Arbeitsjournal. Mittwoch, der 2. Januar 2008.

5.09 Uhr:
[Arbeitswohnung. Claus-Steffen Mahnkopf, Zweite Kammersinfonie.]
Der erste Januars-latte macchiato des Jahres; obwohl hier seit vor Weihnachten nicht geheizt ist und es gestern so geschneit hat, daß man sogar Schneemänner bauen konnte (heut ist diese Pracht freilich schon wieder vorüber), ist es erträglich warm in der Arbeitswohnung. Ich hab gestern >>>> das ersteigert; damit wird es sich erstmal gut arbeiten lassen; interessieren freilich tut mich >>>> dieses, eventuell auch >>>> das oder >>>> jenes; bei den letztren beiden weiß ich nur nicht genau, ob ich von Klinke zu diesen speziellen Anschlüssen Adapter bekomme, weil ich den Eingang auch von der Anlage aus nutzen können muß; außerdem muß vorrangig erst mal das Laptop-Problem gelöst werden. Jedenfalls fängt das Jahr nicht schlecht an, auch wenn ich jetzt wieder Arbeitszeit aufholen muß. >>>> Dielmann braucht die BAMBERGER ELEGIEN bis Ende Januar, damit das Buch zur Leipziger Messe erscheinen kann; die Fahnenkorrektur für die AEOLIA muß noch einmal ganz von vorn begonnen werden, da wir alles umformatiert haben und umformatieren mußten; bis zum 15. 1. ist eine lange Rezension für >>>> Volltext zu schreiben; und bis zum 12. allerspätestens muß die Dritte Heidelberger Vorlesung fertigsein; dazu kommt, daß ich mich um meine erkrankte Mutter kümmern muß und will, die aber nicht in Berlin, sondern bekanntlich im Schwarzwald lebt und morgen ins Krankenhaus will; da ist mit Ärzten zu telefonieren, da sind Verfügungen zu treffen. Daß ich deshalb mein Netz-Opern-Projekt etwas zurückstellen muß, ist eine reine Frage der Notwendigkeiten; gefallen tut mir das aber nicht. Außerdem sollte >>>> die fiktionäre Website auf Vordermann gebracht werden; es muß auch mit den Newsletters wieder losgehen.
Wie gesagt, immerhin. Sofern nichts mehr dazwischenkommt, werden von mir dieses Jahr fünf Bücher erscheinen:
1)Die Heidelberger Poetik-Vorlesungen bei >>>> Manutius.
2)Die AEOLIA-Gesänge/Stromboli mit den Bildern von Harald R. Gratz in der Edition Jesse (als Privatdruck).
3)Die BAMBERGER ELEGIEN bei >>>> dielmann.
4)MEERE in der letzten Fassung von 2007 bei dielmann (als Softcover).
5)Die Essaysammlung zur Frankfurtmainer Buchmesse im Herbst bei >>>> tisch7.
Und außerdem
6)der >>>> horen-Sonderband zu ANDERSWELT und meiner RomanPoetik, ebenfalls zum Herbst 2008. (Daß das nach dem Sonderband zu Grass publiziert wird, hat was ausgesprochen Eigenes).
Mehr, glaube ich, d a r f ich dieses Jahr gar nicht auf den Markt geben; es wird eh schon zuviel sein, um angemessen diskutiert werden zu können. Insofern habe ich dann Zeit genug, um den dritten ANDERSWELT-Band ARGO für den Herbst 2009 vorzubereiten, also mich wieder umfassend in die Prosa-Arbeit zu stürzen. Wobei ich nebenbei s c h o n ganz gerne noch an weiteren Gedichten schreiben möchte.

Soweit die literarischen Vornahmen für dieses Jahr. Hinzukommt das Opernprojekt, hinzukommen weitere kleinere Aufträge der Frankfurter Sonntagszeitung, jetzt des Konzerthauses Berlin. Und nicht vergessen werden darf das Opernprojekt mit >>>> Robert HP Platz. Da ist noch am Libretto zu feilen und ein weiteres für das letzte der vier Stücke des Zyklus’ zu schreiben. Außerdem soll es ja, im Rahmen eines Lehrauftrages der Heidelberger Uni, mit der >>>> Werkstatt weitergehen, im Rahmen eines Lehrauftrages der Heidelberger Uni.

UMTS von >>>> moobicent läuft ausgezeichnet. Jetzt werde ich noch meinen Brief dahin schreiben, ob man mir nicht meinen Zugang sponsorn will. Den Link kann ich jetzt besten Gewissens auf die Sites stellen, und ich hätte dann wenigstens mal d i e s e Kosten von der Backe.
Guten Morgen, allerseits. Ich fang mal an.

8 Uhr:
[Mahler X., Barshai-Komplettierung, Barshai.]
Ganz vergessen, daß ich unbedingt für >>>> die Weiss’sche Universitätsbuchhandlung in Heidelberg für die ANDERSWELT-Lesung am 16. Januar meine Presseunterlagen zusammenstellen muß. Die >>>> Pressemappen-pdf auf der fiktionären Website mußte dazu eben um zwei Bücher und sowieso ergänzt werden. In professionellem Design schaff ich das vor Februar nicht mehr, also mußte ich etwas improvisieren. Das hab ich eben dazwischengeschoben. Zur Post muß ich nachher sowieso; da lagert was für mich, und >>>> findeiss möchte gern mein >>>> Lezama-Lima-Hörstück als Audio-CD haben. Hab ich nebenher eben auch noch kopiert und gebrannt. Außerdem, jetzt für UF, Barshais Komplettierung von Mahler X, die es nirgendwo gibt, meines Wissens, außer bei mir. Aber mit Aufnahmefehlern, die ich herauszufiltern versuche, während ich über die Dritte Vorlesung nachdenke (und noch einmal alles Bisherige lese, um wieder in den Fluß hineinzukommen).

17.21 Uhr:
[Händel, Orest.]
Ich hab das Gefühl, die Zeit rennt einen permanenten Sprint. Immerhin eine Seite neu an der Vorlesung und den Rest schon mal ange-überarbeitet. Außerdem Telefonat mit Jesse wegen AEOLIA; jetzt will er, daß der Gedichttext auf den Seiten zweispaltig läuft, weil der Buchumfang bei 50 Seiten bleiben soll. Ich wittere eine Auseinandersetzung; auf jeden Fall muß das Langgedicht in einer Weise gedruckt sein, die der künstlerischen Intention entspricht. Sonst geh ich kurz vor Schluß noch auf die Barrikaden. Aber ich hab erstmal nix gesagt, nur sehr vorsichtig Bedenken formuliert. Alles andere wird von der neuen pdf abhängen, die ich zum Wochenende hierhaben soll.
Eine halbe Stunde lang tu ich hier noch was, dann brech ich nachhause auf; aber vielleicht arbeite ich heute abend noch weiter. Wobei ich unbedingt den neuen Cronenberg sehen will; vielleicht kann ich den Profi überreden, mich in >>>> die Spätvorstellung zu begleiten. Auf Cronenberg beziehe ich mich auch wieder in der Dritten Vorlesung.

23.14 Uhr:
[Am Terrarium.]
Welch ein Horrortag dann, schließlich, plötzlich, neben der so gut laufenden Arbeit. Aber die Zwillingsbabies beide krank, die Mama ebenfalls (ich werd die Kleinen über Nacht übernehmen, um halb fünf wechseln wir dann, so daß ich zur Morgenarbeit rechtzeitig an den Schreibtisch komme); tagsüber hab ich dem Arzt meiner erkrankten Mutter, die nun seit drei Monaten quasi ohne Behandlung mit einem doppelten Beckenbruch alleingelassen ist, endlich den Marsch geblasen; die alte Dame ließ mich ja nicht, aber nachdem sie gestern abend anrief und mich bat, bei den Ärzten zu intervenieren, was ich umgehend tat, haben die nun wohl das Bibbern gekriegt, sind sofort zu meiner Mutter auf Hausbesuch und haben aber auch sofort die Einweisung ins Krankenhaus verfügt; das wird morgen über die Bühne gehen; ich leite das sozusagen fernspielend aus Berlin. Wenn es irgend geht, werde ich dann in den Schwarzwald fahren, aber hier ist eben auch das Chaos, um von der Arbeit einmal ganz zu schweigen. Dann hat ein Freund nicht nur Schwierigkeiten mit seinem pubertierenden Sohn, nein, da ist das volle Unheil ausgebrochen; der junge Jugendliche bedroht die Eltern mit Gewaltanwendung, flippt völlig aus, geht nicht zur Therapie und und und; ich deutete das neulich schon mal an; es ist nicht besser, sondern imgrunde nur noch immer schlimmer geworden. Wie das ausgehen wird, ist noch völlig offen; wahrscheinlich wird Amtshilfe in Anspruch genommen werden müssen. Und dann erreicht uns vorhin die Nachricht, daß der Papa eines neunjährigen Freundes unseres Achtjährigen in seiner Wohnung tot aufgefunden worden ist, auf der Toilette sitzend umgefallen, unwürdiger geht es nicht, eventuell ein Gehirnschlag, evtl. etwas anderes. Die Eltern getrennt seit langem, der Vater immer der verläßlichste Pol für den Jungen gewesen, der halb bei ihm, halb bei seiner Mama lebte. Noch weiß der Junge nichts, noch hat die Mama es nicht fertigbekommen, es ihm zu erzählen. Sie möchte vorher mit einem Kinderpsychologen sprechen; die Frage kam dann wieder an mich, einen guten zu vermitteln. Ich hab sogleich bei meinem ehemaligen Psychoanalytiker angerufen, aber da war offenbar noch niemand in der Praxis. Jedenfalls werde ich das gleich morgen früh tun. Und ich guck mich um und frage mich: Was ist nur los? Wieso schlägt das Leben gegen alle Seiten plötzlich so zu? Momentan hatte ich den Gedanken, den Freund unseres Jungen wenigstens für die erste Zeit auch noch bei uns unterzubringen, weil er in Adrian solch eine gute Bezugsgröße hat. Und überhaupt: Die Familien zusammenlegen, auch die des anderen Freundes mit seinem ins Asoziale wegrutschenden Pubertierenden, eine Haushälfte gemeinsam mieten und dann die Familien verläßlich strukturieren…
Dafür dann wieder, ebenfalls heute abend, die Anfrage der Komischen Oper Berlin, ob ich zur La-Bohème-Premiere am 10. Februar den Aufmacher für die Hauszeitung schreiben würde. Da werde ich selbstverständlich zusagen, obwohl ich vor Arbeit wirklich nicht weiß, wo mir gerade der Kopf steht.
So, ich tu noch eine halbe Stunde was, dann geht es schlafen zu den Babies; es wird eine unruhige Nacht, aber ich bin bei Schlafentzug dickfelliger als die Mama; außerdem bin ich, anders als sie zur Zeit, schnurzgesund. Das ist auch so eine Erfahrung: Je höher die Belastungen sind, um so weniger ist man anfällig für Krankheit. Aber wehe, die Belastungen lassen nach. Das ist a u c h etwas, das entschieden gegen sämtliche Modelle des Ruhestands spricht. Nein, arbeiten, bis man einfach umfällt, das ist das Menschenwürdigste, das es gibt.

Dem Profi hab ich bei alledem abgesagt; auch wäre die Spätvorstellung des Cronenberg-Films erst um 22.45 Uhr gewesen, da kommt man dann nicht vor 1.30 Uhr aus dem Kino, und das wiederum ist kontraproduktiv zur Früharbeit. Besser, mal nachmittags ins Kino gehen. Egal. Gute Nacht.

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