kostenaufwand belasten und hatte geschrieben: Warten Sie noch etwas zu; sowie ich kann, zahl ich das Zeug (gesetzliche Pflegeversicherung)…. – aber was der Gang ist, soll der Gang unbedingt bleiben. Tja.
Jetzt spazier ich eben zum Briefkasten um die Ecke, dann schlaf ich meine Mittagsstunde.
An einem kleinen AEOLIA-Problem denk ich parallel herum, wozu ich eine 200gr-Tafel Schokolade gefuttert hab.

Buschheuer >>>> ist gerade in Hamburg oder schon wieder auf der Rückfahrt und prolongiert ihre Probleme mit dem Netz offenbar.

22.27 Uhr:
[Am Terrarium.]
Eine verstopfte Nase zu haben muß für Babies, die ja nicht verstehen können, weshalb sie nur so schlecht Luft bekommen (zumal sie im Mündchen ja den Schnuller haben wollen), völlig unerträglich sein; sie wissen ja auch nicht, daß sowas vorübergeht. Und dann kriegen sie zugleich auch noch Zähne. Und ein Baby weckt schreiend immer das andere, das doch grad eingeschlafen war. Und immer so fort bis in den Morgen. Ich bereite mich deshalb auf eine nächste harte Nacht vor.
Von >>>> parallalie kamen eben sämtliche, von LH die ersten Anmerkungen zur AEOLIA an; ich werde beides morgen vormittag nebeneinander her bearbeiten und ggbf. Einarbeiten. Noch schmökere ich mit großem Genuß in Marianne Fritz’ DESSEN SPRACHE DU NICHT VERSTEHST und skizziere weitere und weitere Sätze für meinen >>>> VOLLTEXT-Artikel. Werde aber gleich noch mal etwas zappen, aber nicht zu spät zu Bett gehen, damit es morgen mit der Früharbeit klappt.
Gute Nacht allerseits.

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