Sonntag spätnachmittags

Alle zwei Wochen wieder, wenn ich meinen kleinen Sohn sonntags zurück zu den Wellen gebe (eine Kinderfrau oder ein Freund bringt ihn hinüber; heute wurde ein indisches Restaurant als Übergabestelle vereinbart), dieses bittere Gefühl von Leere. Ich brauche immer wenigstens drei Stunden, um den faden Geschmack trauernder Vergeblichkeit hinunterzuschlucken. Den Jungen Montag morgens in den Kindergarten zu bringen und ihn dann erst wieder Donnerstag nachmittags zu mir zu holen, ist nur halb so schlimm. Die Oper nachher wird helfen, danach wird wieder das Zweite Leben beginnen (oder das Erste, aus welcher Perspektive man nun grade blickt). Gehört auch das zu Männern und Frauen? – Bis Donnerstag bin ich dann der „freie“ Schriftsteller, ungebunden, herumflirtend, herumspielend, aber auch im Kampf mit Literaturbetrieblern und Gläubigern… was ich, wenn der Junge bei mir ist, fast völlig wegzublenden verstehe: Doppelleben.
Aber es sind in Wirklichkeit mehr als nur zwei. (Deftige Grenzgänge darunter. Und der fürsorgende Vater dann wieder. Eine seltsam disharmonische Allianz mit mir selbst.)

NB: Ich will unbedingt etwas über das Verhältnis von Arbeitstheoremen und Privatheit schreiben: Kleine Theorie des literarischen Bloggens (2). Mal sehen, wann ich’s schaffe.