Heute und gestern 47

Ader-Lampe, Lade-Rampe. Las ich sofort das letzte Wort in Handkes Tormann. Der See im Traum mit der felsigen Insel hart am Ufer erinnerte eher an eine Abschußstation für dort landende Kriegsschiffe und U-Boote. Sehr metallisch das Ganze und bodenlos der See, weil dieses Versinken ein Dauerzustand schien, und sich Berge von Metall in die Vorstellung hinmalten mit entsprechendem Farbenklang. Am Ufer in dem Etablissement (halb Gastwirtschaft, halb Pension, halb Wohnhaus) wurde die damalige Nachbarin aus dem Dorf eingeschleust, um mir peau à peau angepaßt zu werden. Der düstere See mit dem hellen Etablissement lag gleich hinter der einistigen (gut: einisten (vgl. >>> Helmut Schulze: Nesthocker Mensch (schon wieder falsch: einstigen))) Grenze zur Ostzone. Erinnerte mich an hiesige Seen, besonders an den von Piediluco mit seinem Kegelberg und dessen Echo-Madonna, wo ich mich auch mal umgeblickt, bevor ich mich für diese Wohnung entschied. S.’s einer Satz am Anfang unserer Beziehung: sie hoffe auf viele Inseln, an den ich mich gestern wieder erinnert hatte. Endlich geschafft, mir einen Überweisungsschein beim Arzt zu holen für die Augenuntersuchung. Immerhin führt meine neue, mir aufgedonnerte Namensführung mit all den drei Vornamen (alle urdeutsch (nur in Aufklärungszeiten trifft man noch auf solche Namensschlangen, etwa Ludwig Christoph Heinrich Hölty)) Gelegenheiten zum Scherzen herbei. Dann gleich zur Apotheke: nächstbester Termin: 17. Mai. Dotoressa Rotundo. Terni. Foemina rotunditas (irgendein Barockdichter). Vorgestern die „lama“ des Flusses Ofanto. Klinge, wieso Klinge? Nein, schlicht „Aue“, was in der anderen Übersetzung als „sumpfige Niederung“ dann doch besser paßte (für mich). Selbst Klinge paßte, denn das klingt so metallen wie O.’s Behauptung, ich hätte sie mal mit dem Messer bedroht, und die sinkenden Schiffe. Damals, als wir hier in der Gegend ein Haus suchten, stand auch dasjenige des ehemaligen Bürgermeisters von Amelia, Luciano Lama (sein Ruhestandsamt nach PCI und Parlament und Gewerkschaft), zum Verkauf, das lag auch in einer Niederung. Hoch oben thronte die Stadt. Aber die Worte, die einen aus solchen Niederungen herausziehen, kommen oft von ganz unerwarteter Seite. Am wenigsten erwartet man sich selbst dabei. My horse is lucky. Wenigstens es. Das Anden-Lama spuckt mir in die Hände. Es sei alles nur ein Witz. Denkt der Tormann. Auch die Apothekerin, die wegen des mysteriösen Gekritzels des Arztes volle zehn Minuten in den Hinterräumen der Apotheke verschwand, während die Kolleginnen dauernd mit Schachteln in den Händen hin und her liefen zwischen den beiden Wänden, die den Korridor zwischen den Hinterräumen und dem Bedienungsraum bildeten und aus lauter Schubläden bestanden, die aufgezogen und mit leeren Händen wieder zugeschoben wurden. Dann bat sie mich endlich in ein Kabuff, wo ein PC stand, der wohl für die Termine in der Provinz zuständig sein wird, und verlieh mit schönen langen Fingern (der Ringfinger mit einem schmalen silbernden Ring) dem Maus-Geschiebe etwas Gelassenenes, das fast an Erhabenheit grenzte. Da sie sich dadurch eine Haltung verlieh. Lehrling? Das Alter könnte hinkommen. Aber gleich dahinter lag wieder dieser See. [zu Ende korrigiert, jetzt gilt’s, noch mal lese ich es nicht]

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