Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 6. März 2013.

12.06 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Ziemlich viel getrunken gestern nacht und also viel zu spät hoch; auch meine Lust, heute zu laufen, ist eher gering. Vielleicht später, vielleicht nachmittags, wenn hier einige Arbeit getan ist. Immerhin, ich habe die Kritik fertigbekommen, an der ich nun fast zwei Tage lang saß, und soeben ward sie >>>> d o r t nämlich eingestellt.
Von der Gerichtsvollzieher„front“ nix Neues; kurzes Telefonat mit der Redakteurin aber gestern, die erst bereits auf drängenden Sendetermin liegende Features fertigbekommen muß, bevor sie wieder an mein Stück geht.

Guten Morgen… ähm, Tag.

15.06 Uhr:
Statt zu laufen, tiefe anderthalb Stunden geschlafen. Dann ein schöner kleiner Briefwechsel mit Leukert:

ANH
(…) so ist es mehr, daß ich mir wirklich die Frage stellte, ob man aus Stücken, auf die man einmal geradezu so versessen war, daß sie das eigene Werk mitgeprägt haben, ob man aus solchen Stücken ganz einfach wirklich herauswachsen kann. Plötzlich sagen sie einem nichts mehr, oder man ist sogar entsetzt. Oder liegt es dann eben doch an der Inszenierung? Fast zwei Tage lang, in denen ich >>>> diese Kritik schrieb, sinn ich schon darüber nach. (Auch Mahler, übrigens, geht nicht mehr so an mich wie früher. Woran liegt das?)
Leukert
(…) ich kenne die sehr gut, die Erkaltung gerade bei Erlebnissen, die einen geradezu unter Kunst-Drogen gesetzt haben und die unser Gedächtnis zwanghaft wiederholt hat bis zum unerklärlichen Abbruch des Liebesverhältnisses. Allerdings habe ich auch schon neue Entzündungen einer alten Liebe erlebt, z.B. mit Rattles “Symphony fantastique” im Hangar. Da griff mir diese Musik wieder dermaßen ins Gemüt, daß ich in Tränen ausbrach. (Die Aufnahme auf der CD gibt den Grund nicht preis.) Ich glaube, daß es sich beim Erkalten um einen neuro-önonomischen Vorgang handelt. Nach einer gewissen Zeit werden solche Versessenheiten, also energiefressenden Vorgänge leidenschaftslos ins Archiv geschoben, – denn man weiß ja doch, worum es sich handelt, kann nur das Gefühl dafür nicht mehr reproduzieren. Wie viele Werke aber schaffen es nicht einmal zu unserem Gefühl!

Und prompt ruft Janina Schmid von den >>>> Jungen Deutschen Philharmonikern an und fragt, ob ich über die Aufführung Mahler IX unter Jonathan Nott in Der Dschungel schreiben möge. Klar, habe zugesagt, da mit dem Termin des Dienstags direkt nach der Leipziger Buchmesse auch der Termin gut liegt.
Ich muß noch ein paar Emails schreiben, dann werde ich Tobias Sommers >>>> Edens Garten weiterlesen. Und vielleicht doch noch meine fünf Kilometer laufen. Abends der Profi.

4 thoughts on “Das Arbeitsjournal des Mittwochs, dem 6. März 2013.

  1. Wie glücklich … … wenn es dabei nur mit einzelnen Werken so geht. Das kann man ja noch verschmerzen. Ich habe mich seit Monatsbeginn ins Schreibexil nach Warnemünde zurückgezogen, wo ich auch über die Leipziger Messe hinaus bleiben werde, weil ich plötzlich begriff, dass meine gesamte Bibliothek um mich herum keinerlei Bedeutung mehr für mich besaß. Und all meine Musik, die ich ewig gehört hatte und ständig zu brauchen meinte, die stürzte im vergangenen Monat für mich in ein schwarzes Loch, so sehr, dass ich gegenwärtig seit Tagen gar nichts mehr aus meiner Sammlung auf dem Computer zu hören vermag (außer Allan Pettersson, da seine Musik keine persönliche ist.).

    Weiß nicht, wo das hinführen wird. Mein Brasilien-Buch, an dem ich im letzten Jahr schrieb, scheint völlig kaputtgemacht zu sein. Hier in Warnemünde sitze ich bei dem Versuch, einen Text zu beenden, den ich vor 12 Jahren begann und merke, dass er wohl längst gestorben ist.

    Na okay, wäre dann auch in Ordnung, wenn es ans Sterben ginge. Wen juckts!

    1. Wen’s juckt? Mich!

      (Wenn ich könnte, setzte ich mich jetzt in den Zug und führe auf ein paar Spaziergänge und lange Gespräche zu Ihnen hin. Ich komm hier nur bis zur Messe nicht weg.)

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