III, 455 – Something about Brad

Das in der Höhe seines Rumpfes aufgesäbelte Marzipanbrot: so kommt man aztekenhaft besser an sein Mandelpastenherz (L’arrachecoeur). Es oblatenfein tranchieren und auf der Zunge zergehen lassen.
Und in die Peripherien der alltäglichen Großtaten (solchen, die sich gedanklich auftürmen, und solchen, die einem momentan tatsächlich als gelungen vorkommen (aber dieses Dopamin hält nie lange an)), schlich sich in den letzten Tagen noch eine andere Peripherie, diejenige der umbrischen Hauptstadt.
Noch während der Zeit, als ich Besuch hatte, kam eine Nachricht von dorther von einem, dem ich schon mal begegnet bin. Dahinter steckte die Bitte einer Hiesigen, dem jungen Mann aus P., der ja nun schreibe und den sie kenne, ein bißchen Zuspruch zukommen zu lassen (woraus sich dann sogar eine – sagen wir mal – Aktion zu Dritt ergab: “spontan” geschriebene Texte an eine Hauswand zu projizieren während einer “Weißen Nacht” vor etlichen Jahren (also mit recht viel Menschen unten auf dem Platz); der Projektor stand im Fenster meines Schlafzimmers). Ein paar Mails zu seinen Problemen, irgendwo mit seinen Texten unterzukommen. Aber was soll ich als Solipsist dazu schon sagen? Immerhin machte ich die Anstrengung, ein damals erschienenes Buch von ihm zu lesen. Ich weiß nur noch, daß ich zu der einen oder anderen Stelle etwas sagen konnte. Was, weiß ich nicht mehr.
Dann eine lange Pause, bis er mich mal überraschend besuchte, weil er gerade zufällig in Amelia war.
Dann in diesem Januar die Anfrage, ob ich sein neues Buch haben wolle. Das habe nur er, und man könne es sonst nicht bekommen. “Why not”, dachte und schrieb ich. Hierauf gleich die Anfrage, ob ich Mitglied in seinem Kulturverein werden wolle, Jahresbeitrag: 1 Euro. Jut, meinetwegen auch das. IBAN wurde auch gleich mitgeteilt.
Das Buch kam nun in der letzten Woche nebst Vereinszeitschrift (sechs oben links bzw. rechts simpel geheftete DIN-A-3-Blätter; um die Rückseite zu lesen, muß man das jeweilige Blatt auf den Kopf stellen) und Mitgliedsausweis.
Die Nachfrage nach dem zu überweisenden Preis brachte mir die Anfrage ein, ob ich was für die Zeitschrift (mit dem sinngemäßen Titel “Die Randbezirke”, also wohl Peripherien) beizusteuern hätte. Ich verwies auf die paar ital. Gedichte im Blog. Er entschied sich ziemlich sofort für das zuletzt eingestellte. Nicht lange danach die Bitte um Rat, ob er seine Autobiographie (?) einer wahrscheinlich “alternativen” Theaterkompanie in Bologna anbieten solle (Link dazu war dabei). Ich versuchte mich herauszuschlängeln aus einem Terrain, das ich nie betreten. Noch später dann das Bekenntnis, er habe ein Problem. Er wolle es mir per Mail schildern.
Die kam dann heute. Er habe da so einen über zwei Dutzend Seiten langen Text geschrieben, um an einem Preisvergabe teilzunehmen. Er nannte den Namen des Preises. Ob ich den kennte? Sein Problem sei, daß der Text weder Autobiographie, noch Frau, noch Roman sei, sondern sich ganz den Vorgaben der Themen widme, die sich der Preis selber zum vorgesetzt habe. Was er nun tun solle? Nun kenne ich weder den Text noch die Autobiographie (oder ist es das Buch, das ich damals gelesen?), noch wüßte ich, wie eine Autobiographie in Szene zu setzen wäre. Da müßte man schon selber in die Hand nehmen.
Ich antwortete zeitverzögert (ich war mitten in der Arbeit) sinngemäß, er müsse schon selber gutheißen, was er als Text verfertige. Frei nach dem Meistersinger-Motto: mach dir selbst die Regel und halte dich daran.
Na, immerhin werde ich dann wohl in der Peripherie von P. mit einem Text erscheinen auf einer DIN-A-3-Seite. Samt Roy Lichtenstein, den ich darin zitiere. An sein Buch selbst traue ich mich noch nicht ran.
Ich sitz’ an einem Meer, das zu Benzin geworden, und spiel’ am Strand mit einer Streichholzschachtel.

L’eau de la mer était transformée en pétrole et un enfant jouait avec des boîtes d’allumettes sur la plage.

Mit den zwei Streichhölzern, die ich herausnahm, begab ich mich zur Apotheke und zur Post, auf dem Rückmarsch riß ich sie an, die Beine liefen feurioho! Und schleppten, einmal oben zu Asche geworden, brav die Gasflasche vom Auto bis in den Hof. Es klang beim Absetzen der schweren Last auf den einzelnen Stufen der Hoftreppe wie leerer Glockenton.

Warte, warte nur ein Weilchen, dann brennest auch du.

III, 454 – Nemontemi et al.

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