Arbeitsjournal. Sonnabend, der 15. November 2008.

5.58 Uhr:
[Am Terrarrium.]
Hier schläft alles, und ich lasse alle schlafen, bis sie erwachen werden; wir sahen gestern, muß man sagen:, nacht >>>> Julian Schnabels „Schmetterling und Taucherglocke“, der offenbar „nach einer wahren Begebenheit“ gedreht wurde, so man nicht auch den Nachspann, der davon in der Formulierung einer kleinen hommage erzählt, dem schönen Kalkül zuschlägt, das den gesamten Film poetisch durchwirkt. Es war Viertel vor eins, bis der Film zuende war, da waren die beiden, die Frau und der Junge, neben mir eingeschlafen. Den Jungen trug ich zu Bett, auch wenn er unterdessen zu schwer geworden ist, ihn auch aufs obere Lager seines Kinderdoppelbettes zu heben; paar Stufen mußte er schon noch steigen und tat es im Dreiviertelschlaf. Ich selbst lag kurz nach eins neben den Zwillingskindlein, um Viertel nach fünf stand ich auf.

Familientag heute: nachmittags Vernissage unseres „Großen“, auf dem die Modelle versteigert werden, die die Kinder in ihrer vierten Klasse nach den Hundertwasser-Häusern gebastalt haben; es wird Kindersekt geben, auch für mich, dessen Ramadan ja erst halb herum ist; der Erlös der Versteigerung geht in die Klassenkasse und soll vor allem den Jahresbesuch in der Kinderoper finanzieren. Aufregung, klar. Knabbereien, für die Erwachsenen auch Alkoholisches, mehrere Versteigerungsgänge, „bei einer Versteigerung muß es so leise sein,“ erklärtest Du uns gestern, „daß man eine Nadel fallen hören kann“. Also sind Einkäufe zu tätigen (Nadeln mitbringen?). Bis dahin will ich >>>> weiterlesen, auch wenn mir klar wird, daß ich die Lektüre werde abbrechen müssen, weil sie wenig mit dem zu tun hat, was >>>>> in der kommenden Woche ab Freitag zu diskutieren ist. Die nächsten Bücher zum Thema warten.

Um neun fahr ich zur Arbeitswohnung hinüber, um Cello zu üben; ich hatte ganz aus dem Blick verloren, daß heute Wochenende ist, und deshalb das Instrument gestern abend drüben gelassen. Parallel werde ich die >>>> Aufnahme von gestern abend auf den Laptop überspielen und dreivier CDs davon brennen: für die Sing-Akademie, für ihren Dramaturgen >>>> Chistian Filips (über den eine WDR-Sendung zu schreiben ich mir vorgenommen habe; er ist ein ziemlich begabter Lyriker), für >>>> Katja Tchemberdji, die gestern bei der Uraufführung verhindert war, und für mich. Eigentlich stellte ich die Vertonung gerne als mp3 (oder besser: >>>> flac) auf >>>> die fiktionaere Website mit einem Link aus Der Dschungel, aber dazu werde ich mir, aus urheberrechtlichen Gründen, erst die Erlaubnis holen müssen. Seien Sie wachsam, drum.
Guten Morgen.

10.22 Uhr:
[Arbeitswohnung. Fasch, Kantate.]
War noch nicht am Cello. Stattdessen überspiele ich >>>> die Aufnahme von gestern abend. Und habe eben noch die Bilder hochgeladen und >>>> eingefügt. Gerade beginnt die Vertonung meines Gedichtchens. Zugleich bin ich ja selber baff, wie sehr mich Meineckes katholische Spekulationen fesseln (eigentlich referiert er mehr über sie, er meditiert ja nicht selbst, jedenfalls noch nicht) und >>>> welche Gedankengänge sie bei mir entfesseln. Das springt und fließt unentwegt. Dazu morgens die kleinen Zwillingskinder sehen und das Wachstum des Achtjährigen, bald Neunjährigen, der bereits Schuhgröße 38 hat, in zwei Jahren vierzig haben wird und damit größere Füße als seine Mama. Das Gefühl eines permanenten Wunders, das wir, weil wir’s profanieren, zu übersehen gewöhnt gemacht wurden: „C h e m i e ist das Wunder“, daran erinnert es mich, irgendwie so habe ich es in einer der BAMBERGER ELEGIEN formuliert. Und plötzlich passend >>>>> Cellinis heutiger Tagebucheintrag, der mich momentlang benommen sein ließ. Ich habe das dringende Gefühl, daß etwas in mir… hm, „kippt“.

Noch ein Wort zu >>>> diesem Notat. Seine eigentliche Kraft, zu dem der Widerspruch gehört, wird es nur entfalten können, wenn ich auf das eigentlich angemessene „möglicherweise“ verzichte und den Gedanken normativ ausführe. Das werde ich für die NEUE FRÖHLICHE WISSENSCHAFT so dann auch tun. Kritik obliegt den Lesern, nicht dem Autor. Hätte man jeden berechtigten Einwand in der Zeit der Entstehung einer Theorie gelten lasen, wäre es zur Theorie nie gekommen. Der kantschen Kausalität aus Freiheit entspricht eine Thetik aus Freiheit.

So, das Cello.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .