Machpela, Feld: östlich von Mamre. Im Böhmerjournal des Donnerstags, dem 8. Dezember 2011, darinnen auch Thor Kunkel ./. „das“ Feuilleton. Und spätnachmittags wird auch die letzte Welt verrückt.

5.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Arnold Schönberg, Viertes Streichquartett.]
Die berühmte Aufnahme der „alten“, schon modern-klassischen >>>> LaSalles – Walter Levin, Henry Meyer, Peter Kamnitzer, Jack Kirstein –, ohne die, soweit es Steicherkompositionen der Zweiten Wiener Klassik und ihrer direkten Nachfolge betrifft, die Neue Musik fast gar nicht denkbar wäre, so wenig wie heutzutage ohne >>>> die Ardittis, die, wie mir >>>> RHHP schrieb, die Uraufführungsrechte auch an seinem Dritten Streichquartett haben, für das wiederum ich nun ein Gedicht schreiben soll. (Ach, welch ein tiefer Kuß des nachts!)
So leitet sich mein neuer Tag ein, an dem ich den >>>> Böhmer-Aufsatz unbedingt zuendebringen will und muß. Bevor es bereits am Sonnabend spätnachmittags nach Braunschweig geht, der eigentlichen Stadt meiner Kindheit, wo ich den Vortrag halten werde. Gestern schickte mir >>>> Röhnert den Ablaufplan des Kolloquiums; ich werde es am Sonnabend in Der Dschungel noch gesondert annoncieren. Ich fahre mit gemischten Gefühlen, nach meinem >>>> Wutausbruch vorgestern.
Gestern aber… nun ja, ich bin dann >>>> d o c h geplatzt – . Immerhin teilte लक्ष्मी meine Bedenken, teilte sie in derselben Schwere. Darüber schreibe ich gleich noch gesondert, weil es außerhalb des Arbeitsjournals, in das es freilich hineinwirkt, diskutiert gehört. Der Fall sollte mit den übrigen Eltern besprochen und es muß dringend eine Lösung gefunden werden, bevor sich ähnliche Verbote häufen.

Im übrigen Böhmer ff, heute fff:


“Laß mich ein Schaf sein, Rebecca,
ein ein-
ziges, weiblichen Namens wie
Höhle, wie Poesie, wenn
tief im Westen
die Sonne verstaubt.“
Kaskaden von Bougainvilleen
fallen ins Hirn, fallen
aufs
>>>> Feld Machpela östlich von Mamre, er-
gießen sich über Leichen- und Lendenfelder, über
Becken, zitternd im Säfteverlauf, während
die Härchen stieben von Wahn und Erlösung, während
Häute, warmdunstig, kühl, dicht gewickelt,
wie Felder sachte wogten, sehr
sternklar war die Nacht.

Paulus Böhmer, >>>> Dein Schwarzgekacheltes Blut.


(Ach, welch ein tiefer Kuß des nachts!
…daß es gelänge, so daß sich das Wunder noch einmal vollbrächte, doch reif nun, erw a c h sen, des Glaubens: es-i s t aus ist-n i c h t, andächtig, zähe und stolz: Sechste >>>> Bamberger Elegie.)



Um Punkt fünf aufgestanden. Erster Latte macchiato und die Morgenpfeife. Der Profi möchte mich morgen, als seinen Adjutanten, zu einer politischen Undercover mitnehmen; ich müsse aber eine Maske tragen. Die Angelegenheit reizt mich, reizt mich enorm; ich weiß aber nicht, wegen des Vortrags, ob ich es schaffe. „Du mußt unbedingt Anzug und Krawatte tragen, sollst aber schweigen; doch will ich, daß du dir über die ganze Zeit für alle sichtbar Notizen machst -“. Wir werden pluralmajestätisch berichten.

: 6.17 Uhr.
[Schönberg, Erstes Streichquartett.]

Jedenfalls ist die Kunst der Streichquartette die höchste-ü b e rhaupt in der Musik. Man kann dieses Wissen aber nicht übertragen, nicht lehren: es muß, wie es vom Koran erzählt wird, hörend sich erleben. Die Erfahrung findet jenseits aller Begriffe statt.

7.50 Uhr:
Noch immer nicht am Böhmer gewesen, sondern >>>> „den Fall“ geschildert. Da schickt mir Sukov den Link auf eine wirklich vorzügliche Polemik Thor Kunkels auf den Geistes- und Zustand seiner Portomonnaies des deutschsprachigen Feuilletons. Leser, >>>> lesen Sie selbst! (Ich aber höre Schönberg weiter – was bleibt einem auch bei so viel Schamlosigkeit der >>>> Korrumpel?)

13 Uhr:
… allerdings >>>> muß ich aufpassen, nicht nachträglich meine eigenen Schultraumata unbewußt an der Schule meines Jungen auszuagieren.

Der Böhmer-Vortrag ist fast fertig, ich brauche nur noch ein gutes Ende.
Aber mittagsschlafen jetzt.

16.40 Uhr:
[Keine Musik; mein Junge ist hier und macht seine Hausaufgaben.]
Na gut, stimmt nicht, denn grad sitzt er auf Klo. Auch das hat er von mir geerbt: wie früher ich, bleibt auch er da stundenlang hocken und liest. Ich habe keine Ahnung mehr, wann ich mir das abgewöhnt habe. Möglicherweise im Zusammenleben mit einer ersten Frau. Mein Onkel mütterlicherseits hielt es bis in sein Alter so. Bizarre Gewohntheit…

Sitze noch immer am Böhmer-Vortrag, aber es geht wirklich nur noch um das Ende. Ich muß jetzt aufpassen, daß ich nicht zu lang werde. Doch der letzte – eine neuer – Gedanke, der mir kam, hat etwas Frappierendes, auch mich selbst, der ihn hat, Frappierendes. Ich muß ihm noch etwas folgen, dann runde ich ins SANCTUS ab.
Gegessen? Nüscht. Doch. Zwei Zipfelchen Hartfleisch ohne Brot. Dann einen frischen Milchshake mit einer Banane und einer Apfelsine drin. Für Vitamine ist gesorgt. In einer Viertelstunde darf ich den Sundowner nehmen: heut mal wieder… oh nein!!!! auch da!!!! >>>> „responsible drinking“ !!!! Ist denn >>>> die ganze Welt verrückt geworden? Nie wieder kaufe ich von diesem Whisky eine Flasche!

7 thoughts on “Machpela, Feld: östlich von Mamre. Im Böhmerjournal des Donnerstags, dem 8. Dezember 2011, darinnen auch Thor Kunkel ./. „das“ Feuilleton. Und spätnachmittags wird auch die letzte Welt verrückt.

    1. Es war nur als Bekräftigung Ihrer Aufforderung, dem Link zu folgen, gedacht. Man muß ja inzwischen darauf aufmerksaam machen, wenn irgendwo mal Klartext geredet und nicht geschwurbelt wird.

    1. Damit schmiegt er sich ohne Zweifel ans Objekt an. Ich hatte das Pech, das Buch gestern lesen zu müssen, ohne, dass mich jemand gezwungen hätte – ich wollte mich einfach mal einlassen, das war kein Vergnügen; die pure Unlust, geradezu zu sich selbst getrieben. Niemals hätte ich mich auf diese Lektüre eingelassen, aber sie war nun mal ein Danäergeschenk!

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