Terje Dragseth. 19.03. 2009. montgelas im “Das Bett”

Die Ohren schrieben schräg. Die Augen hörten die Geräusche…(Dragseth)

…eg kvit a sorg
svart a sanning

Ick bin weiß vonne Traua
Schwarz vonne Wahrheit.
…….

alt fannyttes eg gjier
gjierr eg a lauslatast
immje frikjenast…

…Allet um sonst; wat ick mach,
mach ick, um freijelassn ßu wern
nich um freijesprochn ßu wern….

Aus: Terje Dragseth Weißkräje sein Lied. Jeschriem in Alt-, Neu- un’ Südnorwegisch, von Tone Avenstroup int Halbdeutsche übasetzt, von Terje Daragseth selbs arklärt un’ von Bert Papenfuß in Berliner Platt übajetragn. 2009. Gutleut Verlag Frankfurt/M & Weimar.

Vergangenheit und Gegenwart machen kaum einen Unterschied, auf die Zukunft kommt es an, schreibt >>>>Bert Papenfuß in einer Art Nachwort zu >>>>Terje Dragseth’ Band „Weißkräje sein Lied“. Und hat Recht. Ein wenig von der Zukunft der Lyrik, , – Gott sei es getrommelt und gepfiffen, nein ich mein hier nicht Richard Kämmerlings, dem zum Gott der Kraussche Witz fehlt, – konnte man gestern abend mitkriegen als Dragseth & Co incl. Papenfuß die kleine Bühne im >>>>>„Das Bett“ zum prallen Leben erweckten. Ihre Performance und schräge, schrille Gittarren verkündeten den Abschied vom reinen verschriftlichten Gedicht und die Rückkehr in die Traditionen der Gesänge, die einmal Ursprung aller Dichtungen gewesen sind. Troubadoure, Sordello, Villon, Carl Michael Bellman, Whitman, Majakowski, das Volkslied, Dialekt und Slang, Morrison und Hendrix, norwegisch geerdet, bevölkerten am gestrigen Abend das Podium, auf dem sich auch Trolle tummelten. Protest, Schmerz, Melancholie und Humor, der immer auch ein großer Ernst von Innen ist, rissen mich mit. Dragseth war einfach in seinem zur Performance geratenen Vortrag toll. Papenfuß, dem es an diesem Abend offenbar an Mut zu mehr hintergründigem Pathos fehlte, blieb mit seinen vorgetragenen Nachdichtungen, die er, liest man das Buch, superkongenial, Franz Biberkopf aufmerksam lauschend, nachgedichtet hat, hinter seinen Möglichkeiten zurück. Dass der Mann mehr kann als flapsen, zeigte sich dann streckenweise gegen Ende der Lesung, als Papenfuss die Scheu vor seiner eigenen Arbeit verlor und aus sich herauszugehen begann.
Ein toller Abend mit leider viel zu wenig Publikum. Die Ignoranz der Frankfurter, wer hier lebt, weiß was ich meine, ist nur noch von ihrer eigenen Presse zu übertreffen. Ich danke den guten Leuten vom Gutleutverlag, insbesondere Michael Wagener und Sascha Anderson, die Terje Dragseth nach Deutschland geholt haben. Und ich danke Bert Papenfuß, der sich dem sicherlich nicht einfachen Experiment unterzogen hat, Dragseths norwegische Gesänge im Sprachraum Berlins lebendig werden zu lassen.
Last but not least ist >>>>Tone Avenstroup zu nennen, ohne die Dragseth nicht zu Papenfuß gekommen wäre. Ihre Übersetzung machte die virtuose Nachdichtung erst möglich. Klasse!