Bettjacke & Hirschgeweih mit Strapsen. 14.09. 2009. Paul Reichenbach ohne Mitleid für “Obdachlose”.

Wenn ich Radio höre oder fernsehe, habe ich oft die die Empfindung, die Welt trete in Person bei mir ein. Gestern beim so genannten Kanzlerduell Merkel – Steinmeier ist das allerdings für mich anders gewesen. Von Welt, im umfassenden Sinn, keine Spur und von Personen, Persönlichkeiten, die mein Wohnzimmer via Television, also meine kleine Welt, besucht haben, kann auch keine Rede sein. Denn während ihres drögen Gespräches, schon nach kurzer Zeit stellte ich den Ton ab, um wenigstens meinem Guckkastensyndrom etwas Zucker zu geben, wusste ich, dass sich hier zwei über eine Welt austauschen, die mich nichts angeht. Im Gegensatz zum Philosophen, der in seinem Problem wohnt und damit eine gewisse Authentizität ausstellt, scheinen Politiker wohnungslos. Normaler Weise erfasst mich ja beim Anblick von Obdachlosen grenzenloses Mitleid. Aber bei diesen “Wohnsitzlosen” mit angemaßten Hausfrauen- und Hausmeistertouch, gefehlt haben nur die köstnerschen Utensilien, “Bettjacke” und „Geweih mit Strapsen“, meldete sich bei mir ein Gefühl von Verachtung. Denn nix kam da gestisch rüber, was der komplexen sozialen Box, in der wir alle hausen, entspricht. Da zündelte keine Flamme, da tanzte kein gestisches Etwas, das durchaus auch Seele genannt werden kann, pixelhaft über den Bildschirm. Ein “Schade, Gelegenheit vertan”, erübrigt sich, denn wo nichts gewesen ist, kann auch nichts bedauert werden.

Was diesem Land fehlt ist ein Strauß, ein Brandt oder meinetwegen sogar ein Kohl.

Bildquelle: >>>> Eva Köstner

2 thoughts on “Bettjacke & Hirschgeweih mit Strapsen. 14.09. 2009. Paul Reichenbach ohne Mitleid für “Obdachlose”.

  1. Wie tanzt man auf dem Eis.. wenn die Angst vor dem Fallen größer ist als die Leidenschaft, es zu riskieren? Gar nicht. Man bewegt sich einfach nicht. Oder einfach nur in kleinen vorsichtigen Schritten. Eiertanz. Peymann sagte es hinterher: kein Leuchtturm in Sicht für die Menschen mit ihren Ängsten.

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